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Selbstmedikation bei sozial Benachteiligten. Eine Befragung von Tafelnutzerinnen und Tafelnutzern durch den öffentlichen Gesundheitsdienst

Kooperationen
Untere Gesundheitsbehörden, Sozialpharmazie: Unna, Neuss, Düren, Münster
Tafeln: Unna, Neuss, Münster, Düren

Status
abgeschlossen

Projektbeschreibung
Seit 2004 müssen nicht rezeptpflichtige Arzneimittel bis auf wenige Ausnahmen von den gesetzlich Krankenversicherten selbst bezahlt werden. Sozial benachteiligte Menschen können sich Arzneimittel im Rahmen der Selbstmedikation nicht immer leisten. Sie sind dabei auf Unterstützung angewiesen oder verzichten auf die Selbstmedikation.

Ziel der Untersuchung war es, in Erfahrung zu bringen, in welchem Ausmaß sozial Benachteiligte Selbstmedikation vermeiden und auf welche Arzneimittel am ehesten verzichtet wird. Dazu führte das LZG.NRW in Kooperation mit unteren Gesundheitsbehörden und Organisationen von Tafeln im Jahr 2012 eine Befragung von Betroffenen durch, die berechtigt sind, an Tafeln Produkte des täglichen Bedarfs zu beziehen. Geklärt werden sollte, inwieweit sie in den vergangenen 12 Monaten Selbstmedikationsarzneimittel bezogen hatten beziehungsweise wie oft sie darauf aus finanziellen Gründen verzichten mussten. Dazu lagen Erhebungsbögen in Ausgabestellen von "Tafeln" der Städte Düren, Unna, Münster und Neuss aus.

Ergebnisse: Es konnten 391 Erhebungsbögen ausgewertet werden. Mehr als zwei Drittel der Erhebungsbögen wurde von Frauen ausgefüllt. Am häufigsten wurden Selbstmedikationsarzneimittel gegen Schmerzen und Fieber, Nasentropfen und Mittel gegen Magenbeschwerden gekauft. Aus finanziellen Gründen wurden aber auch auf den Kauf von Arzneimitteln aus diesen Arzneigruppen am häufigsten verzichtet.

Schlussfolgerung: Sozial Benachteiligte kaufen sich Arzneimittel im Rahmen der Selbstmedikation, solange sie es sich finanziell leisten können. Allerdings zeigt die Untersuchung auch, dass Verzicht geübt wird, wenn das Geld nicht reicht. In der Zukunft muss untersucht werden, was dieser Verzicht für die Gesundheit des Einzelnen und für seine Lebensqualität beziehungsweise für die Gesundheit der Bevölkerung insgesamt bedeutet. Außerdem ist zu diskutieren, wie Menschen in prekären Lebensverhältnissen in die Lage versetzt werden können, ihren Bedarf an notwendigen Arzneimitteln der Selbstmedikation zu decken.

Selbstmedikation bei sozial Benachteiligten. Eine Befragung bei Tafelnutzerinnen und -nutzern
Dr. Udo Puteanus, LZG.NRW

Selbstmedikation bei sozial Benachteiligten. Zwischen Verzicht und umstrittenen Arzneimitteln (Poster)
Inge Döring (Kreisgesundheitsamt Düren), Udo Puteanus (Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen)