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AG Aufwachsen

Seelische Gesundheit ist eine wesentliche Voraussetzung für Lebensqualität und soziale Teilhabe. Kindern und Jugendlichen ein seelisch gesundes Aufwachsen zu ermöglichen ist bedeutsam, da viele psychische Störungen bereits im Kindes- und Jugendalter entstehen und bis ins Erwachsenenleben bestehen bleiben können. Neben der individuellen Belastung wirken sich psychische Störungen auch auf Personen des Umfelds aus und führen zu gesellschaftlichen Folgekosten.

Die Arbeitsgruppe (AG) Aufwachsen beschäftigte sich mit den Themen Resilienz, Kinder psychisch und suchtkranker Eltern und Gesunde Mediennutzung.

Personen folgender Institutionen waren als ständige Mitglieder in der AG Aufwachsen vertreten: Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Federführung), Ärztekammer Nordrhein (Federführung), Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte – Landesverband Nordrhein, Gesundheitsamt Oberbergischer Kreis, GKV-Bündnis für Gesundheit NRW, Landesanstalt für Medien NRW, Landesfachstelle Familie, Geschlechtervielfalt und Sucht BELLA DONNA der Suchtkooperation NRW, Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen, Ministerium für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen, Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen, Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen.

Neben den unten aufgeführten Maßnahmen werden weitere Aktivitäten zur Förderung der seelischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in den beteiligten Institutionen der AG Aufwachsen umgesetzt. Nähere Informationen zu den Maßnahmen der AG Aufwachsen finden Sie in der folgenden Übersicht und auf einem Übersichtsposter:

Poster der AG Aufwachsen

Zunächst wurden bestehende Angebote und Bedarfe im Bereich Resilienz und gesunde Mediennutzung erhoben und ausgewertet. Dazu wurden NRW-weit Fachkräfte aus dem Gesundheits-, Sozial- und Bildungswesen online befragt. Ergänzt wurden diese Informationen durch leitfadengestützte Expertengespräche in Form von Einzel- und Gruppeninterviews. Daraus wurden Zielimpulse und Handlungsempfehlungen für die Arbeit der LGP abgleitet und in drei Papieren veröffentlicht:

Ergebnisbericht: Resilienz von Kindern und Jugendlichen
Zielimpulse und Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppe "Gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen" zum Schwerpunktthema Resilienz
Ergebnisbericht: Gesunde Mediennutzung

Mit dem Landesprogramm KIPS Prävention NRW fördern das GKV-Bündnis für Gesundheit und das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen die konkrete Umsetzung nachhaltiger Angebote zur Stärkung der Resilienz von Kindern psychisch kranker und suchtkranker Eltern.

https://kips.nrw/

Das Gesundheitsförderungsprogramm Schatzsuche ist ein Eltern-Programm zur Förderung der Resilienz und seelischen Gesundheit von Kindern im Alter von null bis sechs Jahren in Kindertageseinrichtungen und Familienzentren. Es wird seit 2023 gemeinsam von den Krankenkassen / -verbänden in NRW (GKV NRW) und dem Landesamt für Gesundheit und Arbeitsschutz Nordrhein-Westfalen (bis 30.06.2025: Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen) finanziert und umgesetzt.

Eltern-Programm Schatzsuche in Nordrhein-Westfalen

Mit der Machbarkeitsstudie co*gesund untersuchten Wissenschaftlerinnen der Hochschule für Gesundheit Bochum (Department für Angewandte Gesundheitswissenschaften) im Verbund mit der Hochschule Bielefeld (Fachbereich Sozialwesen) die psychosozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf bildungsbenachteiligte junge Menschen im Alter von 16 bis 24 Jahren. Dies erfolgte mit einem besonderen Fokus auf die Ressourcen, die den Jugendlichen bei der Übergangsbewältigung zwischen Schule, Ausbildung und Beruf zur Verfügung stehen. Zudem wurde untersucht, welche Maßnahmen in den Settings Schule und berufsvorbereitenden Maßnahmen sich förderlich oder hinderlich auf die psychosoziale Gesundheit der jungen Menschen auswirken.

Hochschule Bielefeld: co*gesund: Studie zu psychosozialen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf bildungsbenachteiligte Jugendliche

In der Rubrik „Frage des Monats“ haben die Landesanstalt für Medien NRW und das Landeszentrum Gesundheit NRW in regelmäßigen Abständen zentrale Fragen zur gesunden Mediennutzung beantwortet, mit dem Ziel, Fachkräften Impulse für ihre Medienarbeit vor Ort und Hinweise auf weiterführende Arbeitsmaterialien und Ideen aus der Praxis zu liefern.

Die Bandbreite der Internet-Challenges von witzigen Trends bis zu gesundheitsgefährdenden Aktionen ist groß. Von daher kommt es ganz auf die Challenge selbst an. Der Gruppendruck bei einer Nominierung kann insbesondere Jugendliche jedoch zu waghalsigen Aktionen bewegen.

Immer wieder stellen sich Menschen auf sozialen Netzwerken und Videoplattformen gegenseitig Herausforderungen. Wird eine sogenannte Challenge von vielen Nutzenden im Netz aufgegriffen, spricht man davon, dass sie trendet. Bei solchen Trends kann es sich um harmlose Aktionen handeln, die Spaß machen, oder positive Impulse setzen können. Positive oder nicht-schädliche Challenges können zum Beispiel sein:

  • Fitnessübungen, Sport-Challenges oder bestimmte Tanz-Choreografien,
  • kreative Aufgaben und künstlerische Herausforderungen,
  • Aktionen für einen guten Zweck, wie die Ice Bucket Challenge, die das Bewusstsein für die Krankheit ALS fördern und Geld für Forschung sammeln sollte,
  • Geschicklichkeitsaufgaben, wie zum Beispiel einen Flaschendeckel von der Flasche treten.

Aber nicht alle Challenges sind zwangsläufig harmlos. Manche von ihnen können sogar richtig gefährlich werden: Nach einer Studie der Landesanstalt für Medien NRW vom Februar 2024 sind die meisten Challenges zwar harmlos (64,6 %) oder sogar als positiv zu bewerten (4,9 %). Knapp ein Drittel (30,5 %) der Challenges, die auf TikTok in Umlauf sind, sind jedoch möglicherweise physisch oder auch psychisch gefährlich. 1,1 % der Challenges können sogar tödlich enden. Sowohl die Plattform TikTok als auch die postenden Personen sprechen für potenziell gefährliche Handlungen aber eher selten entsprechende Warnungen aus.

Studie der Landesanstalt für Medien NRW: Challenge Accepted: Welche Challenges sich auf TikTok verbreiten und wie Kinder und Jugendliche sie wahrnehmen

Eine große Gefahr bei Internet-Trends für Jugendliche besteht auch darin, dass häufig ein Gruppendruck erzeugt wird. Vor allem dann, wenn man persönlich und manchmal sogar öffentlich im Internet zur Challenge aufgefordert wird. Die Experimentierfreudigkeit und der Wunsch nach Zugehörigkeit können Jugendliche zu waghalsigen und gefährlichen Aktionen bewegen.

Nicht immer fällt Jugendlichen schon vor dem Ausführen einer Challenge auf, dass oder auch warum diese möglicherweise gefährlich sein kann. Hier können vor allem regelmäßige Gespräche über Challenges und ihre Gefahren sinnvoll sein. Bei der Entscheidung, ob man bei einer Challenge mitmachen möchte oder sollte, kann auch der logo!-Challenge Check! helfen.

ZDF: logo!: Nicht alle Challenges sind lustig!

Mehr Informationen zum Thema:

Klicksafe: Challenges bei TikTok, YouTube & Co.

ZDF: logo!: Challenges im Netz - Das solltet ihr beachten

SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht: Online-Challenges: Wie Eltern ihre Kinder schützen können

Die Frage des Monats "Sind Internet-Challenges gefährlich?" wurde von der Landesanstalt für Medien NRW verfasst.

Das Internet bietet eine Fülle von Angeboten, Inhalten, Möglichkeiten und Zeitvertreiben, die insbesondere Kinder und Jugendliche in ihrer Freizeit gerne nutzen. Von Informationsbeschaffung und (Schul-) Arbeit bis hin zu Kommunikationsmöglichkeiten, Spielen oder auch anderen Freizeitbeschäftigungen – das Internet bietet alles davon. Und das nicht zu knapp. So viele Chancen und Möglichkeiten durch das Internet auch entstehen können, kann es umso mehr dazu führen, dass sich gerade junge Menschen, die einen gesunden Umgang mit digitalen Medien erst lernen müssen, zunehmend davon überfordert fühlen. Dabei gibt es einige Faktoren, die in eine solche Überforderung mit hineinspielen können. Und ebenso einige Möglichkeiten, Kinder und Jugendliche beim Umgang mit diesen zu unterstützen.

Fehlende Orientierung

Informationen, Neuigkeiten und Nachrichten sind längst nicht mehr nur in (Online-) Zeitungen oder auf den Webseiten von Nachrichtenanbietern zu finden. Auch in sozialen Medien stoßen wir immer wieder auf Nachrichten, Weltgeschehnisse und Katastrophen aller Art – ob wir das möchten oder nicht. Das kann auf Dauer überfordern und belasten. Darüber hinaus erschwert die Fülle von Inhalten zunehmend das Erkennen von faktisch korrekten Inhalten und Desinformation und begünstigt somit Unsicherheiten im Umgang mit Nachrichten. Das kann sich auf verschiedene Weise auf Menschen auswirken. Während einige zum quasi endlosen Scrollen durch negative Nachrichten und problematische Entwicklungen – dem sogenannten Doomscrolling – neigen, tendieren andere dazu, derartige Inhalte gänzlich zu vermeiden.

Doomscrolling dient oft dazu, negative Gefühle hinsichtlich einzelner Nachrichten oder Ereignisse bekämpfen zu wollen, indem man sich näher mit diesen auseinandersetzt. Oftmals erhoffen sich Menschen vom immer weiterführenden Scrollen, dass sie mit zunehmendem Wissen auch zunehmend beruhigt werden, indem sie die Situation besser einschätzen können. In der Regel führt das allerdings zum Gegenteil: Je mehr Inhalte zu Nachrichten, Probleme und negativen Geschehnissen konsumiert werden, desto negativer werden auch die eigenen Gefühle und Einschätzungen der Situation, was wiederum das Weiterscrollen begünstigen kann. Die meisten sozialen Medien haben darüber hinaus einen Feed, der nicht endet, sondern stattdessen immer weiter Beiträge zur Verfügung stellt. Doomscrolling kann so schnell zu einem Teufelskreis werden.

Nachrichten gänzlich aus dem Weg zu gehen ist hingegen eine Bewältigungsstrategie, die darauf abzielt, die unangenehmen Gefühle, Ängste und Sorgen, die mit dem Konsum derartiger Inhalte einhergehen, zu vermeiden. Das kann bei Gefühlen der Überforderung auch erst einmal helfen. Vermeidet man Nachrichten allerdings für eine lange Zeit, kann das zu einer zunehmenden Uninformiertheit der betroffenen Personen führen, was die korrekte Einschätzung von Informationen zunehmend erschweren und die Überforderung mit zum Teil wichtigen Informationen weiter steigern kann. Langfristig entwickelt sich so ein Teufelskreis der News Avoidance. Insgesamt fehlt in beiden Fällen häufig die nötige Orientierung: Wo finde ich verlässliche Quellen und wie erkenne ich sie? Welchen Informationen kann ich Glauben schenken? Und: Wie kann ich das alles eigentlich einordnen?

ZEBRA: Doomscrolling

Ständige Erreichbarkeit

Das Smartphone macht es uns einfach, ununterbrochen online und erreichbar zu sein. Man ist quasi immer auf Abruf – für Familie sowie für Freundinnen und Freunde, manchmal sogar auch für Beruf, Ausbildung oder Studium. Mit der Möglichkeit, immer erreichbar zu sein steigt bei vielen Personen auch die Erwartung, immer erreichbar zu sein. Aber nicht immer hat man die zeitlichen oder emotionalen Ressourcen, um sich dessen so auszusetzen. Auch das kann auf Dauer anstrengend und überfordernd sein.

Gleichzeitig kann das Offline-sein ebenfalls mit Spannung einhergehen. Die Angst, wichtige oder lustige Geschehnisse, Inhalte oder Kommunikation zu verpassen, kann ein bedeutender Stressor sein und dazu verleiten, viel Zeit online zu verbringen. Das wird auch FOMO (fear of missing out, dt.: die Angst, etwas zu verpassen) genannt. Sowohl die Erwartung von anderen als auch das eigene Bedürfnis, ständig online zu sein, können somit zu einer Überforderung im Umgang mit dem Internet werden. Regelmäßige medienfreie Zeiten sind somit oftmals ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Mediennutzung. Gerade unter diesen Gesichtspunkten kann das Einhalten dieser jedoch zur Herausforderung werden.

ZEBRA: Was ist FOMO?

Belastende Inhalte

Soziale Medien zu nutzen und dort Inhalte zu posten ist mittlerweile spielend einfach und kann schnell innerhalb von ein paar wenigen Klicks erfolgen. Das macht sie zu einer großartigen Möglichkeit von Menschen, sich ohne großen Aufwand an Online-Trends, Diskursen oder Communities zu beteiligen. Gleichzeitig kann es passieren, dass Nutzende Inhalte hochladen, die nicht für soziale Medien bestimmt sind.

Gewaltvideos, harte Pornografie sowie Inhalte über Katastrophen, Krieg und Hass sind mittlerweile auch auf sozialen Medien vertreten und können, selbst wenn sie von den Plattformen gelöscht werden, noch immer andere Menschen, darunter auch Kinder und Jugendliche, erreichen. Derartige Inhalte können auf diese verstörend, traumatisierend oder sogar entwicklungsbeeinträchtigend wirken. Die Überforderung entsteht dann nicht nur in der Frage, wie man mit solchen Beiträgen korrekt umgehen kann, sondern auch in der emotionalen Verarbeitung dieser.

Im Umgang mit dem Internet unterstützen

Es gibt viele verschiedene Faktoren, die dazu führen können, dass sich insbesondere Kinder und Jugendliche vom Internet überfordert fühlen. Das kann zum Teil sehr individuell sein. Möchte man junge Menschen bei ihrem Umgang mit digitalen Medien unterstützen, ist es also wichtig, auch in den Dialog zu treten und ihnen den Raum zu geben, darüber zu sprechen, was sie bei diesem Thema beschäftigt und wobei sie sich Unterstützung wünschen.

Darüber hinaus können folgende Punkte relevant sein:

  • Einstellungen: Die richtigen Einstellungen am Smartphone oder Tablet können dabei helfen, den konstanten Fluss von Informationen zu reduzieren. Beispielsweise können Benachrichtigungen von Instagram, TikTok und Co. ausgestellt, Zeitlimits festgelegt und Messenger-Dienste stummgeschaltet werden. Das kann dabei helfen, sich bewusste Auszeiten von digitalen und sozialen Medien zu nehmen und weniger oft dazu verleitet zu werden, das Smartphone in die Hand zu nehmen, um nachzusehen, was hinter den Benachrichtigungen steckt.
  • Grundlagenwissen: Insbesondere bei Problemen wie Doomscrolling, News Avoidance oder auch dem Erkennen von Desinformation kann es helfen, über ein gewisses politisches und gesellschaftliches Wissen Grundwissen zu verfügen. Das kann dabei helfen, Nachrichten und Beiträge besser einschätzen zu können sowie die Einschätzung von Desinformation zu erleichtern. Vermittelt man Kindern und Jugendlichen ein solches Wissen auf eine ressourcenorientierte Art und Weise, kann das außerdem Gefühle der Ohnmacht und Hilflosigkeit in solchen Kontexten verringern. Beispielsweise kann je nach Thema auch im Schulunterricht oder AGs gemeinsam überlegt werden, was man selbst tun kann, um bei gesellschaftlichen Problemen zu helfen.
  • Kompetenzvermittlung: Um online sicher zu agieren und mit möglichen Gefühlen der Überforderung umgehen zu können, ist es wichtig, eine gewisse Sicherheit mit Online-Medien zu entwickeln. Dazu eignet sich eine kontinuierliche Vermittlung von Medienwissen und -fertigkeiten, die ein umfassendes Bewusstsein für wichtige Themen fördert, sowie Möglichkeiten der produktiven Nutzung an die Hand gibt. Auch mögliche Ansprechstellen und -personen innerhalb der pädagogischen Einrichtung, die bei Unsicherheiten aufgesucht werden können, können dabei helfen, Jugendliche bei Überforderung im Netz zu unterstützen.
  • Eine Balance finden: Auch wenn das manchmal schwierig oder belastend sein kann, ist es gerade für ältere Jugendliche wichtig, sich zunehmend selbst zu relevanten Themen zu informieren. Vermittelt werden kann dabei einerseits die Kompetenz, vertrauenswürdige Quellen sowie Desinformation erkennen zu können. Andererseits kann auch darüber gesprochen werden, wie man dabei eine Balance finden kann. Beispielsweise können Jugendliche feste Zeiten setzen, in denen sie sich zu derartigen Themen bei ein paar wenigen, vorher ausgewählten Nachrichtenanbietern informiert. Darüber hinaus sollte auf eine möglichst nachrichtenfreie Online-Umgebung geachtet werden, beispielsweise indem Accounts von Nachrichtendiensten oder auch von Influencer*innen, die über gesellschaftliche und politische Ereignisse berichten, entfolgt werden. Auch das Blockieren von bestimmten Hashtags kann dabei helfen.
  • Achtsamkeit vermitteln: Herauszufinden, was für einen selbst ‚gesunde Mediennutzung‘ bedeutet, ist nicht immer einfach und hängt oft damit zusammen, womit man sich selbst wohl fühlt und was einem gut tut. Achtsamkeit zu vermitteln und Jugendlichen Möglichkeiten an die Hand zu geben, ihren Konsum bewusst zu reflektieren, kann ihnen dabei helfen, eine gesunde Mediennutzung zu entwickeln.
  • Ressourcen nutzen: Eine kontinuierliche Medienkompetenzvermittlung ist umfangreich und kann unter Umständen eine Aufgabe sein, die Fachkräfte nicht nur viel Zeit kostet, sondern für diese auch überfordernd sein kann. Um Fachkräfte dabei zu unterstützen, bieten Webseiten wie beispielsweise Klicksafe oder das Internet-ABC viele verschiedene (Unterrichts-) Materialien und Lernmöglichkeiten, die dafür genutzt werden können. Für den Einbezug der Eltern und Erziehungsberechtigten, der insbesondere im Kontext Medienkompetenz relevant ist, können Bildungseinrichtungen in NRW über das Angebot Eltern und Medien kostenlose Elternabende zu bestimmten Medienthemen in Anspruch nehmen.

klicksafe.de

Internet-ABC e. V.

Eltern und Medien - Landesanstalt für Medien NRW: So erreichen Sie uns

Die Frage des Monats "Was ist zu tun, wenn Kinder sich vom Internet überfordert fühlen?" wurde von der Landesanstalt für Medien NRW verfasst.

Digitale Medien sind meist sehr enge Begleiter in unser aller Alltag. Das wird häufig negativ beleuchtet und die kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit medialen Angeboten ist oftmals ein integraler Bestandteil darin, zu lernen, gesund und verantwortungsbewusst mit diesen umzugehen. Ebenso wichtig ist es jedoch, auch die Chancen und produktiven Nutzungsmöglichkeiten zu betrachten, die mit derartigen Medien einhergehen können. So besteht beispielsweise auch die Möglichkeit, Gesundheit mit Hilfe digitaler Medien gezielt zu fördern. Dafür gibt es mittlerweile einige Angebote, die Kinder und Jugendliche darin auf ganz verschiedene Art und Weise unterstützen können.

Bewegung und Sport

Eine Möglichkeit, wie digitale Medien unsere Gesundheit fördern können, ist, indem sie Kinder und Jugendliche dazu bringen können, aktiv zu werden und Spaß an Bewegung zu bekommen. Apps, Computer-Spiele oder auch zum Beispiel YouTube-Videos können Impulse zum Tanzen, Toben und Bewegen geben. So kann für Kinder und Jugendliche der Zugang zum Sport spielerisch gestaltet und erleichtert werden.

Beispiele hierfür sind beispielsweise das Projekt „Get up. Stand up. Move up.“ der Uni Kassel, das Grundschulkinder während der Covid19-Pandemie dazu animieren sollte, sich regelmäßig zu bewegen. Oder auch die App „#digitanz“, die Jugendlichen den Tanzsport näherbringen sollte. Beide Projekte sind mittlerweile nicht mehr aktiv, veranschaulichen aber gut, wie digitale Medien
Gesundheit und Sport unterstützen können.

Es gibt darüber hinaus mittlerweile eine große Anzahl von Apps oder Online-Inhalten, die Impulse, Ideen und Pläne für sportliche Aktivitäten liefern, zum Teil auch individuell auf die Person und ihre derzeitigen sportlichen Fähigkeiten abgestimmt. Auch das Kennenlernen oder sogar ausprobieren neuer Sportarten kann online erfolgen. Mit Trackern, Tagebüchern und ähnlichem, können Apps außerdem dabei helfen, neue gesunde Routinen zu etablieren.

Projekt "Get Up. Stand Up. Move Up"

Digitale Gesundheitskompetenz stärken

Gesundheitskompetenz bedeutet, die Fähigkeit zu besitzen, mit Informationen über Gesundheit umzugehen. Das heißt, diese nicht nur zu verstehen, sondern auch, sie zu finden. Insbesondere dabei bietet das Internet viele mögliche Angebote, um sich über Gesundheit und eine gesunde Lebensführung zu informieren. Hier ist vor allem die Auswahl von vertrauenswürdigen
Informationen und deren korrekte Einordnung entscheidend. Das ist in der Fülle von Informationsangeboten online allerdings nicht immer so einfach. Gesundheitsportale, die Kinder und Jugendliche nutzen können, um sich über alle Themen rund
um Gesundheit informieren zu können, sind beispielsweise clever.gesund und klick2heath.net. Auch das DiGa-Verzeichnis kann dabei unterstützen, eine passende digitale Gesundheitsanwendung für sich zu finden. Darüber hinaus bietet die Verbraucherzentrale Orientierung und Faktenchecks rund um Gesundheitswerbung.

Gesundheitsportal für Kinder und Jugendliche: clever.gesund

Projektwebseite: klick2health.net

Datenbank: digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA)

Verbraucherzentrale: Gesundheitlicher Verbraucherschutz im digitalen Health-Style-Markt

Wellness und mentale Gesundheit

Neben der körperlichen Gesundheit ist es gerade in Online-Kontexten auch wichtig, auf seine psychische Gesundheit zu achten. Auch hier gibt es zahlreiche Inhalte, Videos und Apps, die dabei unterstützen können und auch explizit Möglichkeiten und Informationen bieten, um sich dafür den nötigen Raum zu schaffen: Sie bieten Impulse an, darauf zu hören, wie man sich selbst fühlt, sich Auszeiten zu schaffen, achtsam zu sein und auch einfach mal abzuschalten. Manche Apps bieten auch die Möglichkeit, eine Art Tagebuch zu führen, zu reflektieren, wie es einem geht und somit mehr Aufmerksamkeit auf seine psychische Gesundheit zu legen.

Einschränkung der Nutzung

Manchmal kann sich eine online-basierte Förderung der Gesundheit auch offline abspielen. Beispielsweise, indem eine Pause von sozialen Medien, Online-Kommunikation oder auch digitalen Geräten selbst genommen wird. Auch hierbei gibt es Geräteeinstellungen oder auch Apps, die dazu motivieren und dabei unterstützen, sich öfter mal eine digitale Auszeit zu nehmen. Wann es sinnvoll ist und einem guttun kann, seine Online-Nutzung einzuschränken, unterscheidet sich von Person zu Person und hängt oft davon ab, welche Medien man nutzt und wie man sich dabei in seinem (digitalen) Alltag wohlfühlt. Wie eine gesunde Mediennutzung aussieht, ist somit sehr individuell. Da Mediennutzung allerdings auch pathologische Züge annehmen kann, ist es gut, auch präventiv einen Blick darauf zu haben, wie viel Zeit man mit digitalen Medien verbringt und regelmäßig Auszeiten einzubauen.

ZEBRA: Wann spricht man von Internetsucht?

Frage des Monats: Wie viel Zeit mit digitalen Medien ist gesund? (10. Frage auf dieser Seite)

Serviceorientierte Apps

Apps können nicht nur dabei helfen, sein Leben auf eine gesunde Art und Weise umzustrukturieren oder zu ergänzen, sondern können auch wichtige Erinnerungen oder Struktur geben. Beispielsweise gibt es Apps, die daran erinnern, seine Medikamente einzunehmen, oder dass Impfungen, Untersuchungen oder weitere Arztbesuche anstehen. Solche Apps dienen zudem gleichzeitig oft als eine Art Tagebuch, in dem Symptome und Verläufe von Erkrankungen festgehalten werden können. Auch einige Krankenkassen selbst bieten derartige Apps an, die die Gesundheit fördern und bei Krankheit unterstützen können.

Den richtigen Umgang mit Medienangeboten vermitteln

Webseiten, Apps und weitere digitale Medienangebote können praktische, gut zugängliche und schnell einsetzbare Möglichkeiten sein, sich mit der eigenen Gesundheit auseinanderzusetzen und diese zu fördern. Sie können Vorschläge individuell auf Personen anpassen, ermöglichen es, seine Fortschritte zu verfolgen, und bieten Motivation und Unterstützung, wenn es darum geht, gesunde Gewohnheiten und Routinen zu entwickeln. Trotz allem gibt es wie bei vielen anderen medialen Angeboten auch wichtige Aspekte und mögliche Risiken, denen man sich bei der Nutzung bewusst sein sollte. Gibt man Kindern und Jugendlichen gesundheitsfördernde Angebot an die Hand oder probiert diese gemeinsam mit diesen aus, sollten also auch folgende Punkte dabei vermittelt werden:

  • Datenschutz: Nutzt man Apps, um Unterstützung bei Sport, Hilfe oder Entspannung zu bekommen, ist es wichtig darauf zu achten, welche und wie viele persönliche Daten man von sich preisgibt. Gerade kostenlose Apps und Angebote sammeln derartige Daten über Personen, weshalb ein verantwortungsbewusster Umgang mit persönlichen Informationen wichtig ist.
  • Umgang mit Fremden: Haben Apps oder Webseiten die Funktion, sich online mit anderen zu vernetzen und auszutauschen, beispielsweise durch Foren oder auch persönliche Chats, kann das dabei helfen, sich gegenseitig zu motivieren. Sie bieten aber auch immer das Risiko, von fremden Personen angeschrieben zu werden, die nicht immer gute Absichten haben. Mobbing, Belästigung und Cybergrooming sind hierbei Risiken, über die umfangreich aufgeklärt werden sollte.  
  • Konsum: Nutzt man digitale Medien, um sich über seine Gesundheit zu informieren und auf diese zu achten, kann das dabei helfen, sich insgesamt wohl und fit zu fühlen. Derartige Angebote sollten aber nicht der Grund sein, warum die Smartphone- oder Tabletnutzung plötzlich exponentiell ansteigt.
  • Balance finden: Apps und digitale Angebote können uns dabei helfen, gesund und fit zu bleiben. Wird die Nutzung von ihnen exzessiv oder sogar zu einer Obsession mit Sport, dem eigenen Essverhalten oder auch möglichen Krankheitsbildern, können sie jedoch auch den gegenteiligen Effekt haben. Es ist wichtig darauf zu achten, welche Angebote einem in welchem Ausmaß guttun und wie man eine gute Balance zwischen gesundheitsbewusstem und seinem alltäglichen Verhalten finden kann.

Grundsätzlich gibt es nicht immer eine klare Definition dessen, was gesund ist, gesund macht oder gesund hält – insbesondere, wenn es nicht nur um körperliche Gesundheit geht. Auch kleine Dinge und Veränderungen können dazu beitragen, dass unser Leben ein bisschen einfacher, lustiger, schöner und damit auch gesünder wird. Wie "gesunde" Veränderungen und Mediennutzung in seinem Leben aussehen können, kann und sollte also jede Person für sich selbst entscheiden.

Die Frage des Monats "Gesundheitsfördernde Medienangebote für Kinder und Jugendliche" wurde von der Landesanstalt für Medien NRW verfasst.

Während häufig die negativen Auswirkungen und Risiken der Mediennutzung auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen beleuchtet werden, bietet der gezielte Einsatz digitaler Medien auch vielfältige Chancen zur Förderung der seelischen Gesundheit. In der Frage des Monats Juni möchten wir aufzeigen, welche Möglichkeiten und Ansätze es gibt und welche Herausforderungen dennoch bestehen.

Wie wird die seelische Gesundheit mit digitalen Medien gefördert?

Nachfolgend stellen wir Strategien sowie Medientypen vor, die potenzielle gesundheitsförderliche Aspekte aufweisen:

Zugang zu Informationen und Bildungsangeboten:
Diverse Inhalte im Internet befassen sich mit der seelischen Gesundheit und adressieren gezielt Kinder und Jugendliche. Sie vermitteln unter anderem Wissen zu psychischen Störungen oder geben Tipps zur Selbsthilfe. Durch das Internet haben Kinder und Jugendliche uneingeschränkten Zugang zu Informationen zur psychischen Gesundheit. So übernehmen beispielsweise Apps die Funktion eines „Stimmungstagebuchs“. Hier können Jugendliche ihre Gefühle und Stimmungen festhalten. Die Selbstreflexion über die verschiedenen Stimmungen trägt zur Bewusstseinsbildung bei. Daneben gibt es Plattformen, die geführte Meditationen und Achtsamkeitsübungen in Form von Videos anbieten. Diese können helfen, Stress und Ängste abzubauen.

Serious Games und Gamification:
Unter Serious Games werden Computer- und Videospiele verstanden, die der Wissensvermittlung dienen. Mit spielerischen Elementen wird die Motivation gefördert, um zum Beispiel den Heilungsprozess von psychisch kranken Kindern und Jugendlichen zu unterstützen. Dieser Ansatz kann sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken, indem beispielsweise Wissen zur Förderung der persönlichen Widerstandsfähigkeit in kritischen Lebenssituationen vermittelt wird.

Mobile Gesundheitsanwendungen:
Kinder und Jugendliche sind zunehmend mit der Nutzung mobiler Anwendungen zur Unterstützung ihres Alltags vertraut. Zahlreiche Apps sind speziell auf die Bedürfnisse von Kindern und Heranwachsenden zugeschnitten. Dazu gehören beispielsweise Apps mit Achtsamkeitsübungen oder Anregungen zur Stressbewältigung, Apps mit einer digitalen Tagebuchfunktion oder auch Apps, die als Impulsgeber für Bewegung mit Bewegungsideen fungieren. Durch sie erhalten junge Menschen Empfehlungen und werden dabei unterstützt, gesundheitsbezogene Ziele zu erreichen. Solche Apps können präventiv eingesetzt werden, um einen gesunden Lebensstil zu fördern. Sie bieten Informationen zur psychischen Gesundheit und Unterstützung bei der Bewältigung alltäglicher Herausforderungen.

Onlinegestützte Beratungs- und Therapieangebote:
Online-Beratungen oder Online-Therapien können eine wichtige Ergänzung zur Face-to-Face Psychotherapie sein oder zunächst einen Einstieg in ein Beratungs- oder Therapieangebot darstellen. Sie bieten vor allem einen niedrigschwelligen und anonymen Zugang zu professioneller Unterstützung. Dies kann besonders für junge Menschen hilfreich sein, die möglicherweise Hemmungen haben, persönliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, oder die in akuten Krisensituationen schnelle Hilfe benötigen. Darüber hinaus stehen diese Dienste den Jugendlichen häufig rund um die Uhr zur Verfügung, was insbesondere in Krisensituationen von Vorteil sein kann. Sie eröffnen die Möglichkeit einer sofortigen und flexiblen Hilfe, die per Chat, Mail oder auch telefonisch erfolgen kann. Zudem besteht auch die Möglichkeit, eine Peer-Beratung in Anspruch zu nehmen. Bei Bedarf können die Fachkräfte oder Peer-Beraterinnen und Peer-Berater der Online-Beratung an weiterführende Angebote und persönliche Beratungsstellen vermitteln, um eine umfassende Unterstützung zu gewährleisten.[2,3]

Für Jugendliche gibt es mehrere Anlaufstellen im Internet, um anonym und kostenlos Hilfe von psychologischen Fachkräften zu erhalten. Ein Beispiel ist die Plattform „krisenchat.de“. Das niederschwellige, virtuelle psychosoziale Beratungsangebot richtet sich an junge Menschen bis zum Alter von 25 Jahren, senkt die Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen und bietet schnelle Unterstützung in Krisensituationen.

Online-Plattform: krisenchat

Welche Herausforderungen gibt es?

Natürlich darf der Einsatz von digitalen Medien zur Förderung der psychischen Gesundheit nicht ungefiltert empfohlen und sollte immer kritisch hinterfragt werden. Im Folgenden sind einige Aspekte aufgeführt, die beachtet werden sollten:

Qualität der Angebote:
Es sollte berücksichtigt werden, dass nicht alle digitalen Angebote wissenschaftlich fundiert sind. Die Verlässlichkeit der vermittelten Informationen kann variieren und im schlimmsten Fall zu Fehlinformation und Verwirrung führen.

Checkfragen:

  • Wurde das Angebot von vertrauenswürdigen Institutionen entwickelt?
  • Steht ein wirtschaftliches Interesse hinter dem Angebot?
  • Sind die Beraterinnen und Berater qualifiziert?
  • Ist das Angebot evidenzbasiert?

Datenschutz und Anonymität:
Gerade, wenn es um persönliche und sensible Gesundheitsdaten von Minderjährigen geht, sind die Datenschutzbestimmungen besonders wichtig. Apps und Plattformen sollten daher mit hohen und strengen Sicherheitsstandards arbeiten, um die Privatsphäre ihrer Nutzerinnen und Nutzer zu schützen.

Checkfragen:

  • Wird in dem Angebot die Datenschutz-Grundverordnung (DGSVO) berücksichtig?
  • Welche personenbezogenen Daten der Nutzerinnen und Nutzer werden aufgenommen?
  • Wo werden die personenbezogenen Daten gespeichert?

Übermäßige Nutzung:
Auch wenn die Förderung der psychischen Gesundheit im Vordergrund der Angebote steht, kann eine intensive Nutzung zu negativen Folgen, wie z. B. Abhängigkeit, soziale Isolation oder Schlafstörungen, führen. Daher ist es wichtig, eine gesunde Balance bei der Nutzung digitaler Medien zu finden. Kinder und Jugendliche sollten von Eltern, Erziehungsberechtigten und Fachkräften dabei unterstützt werden, einen bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu entwickeln und zu pflegen. [1,2]

Checkfragen:

  • Wurden Nutzungsregeln und Zeitlimits mit den Kindern und Jugendlichen besprochen?
  • Wird die Nutzung einer Anwendung begleitet?

Welche Zukunktsperspektiven bieten digitale Medien zur Förderung der seelischen Gesundheit?

Fakt ist, Kinder und Jugendliche wachsen heute mit digitalen Medien auf. Sie sind Teil ihres Alltags. Zu einem gesunden Aufwachsen gehört daher auch die Entwicklung und Förderung eines gesunden Medienumgangs, der einen ausgewogenen und verantwortungsvollen Umgang beinhaltet. Umso wichtiger ist es, nicht nur die negativen Folgen der Nutzung digitaler Medien durch Kinder und Jugendliche in den Blick zu nehmen. Vielmehr sollte ein reflektierter und bedürfnisorientierter Umgang mit digitalen Medien zur Förderung eines gesunden Medienumgangs von Kindern und Jugendlichen angestrebt werden. Als Fachkraft wäre es empfehlenswert, die Nutzung zu begleiten und bedarfsorientiert anzupassen. Zudem sollten vorrangig evidenzbasierte Anwendungen eingesetzt werden.

Auf der Online-Plattform „Frag Zebra“ finden Sie als Fachkraft weitere hilfreiche Hinweise zu der Frage „Welche Auswirkungen hat Mediennutzung auf mentale Gesundheit?“. In dem Artikel werden die positiven und negativen Effekte kurz beleuchtet und Hinweise zur Prävention gegeben.

ZEBRA: Welche Auswirkungen hat Mediennutzung auf mentale Gesundheit?

[1]Dadaczynski K., Tolks D.: Digitale Public Health: Chancen und Herausforderungen internetbasierter Technologien und Anwendungen. Public Health Forum 26 (2018), Nr. 3, S.275-278.

[2]Bittlingmayer U., Dadaczynski K. et al.: Digitale Gesundheitskompetenz – Konzeptionelle Verortung, Erfassung und Förderung mit Fokus auf Kinder und
Jugendliche. Bundesgesundheitsblatt 63 (2020), S. 176-184, unter: https://doi.org/10.1007/s00103-019-03087-6 (Abruf: 10.07.2024).

[3]Hebestreit A., Sina E.: Wirkungen digitaler Medien auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen mit Schwerpunkt auf dem Verzehr ungesunder Lebensmittel. Bundesgesundheitsblatt 67 (2024), S. 292–299, unter: https://doi.org/10.1007/s00103-024-03834-4 (Abruf 10.07.2024).

Digitale Medien halten immer mehr Einzug in unseren Alltag und ein Aufwachsen ohne deren Nutzung bzw. den Umgang mit ihnen ist nicht mehr wegzudenken. Ein gesundes Aufwachsen mit Medien wird daher immer wichtiger, so dass das Interesse an Forschungsergebnissen und Studien zum Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen gerade für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung an Bedeutung gewinnt. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über aktuelle Studien zum Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen. Diese Texte basieren auf dem Beitrag "Welche interessanten Studien zu Medien gab es in letzter Zeit?" der Landesanstalt für Medien NRW auf ihrer Online-Plattform "Frag Zebra".

Welche Studien gibt es zu Kindern und Jugendlichen in den Medien und wer führt sie durch?

JIM-Studie
Die jährliche JIM-Studie (JIM steht dabei für „Jugend, Information, Medien“) wird bereits seit über 25 Jahren veröffentlicht. Seit 1998 erhebt der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest (mpfs) die Studie, die sich mit der Mediennutzung von Jugendlichen beschäftigt. Die repräsentative Erhebung wird telefonisch und online bei etwa 1.200 jungen Menschen zwischen zwölf und 19 Jahren durchgeführt. Sie werden zu ihrer Medienausstattung, Freizeitaktivitäten, Mediennutzung, ihrem Vertrauen in Nachrichtenangebote und anderen Themen befragt.

Um allgemeine Entwicklungen auch über längere Zeiten in der sich schnell wandelnden Medienlandschaft erkennen und dokumentieren zu können, ist die Studie als Langzeitprojekt angelegt und dient unter anderem im Bereich der Bildung und Kultur als Ansatzpunkt für Konzepte und neue Strategien.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: JIM-Studie 2023- Jugend, Information, Medien

KIM-Studie
Die KIM-Studie („Kinder, Internet, Medien“) ähnelt in ihrem Prinzip der JIM-Studie, auch hier werden etwa 1.200 Kinder repräsentativ zu ihrem Medienumgang befragt. Da in diesem Fall jedoch der Fokus auf sechs- bis 13-Jährigen liegt, findet die Befragung persönlich und mündlich statt, zusätzlich werden außerdem schriftliche Fragen an die Haupterziehungsberechtigten gestellt.

Wie die JIM-Studie ist auch die KIM-Studie ein Langzeitprojekt des Medienpädagogischen Forschungsverband Südwest (mpfs) und befragt die Kinder zu Themen wie Medienausstattung, Medienbeschäftigung in der Freizeit oder Vorbildern – die Basisstudie wird allerdings erst seit 1999 veröffentlicht.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest: KIM-Studie 2022- Kindheit, Information, Medien

Weitere Beispiele:
Im Rahmen der Cyberlife-Studie des „Bündnis gegen Cybermobbing“ in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse werden in mehrjährigen Intervallen Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler zur Problematik von Ausgrenzung, Mobbing und Cybermobbing unter Jugendlichen befragt. 

Cyberlife-Studie 2022: Spannungsfeld zwischen Faszination und Gefahr- Cybermobbing bei Schülerinnen und Schülern

Die DAK-Studien der DAK-Gesundheit untersuchen seit 2019 das Thema Mediensucht bzw. problematische Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen und befragen dazu jeweils etwa 1.000 zehn- bis 17-jährige Kinder und Jugendliche und jeweils ein Elternteil aus repräsentativ ausgewählten deutschen Haushalten.

DAK-Gesundheit: DAK-Studie Mediensucht 2023/24

Die Bitkom-Studie des Bundesverbands der deutschen Informations- und Telekommunikationsbranche sammelt Informationen zur Medienausstattung und -nutzung von Kindern sowie ihrer digitalen Privatsphäre und Erfahrungen im Netz.

Bitkom e.V.: Bitkom Kinder- und Jugendstudie 2022

Den gesamten Original-Artikel der Landesanstalt für Medien NRW "Welche interessanten Studien zu Medien gab es in letzter Zeit?" könnten Sie auf der Online-Plattform "Frag Zebra" nachlesen.
ZEBRA: "Welche interessanten Studien zu Medien gab es in letzter Zeit?"

Wo erhalten Sie als Fachkraft Hinweise für die praktische Arbeit?

Im Juli 2023 wurde S2k-Leitlinie 027-075 zu dysreguliertem Bildschirmgebrauch bei Kindern und Jugendlichen veröffentlicht. Sie wurde von einer Kommission erarbeitet, die sich aus verschiedenen Fachverbänden und Institutionen zusammensetzt, wie die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ) sowie die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA). Sie bietet einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu übermäßiger Mediennutzung und Computerspielsucht bei jungen Menschen. Mittels des aktuellen Forschungsstandes wurden von den Expertinnen und Experten konsensbasierte Empfehlungen für die pädiatrische Versorgung sowie für Eltern und Familien abgeleitet. Mit der Leitlinie werden alle Einrichtungen und Personen angesprochen, die sich mit Fragen zur Kinder- und Jugendgesundheit auseinandersetzen.

Was ist das Ziel der Leitlinie?

  • Die Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse zum problematischen Bildschirmmediengebrauch bei Kindern und Jugendlichen.
  • Handlungsempfehlungen für den Umgang mit Bildschirmmedien für Fachkräfte und Eltern bereitstellen.

Welche Empfehlungen für Fachkräfte können aus der Leitlinie abgeleitet werden?

Nachstehend finden Sie eine Übersicht über Punkte, bei denen Fachkräfte Eltern und Familien unterstützen können:

  • Es wird empfohlen, dass Kinder unter drei Jahren im Idealfall keine Medien nutzen sollten. Bei älteren Kindern sollte auf eine streng limitierte Nutzung geachtet werden.
  • Eltern sollten über die Risiken sowie über die richtige Handhabung (wie z. B. Jugendschutzeinstellungen, Zugriffszeiten auf das Gerät oder regelmäßige Softwareaktualisierungen) von Bildschirmmedien Bescheid wissen und mit entsprechenden Informationsangeboten unterstützt werden.
  • Wichtig ist es den Medienkonsum der jungen Menschen regelmäßig und gemeinsam zu reflektieren und bei Bedarf professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
  • Den Eltern und den Fachkräften muss klar sein, dass sie eine Vorbildfunktion in Bezug auf die Mediennutzung haben. Sie sollten dazu motiviert werden, auf die Nutzung von Bildschirmmedien in Gegenwart von jüngeren Familienmitglieder zu verzichten.
  • Die Leitlinie empfiehlt  Bildschirmmedien nicht als Belohnung oder Bestrafung einzusetzen und stattdessen alltagstaugliche Alternativen zu fördern.[1]

Die Leitlinie ist über das Register der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaft e. V. (AWMF) abrufbar.

 AWMF: S2k-Leitlinie 027-075 "Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend"

  • Die JIM-Studie 2023 ergab, dass Jugendliche im Durchschnitt 224 Minuten pro Tag im Internet verbringen. Der Großteil dieser Zeit wird für soziale Medien und Messenger wie WhatsApp, Instagram oder TikTok genutzt, aber auch Entertainment-Angebote von Online-Streaming-Plattformen wie Netflix oder YouTube sind sehr beliebt.
  • YouTube (33 %), TikTok (30 %) und Instagram (29 %) werden von den Befragten außerdem und insbesondere mit zunehmendem Alter als Informationsquelle über das aktuelle Weltgeschehen angegeben. Dabei werden sie im Internet regelmäßig mit demokratiegefährdenden und strafbaren Inhalten konfrontiert. So begegneten viele Jugendliche im letzten Monat Fake News (58 %), beleidigenden Kommentaren (51 %), extremen politischen Ansichten (42 %), Verschwörungsideologien (40 %) und Hassbotschaften (39 %). 14 % der Befragten gaben darüber hinaus an, Beleidigungen oder Anfeindungen gegen sich selbst gesehen zu haben. Die Kontakthäufigkeit steigt hier bei allen Phänomenen mit zunehmendem Alter.
  • Leider ist auch abseits von Desinformation, Extremismus und Hassrede die Nutzung von sozialen Medien oder Online-Gaming für junge Menschen nicht ungefährlich. So wurde jede dritte weibliche und jeder vierte männliche Jugendliche wurde im Internet schon einmal sexuell belästigt – zumeist geschieht dies über Instagram (35 %), TikTok (20 %) und Snapchat (14 %). Fast ein Viertel der Jugendlichen wurde zudem im letzten Monat vor der Befragung ungewollt mit pornografischen Inhalten konfrontiert.
  • Kinder besitzen oftmals noch keine eigenen Geräte, konsumieren jedoch bereits Medien über die Endgeräte ihrer Eltern, Geschwister oder anderer älterer Personen in ihrem Umfeld. Insgesamt nutzen 70 % der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren das Internet – der Anteil steigt dabei eindeutig mit zunehmendem Alter. Ab einem Alter von 10-11 Jahren besitzen 58 % der Kinder ein eigenes Smartphone, zwei Drittel der Eltern, deren Kinder das Internet nutzen, geben jedoch an, keine Filter oder Sicherheitseinstellungen zum Jugendmedienschutz zu verwenden.
  • Gefragt nach den liebsten Smartphone-Apps (ohne Antwortvorgabe) nannte jedes zweite Kind WhatsApp, 30 % zählen YouTube zu ihren Lieblings-Apps, 28 % TikTok. Interessant hierbei: Sowohl TikTok als auch Instagram sind auch mit elterlicher Zustimmung vor Vollendung des 13. Lebensjahres eigentlich nicht erlaubt.
  • Nach Einschätzung der Haupterziehungsberechtigten sind Kinder an einem Wochentag durchschnittlich 43 Minuten online, auch hier steigt die Nutzungsdauer stark mit zunehmendem Alter. Nur eins von zehn befragten Kindern gibt an, nie Suchmaschinen zu nutzen, der Rest verwendet sie zumindest selten, regelmäßig oder sogar täglich. Gesucht wird dabei meist nach Informationen für die Schule, jeweils ungefähr die Hälfte der Kinder sucht nach Hilfe bei der Lösung von Problemen oder surft im Rahmen von Online-Shopping.
  • 50 % der Jungen und 38 % der Mädchen spielen gelegentlich Spiele, für die sie eigentlich zu jung sind – dies könnte damit zusammenhängen, dass 44 % der Eltern die USK-Kennzeichnung lediglich für eine pädagogische Empfehlung halten.
  • 5 % der internetnutzenden Kinder waren schon einmal mit digitalen Inhalten konfrontiert, für die sie zu jung waren, 3 % berichten von unangenehmen Inhalten, 4 % waren bereits von Online-Inhalten verängstigt. Ähnliches berichten Erziehungsberechtigte: 10 % der Eltern internetnutzender Kinder geben an, dass ihr Kind schon einmal mit problematischen Inhalten im Internet konfrontiert wurde. 6 % der Kinder geben außerdem an, bereits unangenehme Leute im Internet getroffen zu haben.
  • Die Haupterziehungsberechtigten haben insgesamt ein ambivalentes Verhältnis zum Medienumgang ihrer Kinder. Zwar stimmen 80 % der Aussage zu, dass das Internet Gefahren für Kinder birgt, zugleich sehen 86 % auch Chancen für Kinder, im Netz Neues zu lernen. Bei knapp der Hälfte (48 %) darf oder dürfte das Kind das Internet auch ohne Aufsicht nutzen. Der Großteil sieht sowohl sich als Eltern, als auch die Schule in der Verantwortung, Kindern den richtigen Umgang mit Medien zu zeigen.
  • Insgesamt zeigt die KIM-Studie 2022, dass immer mehr Kinder Medien selbstständig und ohne Begleitung von Erwachsenen verwenden. Insbesondere digitale Spiele und das Internet werden zunehmend allein genutzt. Gleichzeitig setzen Eltern wenig technische Hilfsmittel ein, um Kinder vor ungeeigneten Inhalten zu schützen. Diese Entwicklung zeigt eindeutig die Bedeutung der frühen Förderung eines kompetenten Umgangs mit digitalen Medien.

[1] Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ): S2k-Leitlinie 027-075 "Prävention dysregulierten Bildschirmmediengebrauchs in Kindheit und Jugend". 2023, unter https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/027-075 (Abruf 04.06.2024).

Die aktuell veröffentlichten Ergebnisse der HBSC-Studie haben deutlich gemacht, dass Fälle von Cybermobbing zunehmen. Diese Erkenntnisse haben wir in der Frage des Monat März zusammengefasst. Klar ist, dass Kinder und Jugendliche einem erhöhten Risiko von Cybermobbing ausgesetzt sind und Mobbing zunehmend in den virtuellen Raum verlagert wird, so dass es rund um die Uhr erfolgen kann - unabhängig von persönlichen Begegnungen in Schule oder Freizeiteinrichtungen. Fachkräfte können Kinder und Jugendliche, die von Cybermobbing betroffen sind, unterstützen und dem Cybermobbing präventiv entgegenwirken. 

Was versteht man unter Cybermobbing?

Der Begriff "Cybermobbing" bezeichnet das gezielte und wiederholte Belästigen, Bedrohen und Erniedrigen von meist Gleichaltrigen mithilfe digitaler Medien, wie zum Beispiel sozialen Netzwerken oder Online-Spielen. Dies erfolgt beispielsweise durch das Verbreiten von Gerüchten oder das Teilen und Versenden von beleidigenden Nachrichten oder Kommentaren.

Welche Auswirkungen kann Cybermobbing auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen haben?

Die Auswirkungen von Cybermobbing auf die seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sind vielfältig: Es besteht nicht nur ein erhöhtes Risiko für Depressionen, emotionales Leid und selbstverletzendes bis hin zu suizidalem Verhalten. Ferner können psychosomatische Symptome wie Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und Schlaflosigkeit Folgen von Mobbing sein.

Viele junge Menschen wissen nicht, wie sie sich vor Angriffen und Belästigungen im Netz schützen können. Gerade diese Unsicherheit führt häufig zu Frustration und Selbstzweifeln, da das Internet als unkontrollierbarer Raum wahrgenommen wird.

In der virtuellen Welt sind die Hemmschwellen für beleidigendes und verletzendes Verhalten oft viel niedriger als im realen Leben. Anonymität und Distanz zu den Personen im Netz können Mobbende ermutigen, rücksichtloser zu handeln, ohne mit direkten Konsequenzen rechnen zu müssen. Diese Dynamik verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit seitens der Betroffenen.

Des Weiteren ist die Reichweite von Cybermobbing deutlich größer als beim Mobbing in der realen Welt. Ein beleidigender Kommentar oder ein peinliches Foto verbreiten sich viel schneller und können gleichzeitig von mehreren Personen registriert werden. Das Bewusstsein, dass eine Vielzahl von Personen im Netz Zeuge der möglichen Demütigung sein können, führt zu einem verstärkten Schamgefühl bei den Betroffenen.

Es ist wichtig, Kinder und Jugendliche über die Risiken im Internet aufzuklären und ihnen die notwendigen Fähigkeiten und Ressourcen zu vermitteln, sich selbst zu schützen.

Wie erkenne ich Cybermobbing?

Pädagogische Fachkräfte, Eltern oder Erziehungsberechtigte sollten für mögliche Anzeichen von Cybermobbing sensibilisiert sein. Die Landesanstalt für Medien hat wichtige Anzeichen auf ihrer Internetseite zusammengetragen, unter anderem sind das:
  • Auffällige Verhaltensänderungen der Kinder und Jugendlichen im Alltag, wie Rückzug, Angstzustände oder Reizbarkeit. 
  • Das Selbstwertgefühl Betroffener nimmt ab. Sie sind traurig, niedergeschlagen und haben Minderwertigkeitsgefühle.
  • Kinder und Jugendliche ziehen sich zunehmend aus Aktivitäten zurück, daraus resultiert soziale Isolation.
  • Eine Abnahme der Nutzung digitaler Endgeräte kann ein Hinweis darauf sein, dass ein Kind oder ein Jugendlicher Mobbing erlebt. 
  • Das körperliche Wohlbefinden wird schlechter: Die Betroffenen fühlen sich häufiger krank und fehlen deshalb öfter in der Schule.[1]
Die isolierte Betrachtung der Anzeichen ist nicht immer geeignet, um das Vorhandensein von Cybermobbing festzustellen. Dennoch können sie wichtige Indizien sein. Falls sich ein Cybermobbing-Verdacht verhärtet, ist es ratsam, das Gespräch zu den betroffenen Kindern oder Jugendlichen zu suchen und Hilfe anzubieten.

Was kann ich tun, wenn ich als Fachkraft Cybermobbing beobachte? 

Die EU-Initiative "klicksafe" und die Online-Plattform "Frag ZEBRA" haben auf ihren Internetseiten praktische Handlungshinweise für Betroffene, pädagogische Fachkräfte und Eltern aufgeführt, die einen Orientierungsrahmen bieten, um Cybermobbing zu begegnen. Basierend auf diesen Hinweisen haben wir drei "Erste Hilfe-Maßnahmen" formuliert, die Sie beim Bewältigen von akuten Cybermobbing-Vorfällen unterstützen können:

  1. Eine vertrauensvolle Beziehung aufbauen und einen sicheren Ort bereitstellen: Sorgen Sie dafür, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen sich bei Ihnen sicher und unterstützt fühlen. Bieten Sie einen Raum an, in dem sie offen ihr Erlebtes wiedergeben können. Ermutigen Sie die Kinder und Jugendlichen, den Vorfall zu schildern, und begegnen Sie mit Verständnis und Empathie. 
  2. Schätzen Sie die Situation schnell ein, um Selbst- und Fremdgefährdung zu identifizieren: Seien Sie sensibel für Anzeichen von Selbst- und Fremdgefährdung und scheuen Sie sich nicht, danach zu fragen. Dies ist wichtig, um die Sicherheit der Beteiligten zu gewährleisten. Besteht der Verdacht einer Gefährdung, sollten umgehend Maßnahmen eingeleitet werden, um die Situation aufzulösen und weitere Unterstützung zu organisieren. Wenn Sie weitere Personen zur Hilfestellung kontaktieren, beachten Sie, sich gegebenenfalls die notwendige Einverständniserklärung der Eltern/Erziehungsberechtigten einzuholen.
  3. Klären Sie das weitere Vorgehen mit den Betroffenen ab: Besprechen Sie mit den betroffenen Kindern oder Jugendlichen, welche Unterstützung sie sich wünschen. Untermauern Sie, dass Sie seine/ihre Bedürfnisse respektieren und keine Maßnahmen ohne sein/ihr Einverständnis ergreifen werden. Ermutigen Sie die Betroffenen, sich gegebenenfalls an Vertrauenslehrkräfte, Klassenmitglieder oder an die Eltern zu wenden, um effektive Hilfe und Unterstützung zu erhalten.[2, 3]

Beispielhafte Arbeitsmaterialien zum Thema Cybermobbing

Nachfolgend haben wir einige Arbeitsmaterialien aufgeführt, die Sie in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen rund um das Thema Cybermobbing unterstützen können:

Tipps für Betroffene
Betroffene fühlen sich hilflos und überfordert mit der Situation und nicht jede und jeder verfügt über die Fähigkeiten und Kompetenzen, adäquat auf einen Cybermobbing-Vorfall zu reagieren. Sie als Fachkraft können Kindern und Jugendlichen Hinweise geben und sie im Umgang mit Cybermobbing unterstützen.
klicksafe.de: Cybermobbing - was tun? Hilfe und Tipps

Handbuch: "Was tun bei (Cyber)Mobbing? Systemische Intervention und Prävention in der Schule"
Das Handbuch beinhaltet Grundlageninformationen zum Thema Cybermobbing. Zudem erhalten Praktikerinnen und Praktiker anhand von zehn Praxisprojekten Anregungen, wie das Thema Cybermobbing zum Beispiel im Unterricht integriert werden kann. Ferner wird aufgezeigt, wie systemisches Konfliktmanagement im Setting Schule umgesetzt werden kann.
klicksafe.de: Handbuch "Was tun bei (Cyber)Mobbing?"

Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App 
Die Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App ermöglicht es Jugendlichen, sich über Mobbing aufklären zu lassen und "Erste Hilfe" zu bekommen. Sie bietet zwar keine ausführliche Mobbingberatung für Betroffene, ist aber eine erste hilfreiche Orientierung. In der App führen zwei Guides mithilfe von kurzen Videosclips durch die App und geben konkrete Verhaltenstipps. Des Weiteren werden unter anderen rechtliche Hintergrundinformationen und Links zu Beratungsstellung vorgestellt. 
klicksafe.de: Cyber-Mobbing Erste-Hilfe App

Online-Plattform "Frag Zebra"
Auf der Online-Plattform "Frag Zebra" gibt es eine Vielzahl an Antworten rund um das Thema Cybermobbing, die einen guten Überblick über aufkommende Fragen geben können.
ZEBRA: Cybermobbing

Die Antwort auf die Frage "Wie merke ich als Pädagoge, dass Cybermobbing stattfindet, und was kann ich dagegen tun?" auf der Online-Plattform "Frag Zebra" gibt pädagogischen Fachkräften praxisorientierte Hinweise, wie sie mithilfe von Präventions- und Interventionsmaßnahmen gegen Cybermobbing vorgehen können.
ZEBRA: "Wie merke ich als Pädagoge, dass Cybermobbing stattfindet, und was kann ich dagegen tun?"

Initiativen, Programme und Informationsangebote zum Thema Cybermobbing

Es gibt eine Vielzahl an lokalen und regionalen Angeboten von Mobbing- und Konfliktberatung sowie Initiativen und Aktionsgruppen, die vor allem das Ziel haben, präventiv gegen Cybermobbing vorzugehen. 

Kinder- und Jugendschutz für NRW
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert mit Mitteln des Kinder- und Jugendförderplans die Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Nordrhein-Westfalen e. V. (AJS). Als Fach- und Servicestelle stellt sie aktuelle Informationen sowie Informationsmaterial bereit. Des Weiteren bietet die Fach- und Servicestelle Unterstützung bei der Suche nach Referentinnen und Referenten zum Thema Cybermobbing.
AJS NRW 

Schulpsychologische Beratungsstellen
Cybermobbing und Mobbing sollten im Idealfall dort öffentlich gemacht werden, wo sie auftreten. Im Setting Schule beispielsweise können Lehrkräfte, die das Vertrauen der Schülerinnen und Schüler genießen, Vorfälle thematisieren. In diesem Kontext kann es sinnvoll sein, Strukturen wie Vertrauenslehrkräfte oder Beratungslehrkräfte mit einzubeziehen. Darüber hinaus stehen Fachkräfte für Sozialarbeit sowie die Beratungsstellen des schulpsychologischen Dienstes als Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für pädagogische Fachkräfte in den fünf Regierungsbezirken zur Verfügung.
Schulministerium NRW: Schulpsychologische Beratungsstellen

[1] Landesanstalt für Medien NRW: Wie erkenne ich, ob mein Kind gemobbt wird?. o. J., unter: 
https://www.fragzebra.de/antwort/wie-erkenne-ich-ob-mein-kind-gemobbt-wird (Abruf: 07.05.2024). 

[2] Medienanstalt Rheinland-Pfalz AöR: Cybermobbing- was tun? Hilfe und Tipps. 2023, unter https://www.klicksafe.de/cybermobbing (Abruf: 07.05.2024). 

[3] Landesanstalt für Medien NRW: Was kann ich tun, wenn mein Kind gemobbt wird? o. J., unter  https://www.fragzebra.de/antwort/was-kann-ich-tun-wenn-mein-kind-gemobbt-wird  (Abruf 07.05.2024). 

"Immer mehr Kinder in Europa sind von Cybermobbing betroffen." "Schulkinder werden zunehmend im Internet bedroht und beleidigt." "Beschimpfen, beleidigen und bloßstellen wird zum Alltag von Schülerinnen und Schülern." Diese Aussagen sind in aktuellen Medienberichten häufig zu finden. Neue Erkenntnisse für Deutschland und Europa liefern die aktuellen Auswertungen der Health Behavior in School-aged Children study (HBSC Studie). Wir geben Ihnen einen kurzen Überblick über die wichtigsten Erkenntnisse zum Thema Cybermobbing.

Was versteht man unter Mobbing und Cybermobbing?

Mobbing:

  • Mobbing umfasst eine Verhaltensweise, bei der eine oder mehrere Personen wiederholt und mit Absicht negativ auf ein Opfer einwirken. Dies kann körperliche, verbale oder soziale Schikanen umfassen. Bei Kindern und Jugendlichen tritt Mobbing oft in Umgebungen mit Machtungleichgewicht auf, wie in der Schule oder unter Gleichaltrigen. Das Machtungleichgewicht unter Schülerinnen und Schüler spiegelt sich beispielsweise durch unterschiedliche Körpergrößen und Stärken, aber auch Faktoren wie die soziale Eingebundenheit in die Gemeinschaft wider. 

Cybermobbing:

  • Cybermobbing wird analog zum Mobbing definiert und findet im digitalen Raum statt. Es bezieht sich auf den Einsatz von digitalen Medien, wie Soziale Medien, Messaging-Apps oder Onlineplattformen, um andere zu belästigen, zu bedrohen oder zu erniedrigen. Dies kann sich beispielsweise auf das Verbreiten von Gerüchten, das Teilen von peinlichen Fotos oder Videos sowie das gezielte Ausschließen oder Herabsetzen von Personen über Online-Kanäle beziehen. Das gefährliche am Cybermobbing ist, dass dieses häufig anonym erfolgt.

Wie steht es um die Verbreitung von Mobbing und Cybermobbing an Schulen in Deutschland?1)

Die Stichprobe umfasst knapp 6500 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5,7 und 9 an 172 Schulen bundesweit, die im Rahmen der HBSC-Studien zu ihren Erfahrungen mit Mobbing und Cybermobbing im Jahr 2022 befragt worden sind. Davon waren 50,3 % Mädchen, 47,5 % Jungen und 1,7 % Heranwachsende, die sich als gender-divers identifizieren. Die Befragten sind unterteilt in die Altersgruppen 11, 13 und 15 Jahre.

Die Untersuchung zeigt, dass Mobbing nach wie vor ein verbreitetes Problem für viele Kinder und Jugendliche in Deutschland ist. Knapp 14 % der Heranwachsenden gaben an, in der Schule gemobbt worden zu sein oder andere gemobbt zu haben. Das bedeutet, dass ungefähr jede siebte Schülerin oder jeder siebte Schüler in Deutschland direkte Erfahrungen mit Mobbing gemacht hat. Cybermobbing tritt mit rund 7 % seltener auf als schulisches Mobbing.

Zu beachten ist, dass die Erfassung von schulischem Mobbing und Cybermobbing durch Selbstberichte der Heranwachsenden möglicherweise zu einer Doppelerfassung geführt haben. Soziale Erwünschtheit und eine begrenzte Anzahl von Items könnten zusätzlich zu einer Untererfassung beitragen haben. Somit könnte es sein, dass die tatsächliche Verbreitung von Mobbing und Cybermobbing viel höher ist als abgebildet.

Jungen sind häufiger Täter von Mobbing in der Schule oder online. Es gibt nur wenige Erkenntnisse zu Mobbing bei Heranwachsenden, die sich als gender-divers identifizieren, obwohl sie möglicherweise einem höheren Risiko ausgesetzt sind, Opfer von Mobbingattacken zu werden.

Altersunterschiede im Mobbingaufkommen waren gering, wobei 13-Jährige häufiger als jüngere und ältere Altersgruppen Mobbing erleben und ausüben.

Mobbing tritt in allen Schulformen auf, wobei Hauptschülerinnen und -schüler höhere Raten von Cybermobbing verzeichnen, während Schülerinnen und Schüler an Gymnasien tendenziell weniger Mobbing erleben als an anderen Schulformen.

Wie steht es um die Entwicklung der Verbreitung von Mobbing und Cybermobbing?   

Die Analyse der Mobbingverbreitung von 2009/10 zeigt, dass 2022 weniger Mobbing berichtet wurde als in den Jahren zuvor. Festgehalten werden kann, dass das Mobbingaufkommen seit 2017/18 insgesamt stabil geblieben ist.

Dagegen ist der Untersuchung zu entnehmen, dass Cybermobbing-Erfahrungen 2022 im Vergleich zu 2017/18 zunehmend präsenter sind, insbesondere bei der Altersgruppe der 13-Jährigen und bei Jungen. Dies könnte durch die vermehrte Nutzung von Online-Medien während der Pandemie begünstigt worden sein. In Bezug auf das Geschlecht zeigt die Analyse, dass Jungen tendenziell häufiger an Cybermobbing beteiligt sind. Mädchen sind seltener an Cybermobbing beteiligt, sowohl als Opfer als auch als Täterin. Gender-diverse Jugendliche berichten wiederum häufiger von Cybermobbing. Unklar an dieser Stelle ist, ob insgesamt mehr Schülerinnen und Schüler von Mobbing betroffen sind, oder ob diejenigen, die bereits Erfahrungen mit schulischem Mobbing gemacht haben, nun zusätzlich auch Cybermobbing erleben.

Was können Fachkräfte aus den Ergebnissen mitnehmen?

Um Mobbing effektiv zu bekämpfen, ist eine kontinuierliche und verstärkte Umsetzung von Anti-Mobbing-Maßnahmen von entscheidender Bedeutung. Ebenso sollten Strategien für Fachkräfte gefördert und sichtbar gemacht werden, mit denen sie betroffenen Kindern und Jugendlichen helfen können, um individuelle und situationsspezifische Lösungsstrategien zu entwickeln. Gerade kooperative Strategien erwiesen sich in der Praxis als hilfreich, um Mobbing in Schulen zu bekämpfen. Kooperative Strategien zeichnen sich dadurch aus, dass sie auf Teamarbeit und gemeinschaftliches Handeln aller Beteiligten abzielen, um ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, Mobbing zu vermeiden und das Wohlbefinden aller Schülerinnen und Schüler zu verbessern. Wichtig sind zudem Kooperationen zu lokalen Einrichtungen der Gesundheitsfürsorge (wie zum Beispiel Beratungsstellen, Ärztinnen und Ärzten oder Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten), da Mobbing ein Risiko für die körperliche und psychische Gesundheit Heranwachsender darstellt. Mit Blick auf den gestiegenen Anteil von Cybermobbing ist es wichtig, Kinder und Jugendliche beim kompetenten Umgang mit digitalen Medien zu unterstützen sowie angemessene digitale Kommunikation in sozialen Medien zu fördern.

Wie Fachkräfte Cybermobbing erkennen und präventiv handeln können, wird Thema der nächsten Frage des Monats im April sein.

Was untersucht die Health Behavior in School-aged Children (HBSC)-Studie?

Die “Health Behavior in School-aged Children (HBSC)-Studie” wurde 1982 von Forschenden aus Finnland, Norwegen und England in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Europa ins Leben gerufen und bildet die größte Kinder- und Jugendgesundheitsstudie weltweit. Seit über 40 Jahren beteiligen sich 51 Länder in Europa und Nordamerika an der Studie, um das Gesundheitsverhalten von Kindern und Jugendlichen im schulischen Kontext zu untersuchen. Dies umfasst Themen wie körperliche Aktivität, Ernährungsgewohnheiten, psychische Gesundheit, Substanzkonsum, soziale Beziehungen und das Risikoverhalten im Zusammenhang mit Gesundheit. Seit den 1990er Jahren ist auch Deutschland an der Studie beteiligt. Die HBSC-Studie begann zunächst in Nordrhein-Westfalen und wird seit 2009/10 bundesweit durchgeführt. Die nationale Studie basiert auf einem Datensatz von etwa 20.000 Schülerinnen und Schülern im Alter von etwa 11, 13 und 15 Jahren und ist somit nicht nur international, sondern auch in Deutschland eine bedeutende Datenquelle, die die Gesundheit von Schülerinnen und Schülern widerspiegelt.

1) Die dargestellten Ergebnisse beziehen sich auf den Artikel "Mobbing und Cybermobbing an Schulen in Deutschland: Ergebnisse der HBSC-Studie 2022 und Trends von 2009/10 bis 2022", der im Journal of Health Monitoring des Robert Koch-Instituts im März 2024 (Ausgabe 1/2024) erschienen ist.

Cybergrooming bezeichnet das gezielte Ansprechen von Kindern im Internet, um sie in sexualisierte Gespräche zu verwickeln oder sie für entsprechende Handlungen zu missbrauchen. In Deutschland ist Cybergrooming als besondere Begehungsform des sexuellen Missbrauchs von Kindern strafbar. Fachkräfte können Cybergrooming in der Prävention, aber auch durch angemessenes Reagieren im Ernstfall, akut entgegenwirken.

Was sind Hinweise auf Cybergrooming und wie erkenne ich diese als (pädagogische) Fachkraft?

Ein Kind sitzt auf der Treppe, in der einen Hand hält er ein Smartphone, mit der anderen stützt er seinen Kopf
Bild: ©Jatuporn Tansirimas - stock.adobe.com

Wenn ein Kind auf einmal außergewöhnlich viel am Handy ist, weil es im Internet eine neue Person kennengelernt hat, wenn es seine Chats akribisch geheim halten möchte oder sich mit "neuen Freunden" treffen möchte, können das Indizien für Cybergrooming sein. Andererseits kann es für diese Verhaltensmuster auch unzählige weniger bedenkliche Erklärungen geben. Auch, wenn ein Kind sich vermehrt zurückzieht und auffallend still ist, kann dies ein Anzeichen dafür sein, dass im Netz etwas schief gegangen ist.

Leider gibt es keine pauschal zu beobachtenden und sicheren Anzeichen dafür, dass ein Kind Opfer von Cybergrooming wird. Je nach Alter und Reife verstehen manche Kinder den sexuellen Aspekt des Cybergroomings gar nicht, andere hingegen trauen sich nicht, mit dem vermeintlich schambehafteten Thema an eine Vertrauensperson heranzutreten.

Was sind gängige Maschen der Täterinnen und Täter?

Cybergrooming kann überall dort im Internet stattfinden, wo Täterinnen und Täter Kinder kontaktieren können - das können Chaträume, soziale Netzwerke, Messengerdienste, aber auch Kontaktmöglichkeiten in digitalen Spielen sein. Oft wird unter Verwendung einer falschen Identität (zum Beispiel gibt sich jemand als gleichaltrige Person aus) in einem netten Gespräch mit Komplimenten eine Vertrauensbasis aufgebaut. Dabei werden Kinder oft bereits nach sensiblen Daten wie Handynummer, Profilnamen in anderen Netzwerken oder sogar ihren Klarnamen und Adressen gefragt.

Früher oder später beginnen Täterinnen und Täter jedoch, mehr Forderungen zu stellen. Das kann der Austausch von Bildmaterial, Audiodateien und sexualisierten Nachrichten sein, aber auch Telefonate oder sogar ein Treffen im echten Leben können zu den Forderungen der Cybergroomer gehören.

Wenn die Kinder sich weigern, werden sie meist unter Druck gesetzt, beispielsweise durch das Einreden eines schlechten Gewissens oder, falls dies nicht genügt, die Androhung von Kontaktabbruch oder der Veröffentlichung persönlicher Daten.

Wie kann ich im Arbeitsalltag über Cybergrooming aufklären und diesem präventiv entgegenwirken?

Im Vordergrund steht ein Mädchen, das erschrocken auf ihr Smartphone blickt, im Hintergrund stehen lachende Kinder
Bild: ©Egoitz Bengoetxea - stock.adobe.com

Präventive Schutzmaßnahmen können Cybergrooming verhindern und sind enorm wichtig. Wenn Kinder alt genug sind, kann man ihnen Cybergrooming als solches erklären und über angemessenes Verhalten in Gefahrensituationen sprechen. Man kann der Gefahr jedoch auch vorbeugen, indem man anhand von Beispielen übt und Regeln für die Nutzung digitaler Medien, den Kontakt mit Fremden und den Umgang mit persönlichen Informationen festlegt.

Auch vor bestimmten Mustern kann gewarnt werden - wenn eine neue Bekanntschaft "zufällig" ausnahmslos alles mit einem Kind gemeinsam hat, könnte das ein Warnsignal sein. Zusätzlich darf auf das Bauchgefühl vertraut werden - ist ein Chat unangenehm, muss man ihn nicht aushalten und weiterführen.

Ebenfalls ist es wichtig, dem Kind auf Augenhöhe zu begegnen und klarzustellen, dass man stets als Ansprechpartnerin oder -partner zur Verfügung steht. Im Optimalfall stellt man diese vertrauensvolle Beziehung über einen längeren Zeitraum und in mehreren Gesprächen her, bleibt im Dialog mit dem Kind und spricht über seine Aktivitäten in der digitalen Welt.

Viele Netzwerke haben automatische Einstellungen für junge Nutzende oder bieten zumindest an, den Kontakt mit fremden Profilen einzuschränken. Zudem gibt es diverse Arten von Online-Materialien und Anlaufstellen für die Cybergrooming-Prävention. Einige Quellen sind am Ende der Seite verlinkt.

Wie gehe ich vor, wenn ich Cybergrooming vermute oder sich jemand mir anvertraut?

Die höchste Priorität sollte zunächst das Wohlergehen des Kindes sein. Wenn es sich einer erwachsenen Person anvertraut hat, ist es enorm wichtig, klarzustellen, dass das Kind keine Schuld trifft und es keinen Grund zur Scham gibt. Stattdessen sollte der Mut und die Klugheit des Kindes betont werden, weil es sich getraut hat, auszusprechen, was es belastet.

Als nächstes gilt es sicherzustellen, dass die Täterinnen und Täter das Kind nicht mehr kontaktieren können, indem man sie auf allen genutzten Kanälen blockiert und bei der jeweiligen Plattform meldet. Vorher sollten jedoch Beweise zu Tatperson (zum Beispiel Nummer, Profil) und Tathergang (zum Beispiel Chatverlauf, Bilder) möglichst vollständig in Form von Screenshots gesichert werden.

Wo kann ich Cybergrooming melden?

Wenn ein Verdacht auf Cybergrooming besteht, können Betroffene ihren Fall polizeilich zur Anzeige bringen oder ihn bei ZEBRA, einem Angebot der Landesanstalt für Medien NRW, melden. Dort wird die Meldung dann von Juristinnen und Juristen geprüft und gegebenenfalls auf Wunsch zur Anzeige weitergeleitet. Bei Fragen zum Meldeprozess oder der Beweismittelsicherung steht ZEBRA ebenfalls via Chat, WhatsApp oder per Mail zur Verfügung und antwortet innerhalb von 24 Stunden.

ZEBRA: Cybergrooming melden (Meldeformular)

Digitale Medien sind aus dem heutigen Alltag kaum noch wegzudenken. Insbesondere Kinder und Jugendliche sind jedoch oftmals noch nicht bereit für einen verantwortungsvollen und angemessenen Umgang mit ihnen. Aus diesem Grund gibt es diverse Angebote und Projekte in Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus, die sich an Heranwachsende, erziehungsberechtigte Personen und ebenso an pädagogische Fachkräfte richten und beim Vermitteln einer gesunden Mediennutzung auf verschiedenste Art und Weise begleiten und unterstützen.

Die folgende Aufzählung ist ein erster Überblick über zentrale Aktivitäten und Institutionen zum Thema Gesunde Mediennutzung (in NRW).

What‘s on

Die Kampagne "What‘s on" sensibilisiert für digitale Gefahren und die Grenze zwischen gesunder Nutzung und bedenklichem Suchtverhalten. In diesem Kontext ist nicht nur die Dauer der Mediennutzung, sondern auch Themen wie Online-Glücksspiel, Cybermobbing und Datenschutz von Bedeutung. "What‘s on" ist ein Modul der Landeskampagne "Sucht hat immer eine Geschichte" der ginko Stiftung für Prävention und informiert zu medienfreien Alternativen.

What's on? Einfach mal abschalten

ginko Stiftung für Prävention

Gutes Aufwachsen mit Medien

Die Initiative "Gutes Aufwachsen mit Medien" setzt sich wegweisend für die Unterstützung von Eltern und pädagogischen Fachkräften im digitalen Alltag ein. Gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vereint sie verschiedene bundesweite Projekte mit dem übergreifenden Ziel, optimale Rahmenbedingungen für ein gesundes Medienaufwachsen zu schaffen. Die Initiative bietet Ressourcen, die Eltern und Jugendliche im Thema Medienkompetenz beraten, informieren und weiterbilden. Zudem fördert die Initiative die medienpädagogische Zusammenarbeit zwischen Institutionen auf lokaler Ebene.

Gutes Aufwachsen mit Medien

Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätte Nordrhein-Westfalen e. V. (AJS NRW)

Die Arbeitsgemeinschaft Jugendfreizeitstätte NRW ist eine landesweite Fachstelle, die sich dem erzieherischen und gesetzlichen Kinder- und Jugendschutz widmet - und das auch im digitalen Raum, beispielsweise durch Förderung der Medienkompetenz. Die AJS informiert als Servicestelle Fachkräfte über Chancen und Risiken von Medien, vermittelt medienpädagogische Ansätze und bietet umfangreiche Fortbildungen zur medienpädagogischen Elternarbeit an. Als Kooperationspartner der Jugendhilfe beim Medienkompetenzrahmen NRW entwickelt die AJS praktische Methoden und Materialien.

AJS NRW

SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.

Die Initiative "Schau Hin! Was Dein Kind mit Medien macht." unterstützt seit 2003 Eltern und Erziehende dabei, sich über digitale Medien zu informieren und macht dabei auch auf die Chancen und Risiken des Internets aufmerksam. Im Rahmen dessen hält sie Handlungsempfehlungen zu TV und Film, Internet, sozialen Netzwerken, Games und mobilen Geräten bereit.

SCHAU HIN! Was Dein Kind mit Medien macht.

ACT ON! aktiv + selbstbestimmt online

Das Projekt "ACT ON! aktiv + selbstbestimmt online" untersucht gemeinsam mit 10- bis 14-jährigen Kindern und Jugendlichen aktuelle Medienphänomene und die daraus resultierenden Schutz-, Informations- und Unterstützungsbedürfnisse. Auf Basis der Ergebnisse können pädagogische Modelle zur Medienkompetenzförderung und damit Grundlagen für den Jugendmedienschutz weiterentwickelt werden.

ACT ON! aktiv + selbstbestimmt online

Landesarbeitsgemeinschaft lokale Medienarbeit NRW e. V. (LAG LM)

Die LAG LM ist ein Netzwerk mit rund 240 Mitgliedern in Nordrhein-Westfalen, die eigenständig kulturelle, soziale, politisch-bildende und pädagogische Medienarbeit vor Ort betreiben. Die LAG LM bietet Medienarbeit in den Sparten Film, Fernsehen, Video, Fotografie, Audio, Radio, Computer, Internet und Multimedia an. Sie ist gleichzeitig Fachstelle für aktive Medienarbeit und Medienbildung in Nordrhein-Westfalen mit dem Schwerpunkt "Inklusion und Medien".

LAG LM

Spieleratgeber NRW

Der Spieleratgeber NRW ist ein Angebot der Fachstelle für Jugendmedienkultur NRW. Im Rahmen des Projektes wurde ein Ratgeberservice zu Computer- und Konsolenspielen für Eltern und Erziehende eingerichtet. Unter Anleitung erfahrener Medienpädagoginnen und -pädagogen werden gemeinsam mit jungen Menschen verschiedener Altersklassen aktuelle Computerspiele getestet und beurteilt. Auf der Website des Spieleratgeber NRW werden die Ergebnisse dieser Tests veröffentlicht.

Spieleratgeber NRW

Präventionskampagne "Ins Netz gehen" der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)

Die Präventionskampagne "Ins Netz gehen" richtet sich an Jugendliche im Alter von 12 bis 18 Jahren sowie an Familienangehörige, Pädagoginnen und Pädagogen. Sie zielt darauf ab, exzessive Mediennutzung bei Jugendlichen zu verhindern und stellt zu diesem Zweck Informationen und Aufklärungsmaterial zu Entstehung und Risiken von problematischem Nutzungsverhalten bereit. Die Präventionskampagne bietet außerdem "Net-Piloten" an, ein Online-Beratungsangebot und Jugendportal, das Jugendliche in ihrer Medienkompetenz fördern und problematischem Medienkonsum vorbeugen soll.

Ins Netz gehen

Landesanstalt für Medien NRW, ZEBRA

Die Landesanstalt für Medien NRW (LFM NRW) ist eine öffentliche Einrichtung, staatsfern und wirtschaftlich unabhängig organisiert. Ihre Aufgabe ist es, Freiheit in den Medien zu schützen, Meinungsfreiheit zu ermöglichen, Vielfalt zu fördern und Recht zu sichern. Die LFM NRW engagiert sich für einen kritischen und sicheren Umgang mit Medien und betreibt unter anderem die Online-Plattform ZEBRA. Dort erhalten Menschen aller Altersklassen Antworten auf ihre Fragen rund um die verantwortungsvolle Nutzung von Medien.

Landesanstalt für Medien NRW

ZEBRA

Egal ob Social Media, Streaming oder Computerspiele: digitale Medien machen Spaß! Sie bieten Kindern und Jugendlichen unzählige Möglichkeiten für Kommunikation, zur Unterhaltung und zum Lernen. Nicht selten bleiben sie jedoch an den Angeboten hängen und verbringen mehr Zeit mit digitalen Medien als eigentlich vorgesehen war. Das bereitet Eltern und Fachkräften oftmals Sorgen.

Exzessive Mediennutzung kann negative Auswirkungen auf das Sozialleben, schulische Leistungen und vor allem auch auf die eigene Gesundheit haben. Einen guten Umgang mit digitalen Medien zu finden und die eigene Mediennutzung regelmäßig zu reflektieren ist somit wichtig für das allgemeine Wohlbefinden. Deswegen stellen sich viele Fachkräfte die Frage: Wie viel Medienzeit ist eigentlich zu viel? Und wie kann ich Kindern und Jugendlichen einen gesunden Umgang mit digitalen Medien vermitteln?

Was heißt gesunde Mediennutzung?

Gesunde Mediennutzung ist kein fest definierter Begriff. Fakt ist, dass Medien zum (modernen) Leben dazugehören und aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sind. Klar ist auch, dass es eine pathologische Mediennutzung gibt. Folglich besteht eine gesunde Mediennutzung bei Kindern und Jugendlichen darin, eine Balance zwischen dem Medienkonsum und den zentralen (Entwicklungs-) Aufgaben im Leben zu finden.

Wie viel Medienzeit ist gesund?

Das Bild zeigt eine Gruppe von Kindern, die jeweils ein Mobilgerät in Händen halten und damit ihre Gesichter verdecken. ©Seventyfour - stock.adobe.com
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Für Kinder und Jugendliche gibt es allgemeine Empfehlungen für Nutzungszeiten, die eine grobe Orientierung geben. Wie lange ein Kind die Medien nutzen darf, hängt allerdings von vielen verschiedenen und individuellen Faktoren ab. Dazu gehören Fähigkeiten, Kenntnisse und Vorerfahrungen des Kindes. Als grobe Orientierung lässt sich dabei festhalten, dass Kinder erst ab zwei Jahren beginnen sollten, Medien zu nutzen und das für etwa fünf bis zehn Minuten am Tag. Ab vier Jahren können etwa zwanzig Minuten Medienzeit eingeräumt werden, ab sieben Jahren maximal sechzig Minuten täglich und ab elf Jahren etwa neunzig Minute pro Tag. Bei Jugendlichen kann es sich lohnen, ein wöchentliches Kontingent auszuhandeln.

Ab welchem Punkt Kinder und Jugendliche zu viel Zeit mit digitalen Medien verbringen oder sie auf ungesunde Art und Weise nutzen, ist meist aber nicht nur von der Dauer, sondern auch von der Art und Weise der Nutzung abhängig. Dabei können wir Erwachsene meist ganz einfach auf unser Bauchgefühl hören: Wenn sich die eigene Mediennutzung ungesund und zu lang anfühlt oder erste Warnzeichen erkennbar werden, ist es wichtig, sich mit ihr genauer auseinanderzusetzen. Kinder und Jugendliche müssen dieses Bauchgefühl erst entwickeln. Daher ist es wichtig, sie bei der Nutzung von digitalen Medien zu begleiten und Inhalte gemeinsam zu besprechen.

Lange und exzessive Nutzungszeiten können physische und psychische Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche haben. Wer zu viel vor dem Computer sitzt, leidet beispielsweise eher unter Rückenschmerzen, Kopfschmerzen oder auch unter einer Reizung der Augen. Langfristig fördert der Bewegungsmangel Übergewicht und Adipositas. Bei zu langer Nutzung des Smartphones im Bett kann zudem die Schlafqualität gemindert werden. Ebenso kann eine exzessive Nutzungsdauer mit einer Vernachlässigung von sozialen Aktivitäten einhergehen, was zur Isolation und sozialen Problemen führen kann.

Auch die psychische Gesundheit kann unter erhöhter Mediennutzung leiden. Die Darstellung von scheinbar perfekten Körpern und Leben können Unsicherheiten und Selbstzweifel fördern. Die rapide Verbreitung negativer Nachrichten und Informationen kann zudem Ängste schüren, übermäßige Sorgen bereiten und Depressionen fördern. Nicht selten verleiten soziale Medien zum sogenannten „Doom Scrolling“, bei dem das Herausfinden aus dem konstanten Fluss von negativen Informationen, Bildern und Beiträgen immer schwieriger wird.

In schlimmen Fällen kann die übermäßige Mediennutzung auch zu Suchtproblematiken führen. Diese gehen oft einher mit Unruhe, Aggressivität, Nervosität, Niedergeschlagenheit, Schlafproblemen, Energielosigkeit oder Konzentrationsproblemen.

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Auf welche Anzeichen sollte bei Kindern und Jugendlichen geachtet werden?

Das Bild zeigt vier Kinder im Wald. Zwei Mädchen gucken auf ein Handy, zwei Jungs schauen in die Ferne. © highwaystarz - stock.adobe.com
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Auch wenn es keine pauschale Antwort auf die Frage der angemessenen Nutzungsdauer bei Kindern und Jugendlichen gibt, so liefern einige Anhaltspunkte doch klare Hinweise darauf, dass ein Imbalance zwischen digitaler Mediennutzung und Offline-Leben besteht. Folgende Fragen können helfen:

  • Womit verbringen Kinder und Jugendlichen ihre Zeit online?
  • Wie hoch ist die durchschnittliche Nutzungsdauer?
  • Bleibt noch genügend Zeit für Hobbys in der Offline-Welt?
  • Bleibt dem Kind oder Jugendlichen noch genügend Zeit für Schule und Freundinnen und Freunde und Aktivitäten in der Familie?
  • Welche Inhalte werden von den Kindern und Jugendlichen hauptsächlich konsumiert?
  • Wissen die Eltern welche Inhalte konsumiert werden?
  • Gibt es in der Familie Nutzungsregeln/ Zeitbeschränkungen?

Wie kann ich Kinder und Jugendliche im gesunden Umgang mit Medien unterstützen?

Eine gesunde Mediennutzung ist keine Selbstverständlichkeit. Kinder und Jugendliche benötigen Unterstützung und sollten auf diesem Weg von ihren Eltern, pädagogischen Fachkräften und Sozialarbeitern begleitet und angeleitet werden. Folgende Maßnahmen können dabei unterstützen:

Einen bewussten Umgang mit Medien fördern:
Kinder sollten lernen, Medien gezielt und bewusst einzusetzen, Inhalte kritisch zu hinterfragen und sich sicher im Internet zu bewegen. Das kann durch entsprechende Lernmodule erfolgen, durch Lerneinheiten in Schulen und weiteren (Bildungs-) Einrichtungen oder durch Medienerziehung zu Hause.
Gemeinsames Entdecken:
Altersgerechte Apps, Spiele und Webseiten können gemeinsam erkundet werden, um die digitalen Fähigkeiten des Kindes zu entwickeln und weiter zu fördern. Dabei sollten außerdem Erklärungen zu den jeweiligen Nutzungsmöglichkeiten, Chancen und Risiken erfolgen. Auch spielerisches Ausprobieren sollte hierbei ermöglicht werden.
Kreativen Umgang mit Medien fördern:
Kinder sollten nicht nur beim gemeinsamen Entdecken den Raum haben, sich spielerisch auszuprobieren. Das lässt sich darüber hinaus fördern, indem sie dazu ermutigt werden, Medien beim Lernen und Spielen kreativ einzusetzen und Medieninhalte auch selbst zu erstellen. Das kann beispielsweise in der Form von Videos, Blogartikeln oder anderen kleinen Medienprojekten stattfinden.
Kritische Medienbildung:
Neben dem kreativen Umgang mit Medien ist es wichtig, dass Kinder lernen, sich auch kritisch mit Medien auseinanderzusetzen. Eltern und Fachkräfte sollten Kinder ermutigen und anleiten, mediale Inhalte zu analysieren, Quellen zu prüfen und Falschinformationen zu erkennen.
Wissenserwerb lernen: 
In einer sich ständig ändernden Weit und einer schnelllebigen Instanz wie digitalen Medien, ist man ständig neuen Herausforderungen ausgesetzt. Insofern ist es vor allem wichtig, Techniken des Wissenserwerbs in den Fokus zu rücken und Kindern und Jugendlihen beizubrignen, sich künftig auch selbst rund ums Thema digitale Medien sicher informieren zu können. 
Medien im Unterrichtsalltag: 
Medien sollten konsequent und adäquat in den alltäglichen Unterichtsalltag eingebunden werden. Das kann zum Beispiel über die regelmäßige Arbeit mit Notebooks, Whitebords und Präsentationen erfolgen. Dazu gehört auch, dass Kinder und Jugendliche lernen, selbst mit der Technik umzugehen und sie angemessen einzusetzen. 

Qualifizierung von Fachkräften:
Fachkräfte (und Eltern) sollten regelmäßig geschult werden, um mit den neusten Entwicklungen im Bereich der digitalen Medien und der Technologien Schritt zu halten. Nur dann können sie ihr Wissen an Kinder und Jugendliche weitergeben und mit ihnen auf Augenhöhe in Diskussionen eintreten. Auch der Unterrichtsalltag kann nur mit entsprechendem Wissen adäquat medial gestaltet werden.

Eltern mit einbeziehen:
Die Partizipation von Eltern ist entscheidend, denn die meiste digitale Zeit, wird außerschulisch verbracht. Insofern sollten Fachkräfte regelmäßig im Austausch mit Eltern stehen, ihnen wichtige Grundlagen der richtigen Medienerziehung vermitteln und sie ermutigen, sich aktiv mit dem Medienkonsum ihrer Kinder auseinanderzusetzen.
Peer-Ansätze fördern:
Peer-to-Peer-Lernen kann in vielen Fällen eine gute Möglichkeit sein, Kinder und Jugendliche dazu zu bringen, sich aktiv mit ihrer eigenen Mediennutzung auseinanderzusetzen, zu lernen, was eine gesunde Mediennutzung ausmacht und sich darüber auszutauschen. Oftmals wenden sich Jugendliche bei akuten Problemen oder unangenehmen Fragen zudem lieber an Gleichaltrige. Einen solchen Ansatz bieten beispielsweise die Medienscouts NRW.
Vorbild sein:
Eltern und Fachkräfte sind wichtige Vorbilder im Umgang mit digitalen Medien. Kinder nehmen sich oft ein Beispiel daran, wie die Menschen in ihrer Umgebung mit Medien umgehen. Zudem können sie nur einen angemessenen Umgang mit Medien erfolgreich vermitteln, wenn sie selbst einen guten Umgang mit diesen gefunden haben und sich regelmäßig mit Themen der Mediennutzung auseinandersetzen.
Grenzen setzen:
In der Kita, Schule und zu Hause sollten klare Regeln für die Mediennutzung aufgestellt und Grenzen benannt werden. Je nach Alter der Kinder, bzw. Jugendlichen können diese dabei miteinbezogen und die Regeln gemeinsam ausgehandelt werden. Auch so wird die kritische Auseinandersetzung mit Medienzeiten, Mediennutzung und ihren Grenzen gefördert.
Beteiligung der Kinder und Jugendlichen:
Wenn es darum geht Maßnahmen zu Medienkompetenzförderung zu konzipieren und auszugestalten, kann es hilfreich sein, die Kinder und Jugendlichen selbst in die Planung miteinzubeziehen. Sie können Ideen einbringen, Inhalte oder Situationen konkret benennen, die sie verunsichern, Interessengebiete verdeutlichen und einschätzen, welche Art der Vermittlung sie präferieren.
Förderung alternativer Beschäftigungsmöglichkeiten:
Es sollten Alternativen zur Online-Welt geschaffen werden, beispielsweise durch niedrigschwellige Angebote und Bewegungsmöglichkeiten in der OGS, in der Form von AGs, in Jugend- und Freizeitzentren sowie in Sozialräumen.
Medien als Chance sehen:
Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken, erst recht für Jugendliche. Gerade in der Kommunikation sind Medien bereits fester Bestandteil der Jugendkultur. Es ist wichtig, das anzuerkennen und Medien nicht als inhärent schlecht oder gefährlich anzusehen, sondern stattdessen die Chancen, die sie bieten, zu adressieren und nutzbar zu machen.

Landesanstalt für Medien NRW: Medienscouts NRW

Gute Ansätze aus der Praxis

Das Projekt „aufgeweckt 3.0 - gesundes Aufwachsen in der digitalen Welt“ im Rhein-Kreis Neuss setzt sich für die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in sozial benachteiligten Stadtteilen ein. Mit einem ganzheitlichen Ansatz fördert es den verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Medien, körperlicher Fitness, gesunder Ernährung und die Stärkung psychischer Ressourcen. Durch ärztliche Untersuchungen, Kurse und Workshops sowie einer engen Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren vor Ort trägt das Projekt dazu bei, die Lebensqualität junger Menschen nachhaltig zu verbessern.

Rhein-Kreis Neuss: "aufgeweckt 3.0 - gesundes Aufwachsen in der digitalen Welt" - ein Projekt in zwei Neusser Stadtteilen