Dr. Sebastian Thole
Leiter des Fachbereichs Infektionsschutz
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Als nosokomiale Infektion bezeichnet man eine Infektion, die sich im Laufe eines längeren Aufenthalts in einer medizinischen oder pflegerischen Einrichtung entwickelt. Genauer gesagt betrifft dies gemäß Definition des Nationalen Referenzzentrums für Surveillance von nosokomialen Infektionen (NRZ) Infektionen, bei denen der Infektionstag - also der Tag mit dem ersten Krankheitssymptom - frühestens der dritte Tag des Aufenthaltes in der entsprechenden Einrichtung ist.[1] Zu nosokomialen Infektionen zählen insbesondere postoperative Wundinfektionen, aber auch Harnwegsinfekte, Lungenentzündungen oder Blutvergiftungen, die durch in den Körper eingebrachte Medizinprodukte bedingt werden.
Erreger, die gegen Antibiotika resistent sind, erschweren zunehmend eine Behandlung und bedeuten eine zusätzliche Belastung für die betroffenen Patientinnen und Patienten. Studien haben gezeigt, dass sich die Zahl nosokomialer Infektionen durch sorgfältige Organisation der Abläufe in den Einrichtungen, geeignete hygienische Maßnahmen sowie eine rationale Antibiotikatherapie deutlich reduzieren lässt. Laut Einschätzungen der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH) könnten bestimmte nosokomiale Infektionen mit geeigneten Maßnahmenbündeln sogar komplett vermieden werden ("zero tolerance").[2]
Aufgabe des Landeszentrums Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) als fachliche Leitstelle gemäß § 27 Gesetz über den öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen (ÖGDG NRW) ist unter anderem die Unterstützung und Beratung des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) bei der Wahrnehmung der infektionshygienischen Überwachung in Krankenhäusern und anderen medizinischen und nicht-medizinischen Einrichtungen. Das LZG.NRW erarbeitet Richtlinien und Handlungsempfehlungen und berät zur Verbesserung der Infektions- und Krankenhaushygiene.
[1] Nationales Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen, Robert Koch-Institut: Definitionen nosokomialer Infektionen für die Surveillance im Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS-Definitionen), Berlin 2017.
[2] Walger P, Popp W, Exner M.: Stellungnahme der DGKH zu Prävalenz, Letalität und Präventionspotenzial nosokomialer Infektionen in Deutschland 2013. Hygiene & Medizin. 38 (2013), 7/8, S. 329-338.