Hauptinhaltsbereich

Erreger nach §12 Infektionsschutzgesetz (IfSG)

Lebensbedrohliche, hochkontagiöse Infektionskrankheiten mit schwerwiegender Gefahr für die öffentliche Gesundheit von internationaler Tragweite werden von den Gesundheitsämtern unverzüglich an das LZG.NRW übermittelt. Diese Meldung umfasst getroffene Maßnahmen sowie sonstige relevante Informationen. Das LZG.NRW übermittelt sie dem Robert Koch-Institut (RKI), welches die Informationen gegebenenfalls der Weltgesundheitsorganisation mitteilt. Die Meldungen werden nach einer entsprechenden Bewertung durchgeführt.

Im Folgenden werden die Infektionskrankheiten, die nach § 12 IfSG meldepflichtig sind, kurz beschrieben.

SARS-CoV-2
Aufgrund der Datenlage und der sich rasch entwickelnden Erkenntnisse verweisen wir an dieser Stelle vorerst auf den Steckbrief des RKI.

Erreger
Vibrio cholerae

Vorkommen
Insbesondere in Regionen mit niedrigen Hygienestandards, zum Beispiel Südostasien, Afrika, Südamerika.

Reservoir
Mensch

Infektionsweg

  • Kontaminiertes Trinkwasser.
  • Verunreinigte Nahrungsmittel.
  • Selten fäkal-oral von Mensch-zu-Mensch.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja.

Inkubationszeit
Wenige Stunden bis 5 Tage (gewöhnlich 2 bis 3 Tage).

Klinische Symptome

  • Unterschiedliche Verläufe möglich (symptomlos, mild bis schwer).
  • Plötzlicher Beginn mit Bauchschmerzen, Erbrechen und Durchfall; sehr hoher Flüssigkeitsverlust bei schweren Verläufen möglich.
  • Letalität bei unbehandelter Erkrankung ca. 60%, behandelt unter 1%.

Maßnahmen bei Krankheit
Ausgleich Elektrolyt- und Flüssigkeitshaushalt, eventuell antibiotische Behandlung.

Prävention

  • Sorgfältige Nahrungs- und Sanitärhygiene, effektive Händehygiene.
  • Impfung bei bestimmten Indikationen (zum Beispiel Hilfseinsätzen in Endemiegebieten).

Weitere (gesetzliche) Bestimmung

  • Striktes Hygienemanagement, da Bakterien auch nach einer Genesung ausgeschieden werden können. Möglich ist ebenfalls eine Erregerausscheidung ohne sichtbare Krankheitszeichen.
  • Negative Stuhlprobe in bestimmten Abständen sowie ärztliches Attest zur Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen sowie zur Aufhebung von Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot erforderlich gemäß §§ 34 und 42 IfSG.

Weitere Informationen
RKI: Informationsübersicht
WHO: Übersicht der Gebiete mit Ausbruchsmeldungen (2010-2013)
Informationen des Auswärtigen Amtes
Factsheet des ECDC (englischsprachig)
Epidemiologisches Bulletin: Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut/Stand: August 2013
Falldefinitionen des RKI

Erreger
Gelbfiebervirus

Vorkommen
Vorkommen in Afrika, Süd- und Mittelamerika sowie eonzelne Inseln der Karibik.

Reservoir
Affe, Mensch.

Infektionsweg
Übertragung durch Stechmücke (Vektor).

Übertragung von Mensch zu Mensch
Nein

Inkubationszeit
Gewöhnlich 3-6 Tage.

Klinische Symptome
Unterschiedliche Verläufe möglich (asymptomatisch, leicht bis schwer).

Zwei Phasen:

  1. Akuter Beginn mit Fieber (39-40° C), Schüttelfrost, Myalgien, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Nasenbluten, relative Bradykardie; bei Mehrzahl der Patienten Rückgang der Symptome und Genesung.
  2. Toxische Phase (bei 15 % der Erkrankten), zum Teil nach kurzer Besserung innerhalb kurzer Zeit schweres Krankheitsbild: steigendes Fieber bei fallendem Puls, kaffeesatzartiges Bluterbrechen, blutige Durchfälle und Blutungen aus verschiedenen Körperöffnungen, in Organe und Haut, Störung der Leberfunktion mit Ikterus, Störung der Nierenfunktion. Zentralnervöse Störungen möglich.

Gesamtletalität zwischen 10 und 20%.

Maßnahmen bei Krankheit
Symptomatische Behandlung, intensivmedizinische Betreuung, Standardhygiene.

Prävention

  • Impfung bei Aufenthalt in Risikogebieten.
  • Schutz vor Mückenstichen, Vektorkontrolle.

Weitere Informationen
RKI: RKI-Ratgeber Gelbfieber
Steckbrief der WHO (englischsprachig)
Falldefinitionen des RKI

Erreger
Pockenvirus (Variola-Virus)

Vorkommen
Seit 1980 laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit ausgerottet.

Reservoir
Der Mensch ist das einzige Reservoir.

Infektionsweg

  • In der Regel von Mensch zu Mensch, über Tröpfchen oder Staub verkrusteter Pusteln, im weiteren Verlauf über Haut-zu-Haut-Kontakt.
  • Auch durch kontaminierte Gegenstände möglich.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
Durchschnittlich 7-14 Tage (bis zu 19 Tage möglich).

Klinische Symptome

  • Beginn mit schwerem Krankheitsgefühl, hohem Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen.
  • Nach kurzem Fieberabfall Auftreten eines Exanthems besonders im Gesicht und an den Extremitäten (auch an Handinnenflächen und Fußsohlen), dieses bildet sich zu virushaltigen Bläschen; nach Eintrocknen der Bläschen verschorfen diese und es bleiben Narben zurück.
  • Gesamtletalität ca. 30% bei Ungeimpften, über 90% bei hämorrhagischem Verlauf.

Maßnahmen bei Krankheit
Isolierung und Behandlung in speziellem Behandlungszentrum, Kontaktpersonenmanagement.

Prävention

  • Kein natürliches Auftreten mehr.
  • Impfstoff steht für den Notfall zur Verfügung.

Weitere (gesetzliche) Bestimmung
Für besondere biologische Gefahrenlagen wurde ein gemeinsames Rahmenkonzept von Bund und Ländern erstellt, da bei Auftreten von Pockenerkrankungen ein abgestimmtes Vorgehen aller beteiligten Akteure notwendig ist.

Weitere Informationen
RKI: Informationsübersicht zu Pocken
Übersicht des CDC zu Pocken (englischsprachig)

Erreger
Poliovirus (Typ I, II, III)

Vorkommen
Endemisches Vorkommen in Afghanistan, Nigeria und Pakistan; sporadisches Vorkommen jedoch auch in anderen Ländern. Eine Übersicht der aktuellen Verbreitungsgebiete finden Sie über den den unten genannten Link.

Reservoir
Mensch

Infektionsweg
Hauptsächlich fäkal-oral. Kurz nach der Infektion auch aerogen möglich.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
Gewöhnlich 3-35 Tage.

Klinische Symptome
Die Mehrzahl der Infektionen (> 95 %) verlaufen asymptomatisch.

Verschiedene Verläufe möglich:

  • Abortive Poliomyelitis (4-8 %): nach 6-9 Tagen Fieber, Übelkeit, Halsschmerzen, Kopfschmerzen (ZNS ist nicht betroffen).
  • Nichtparalytische Poliomyelitis (aseptische Meningitis) (1-2 %): 3-7 Tage nach abortiver Polio; Fieber, Nackensteifigkeit, Rückenschmerzen, Muskelspasmen.
  • Paralytische Poliomyelitis (0,1-1 %): Fortschreiten der nichtparalytischen Polio mit schweren progredienten Paralysen, häufig biphasischer Verlauf.
  • Postpolio-Syndrom: Zunahme der Paralysen und Muskelschwund Jahre oder Jahrzehnte nach der eigentlichen Infektion.

Maßnahmen bei Krankheit

  • Isolierung und Behandlung in speziellem Behandlungszentrum, Kontaktpersonenmanagement.
  • Striktes Hygienemanagement, da Viren auch über einen längeren Zeitraum ausgeschieden werden können. Möglich ist ebenfalls eine Erregerausscheidung ohne sichtbare Krankheitszeichen.
  • Symptomatische Therapie.
  • Orthopädische und physiotherapeutische Nachbehandlungen meist über längere Zeit erforderlich.

Prävention

  • Schutzimpfung im Rahmen der Grundimmunisierung nach Empfehlungen der ständigen Impfkommission (STIKO).
  • In Deutschland Impfung mit inaktivierter Polio-Vakzine (Totimpfstoff),  orale Polio-Vakzine (Lebendimpfstoff) wird in einigen Teilen der Welt noch verwendet.
  • Möglichkeit der Postexpositionsprophylaxe über schnellstmögliche Impfung nach Kontakt.

Weitere (gesetzliche) Bestimmung
Negative Stuhlprobe in bestimmten Abständen sowie ein schriftliches ärztliches Attest zur Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen sowie zur Aufhebung von Tätigkeits- und Beschäftigungsverboten erforderlich gemäß § 34 IfSG.

Aufgrund des seltenen Krankheitsbildes sind die Kriterien für das ärztliche Urteil bezüglich der Weiterverbreitung mit dem Gesundheitsamt abzusprechen und können gegebenenfalls von den genannten Kriterien abweichen.

Weitere Informationen
Merkblatt der Weltgesundheitsorganisation (WHO) (englischsprachig)
RKI: RKI-Ratgeber Poliomyelitis
Impfkalender des RKI
Falldefinitionen des RKI
Impfseite der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Verbreitungsgebiete Poliomyelitis (englischsprachig)

Erreger
Orthomyxoviren (Typ A, B, C)
Für den Menschen sind die Viren vom Typ A und B relevant.

Vorkommen
Weltweites Auftreten von saisonalen Grippewellen.
Bei Auftreten eines neuen Influenza Subtyps A kann es zur Pandemie kommen.
Aviäre Influenza tritt gehäuft in Ländern mit engem Tierkontakt, zum Beispiel Asien (Geflügelmärkte), auf.

Reservoir
Influenza-A-Virus: Vor allem Vögel; Schweine, Mensch und andere Säuger.
Influenza-B-Virus: Mensch.

Infektionsweg
Tröpfcheninfektion, Kontaktinfektion über kontaminierte Oberflächen, Kontakt zu infizierten oder verstorbenen Tieren.
Über kontaminiertes Wasser oder Lebensmittel.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
Humane Influenzaviren 1-2 Tage, aviäre Influenza 2-5 Tage.

Klinische Symptome
Plötzlicher Erkrankungsbeginn mit Fieber (≥ 38°C), trockenem Reizhusten, Halsschmerzen, Muskel- und/oder Kopfschmerzen (weitere Symptome wie allgemeine Schwäche, Durchfall, Übelkeit etc. sind möglich).
Schwere Krankheitsverläufe mit Komplikationen wie Lungenentzündung, insbesondere bei Risikogruppen, möglich.

Maßnahmen bei Krankheit
Symptomatische Behandlung, antivirale Therapie bei schwerem Verlauf.
Postexpositionsprophylaxe (PEP) steht bei besonderen Ausbruchsgeschehen (Krankenhaus/Pflegeheim) zur Verfügung.

Prävention

  • Beachtung grundlegender Hygiene-Regeln (Hände waschen etc.).
  • Schutzimpfung für saisonale Influenza (vorzugsweise im Oktober/November) entsprechend den Empfehlungen der ständigen Impfkommission (STIKO) (unter anderem Schwangere, Menschen mit Grundleiden, ältere Menschen, medizinisches Personal, Menschen mit Geflügelkontakt).
  • In Gebieten, in denen aviäre Influenza aufgetreten ist, Vermeidung des direkten Kontaktes mit Hausgeflügel z. B. durch Verzicht auf den Besuch von Tier- und Geflügelmärkten.

Weitere Informationen
BZgA: Fragen und Antworten zur Grippeimpfung
RKI: Influenza (Teil 1): Erkrankungen durch saisonale Influenzaviren, RKI-Ratgeber
RKI: Influenza (Teil 2): Erkrankungen durch zoonotische Influenzaviren, RKI-Ratgeber
RKI: Impfkalender
GrippeWeb, Projekt des RKI

Erreger
SARS-Coronavirus (SARS-CoV)

Vorkommen
2003 gab es einen weltweiten SARS-Ausbruch, seitdem sind keine neuen Erkrankungsfälle aufgetreten.

Reservoir
Vermutet die in China beheimatete Zibetkatze, aber auch Fledermäuse kommen in Betracht.

Infektionsweg
Hauptsächlich Tröpfcheninfektion, Kontaktinfektion möglich.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
2-10 Tage.

Klinische Symptome

  • Zunächst grippeähnliche Symptome, Fieber, dann trockener Husten, Atemnot, Lungenentzündung, Durchfall.
  • Bei schwerem Krankheitsverlauf rasch verschlechternde Atemnot mit Sauerstoffbedarf (20% der Patientinnen und Patienten intensivpflichtig).
  • Letalität bei SARS-CoV beträgt ca. 11%.

Maßnahmen bei Krankheit
Symptomatische/intensivmedizinische Therapie.
Isolierung und Behandlung in speziellem Behandlungszentrum, Kontaktpersonenmanagement.

Prävention
Beachtung grundlegender Hygiene-Regeln (Hände waschen etc.).
Keine Impfung vorhanden.

Weitere Informationen
RKI: SARS (Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom)
WHO: Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) (englischsprachig)
Europäisches Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (ECDC): Severe Acute Respiratory Syndrome (SARS) (englischsprachig)
RKI: Falldefinitionen

Erreger
Middle East Respiratory Syndrome-Coronavirus (MERS-CoV)

Vorkommen
Seit 2012 Auftreten einer neuartigen Erkrankung mit einem bis dahin nicht bekannten Coronavirus in Saudi-Arabien, neue Erkrankungen werden derzeit nur von der arabischen Halbinsel (Jordanien, Kuwait, Oman, Katar, Saudi-Arabien, Vereinten Arabischen Emirate, Jemen) gemeldet. Fälle, die in Europa, den USA, Asien und Afrika aufgetreten sind, weisen alle eine Verbindung zu den Ländern des Nahen Ostens auf.

Reservoir
Vermutet werden Dromedare in Ländern der arabischen Halbinsel.

Infektionsweg
Wahrscheinlichste Infektionsquelle ist der direkte oder indirekte Kontakt zu Dromedaren oder Dromedarprodukten (Fleisch, Milch, Urin) in den Ländern der arabischen Halbinsel.

Übertragung von Mensch zu Mensch bei engem Kontakt zu symptomatischen Patienten, zum Beispiel bei der medizinischen Versorgung oder im familiären Umfeld.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja, jedoch wurden bislang keine fortgesetzten menschlichen Infektionsketten beschrieben.

Inkubationszeit
2-14 Tage.

Klinische Symptome

  • Unterschiedliche Verläufe möglich (symptomlos, mild bis schwer).
  • Die Symptome sind eher unspezifisch und können auch auf andere Erkrankungen, wie eine einfache Erkältung, hindeuten. Mindestens ein oben genanntes Kriterium (Reise auf die arabische Halbinsel, Kontakt mit Kamelen oder Erkrankten) muss derzeit erfüllt sein, damit eine Ansteckung stattgefunden haben kann.
  • Symptome können Fieber, Husten, Kurzatmigkeit, Lungenentzündung sein. Zudem wurde teilweise von Magen-Darm-Beschwerden berichtet. Häufig entwickelt sich eine Lungenentzündung. Bei schweren Verläufen kann es zu Nierenversagen oder Atemnotsyndrom kommen.
  • Die Wahrscheinlichkeit eines schweren Verlaufes erhöht sich bei Personen mit Begleiterkrankungen wie Diabetes, Krebs oder chronischen Lungenerkrankungen und mit höherem Lebensalter.

Maßnahmen bei Krankheit

  • Symptomatische Therapie, eventuell intensivmedizinische Behandlung.
  • Isolierung und Behandlung zu Hause oder im Krankenhaus.

Prävention

  • Bislang sind nur Infektionen bei Personen aufgetreten, die Kontakt zur arabischen Halbinsel aufwiesen. Eine Ansteckung ohne diese Verbindung ist bislang nicht bekannt.
  • Generell sollte bei Reisen in die Risikogebiete des Nahen Ostens auf gute Hände- und Sanitärhygiene geachtet werden, enger Kontakt zu Dromedaren sollte vermieden werden und Lebensmittel wie Dromedarfleisch und Dromedarmilch sollten nur verzehrt werden, wenn sie vorher ausreichend erhitzt beziehungsweise pasteurisiert wurden. Ebenfalls sollte der Kontakt zu Erkrankten vermieden und auf ausreichenden persönlichen Infektionsschutz geachtet werden.
  • Personen mit entsprechender Reiseanamnese, bei denen Atemwegserkrankungen auftreten, sollten eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen und Hygieneregeln, wie zum Beispiel Niesen in die Ellenbeuge und häufiges Händewaschen, einhalten. Bei bestehenden akuten Infektionen sollten keine Reisen unternommen werden.
  • Keine Impfung vorhanden.

Weitere Informationen
LZG.NRW: Merkblatt MERS-CoV - Informationen für Bürgerinnen und Bürger
RKI: MERS (Middle East Respiratory Syndrome)
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: MERS-Coronaviren (verschiedene Sprachen verfügbar)
WHO: Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS-CoV) (englischsprachig)
Europäisches Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention (ECDC): Middle East respiratory syndrome coronavirus (MERS-CoV) (englischsprachig)
RKI: Falldefinition zur Fallfindung, Meldung und Übermittlung

Erreger
Yersinia pestis

Vorkommen
Endemisch in Teilen Asiens, Afrikas, im tropischen Mittel- und Südamerika und in Nordamerika.

Reservoir
Wildlebende Nagetiere und deren Flöhe, wichtig sind vor allem Ratten.

Infektionsweg

  • Übertragung durch den Stich eines infizierten Rattenflohs und direkten Kontakt mit infizierten Nagern.
  • Bei Lungenpest Übertragung über Tröpfchen bei direktem Kontakt mit infizierten Personen.
  • Bei Kontakt mit infizierten Tieren (zum Beispiel Nager, Hauskatze als Erregerreservoir) ist eine Übertragung über Tröpfchen, über Kontakt bei Hautverletzungen oder durch Verzehr von infektiösem Fleisch möglich.
  • Aerogene Übertragung durch kontaminierten Staub etc. möglich.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
1-3 Tage.

Klinische Symptome

  • Plötzlich auftretendes hohes Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit, Husten, blutiger Auswurf, Atembeschwerden, Lungenödem, gastrointestinale Syndrome, Kreislaufversagen.
  • Unbehandelt tödlicher Verlauf.

Maßnahmen bei Krankheit
Antibiotische Behandlung, Isolierung und Behandlung in speziellem Behandlungszentrum, Kontaktpersonenmanagement, Chemoprophylaxe verfügbar.

Prävention

  • Kontakt zu lebenden oder toten infizierten Nagetieren sowie infizierten Personen meiden.
  • Insektenschutz vor Flöhen, entsprechende Kleidung; Vektor- und Erregerreservoir-Kontrolle.

Weitere (gesetzliche) Bestimmung
Schriftliches Attest zur Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen sowie zur Aufhebung von Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot erforderlich gemäß § 34 IfSG.

Weitere Informationen
A. Rakin: Yersinia pestis. Eine Bedrohung für die Menschheit. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 46 (2003), Nr. 11, S.949-955
Auswärtiges Amt: Merkblatt für Beschäftigte und Reisende
Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe: Pest
RKI: Falldefinitionen

Erreger
West-Nil-Virus (Subtypen I,II)

Vorkommen
Kommt endemisch in verschiedenen Regionen der Welt vor, zum Beispiel in Afrika, Israel, Westtürkei, mittlerer Osten, Indien, Teilen Südostasiens, Nord- und Teilen Mittelamerikas und Europa (Süd- und Zentraleuropa sowie Schwarzmeeranrainerstaaten).

Reservoir
Hauptreservoir sind wild lebende Vögel; Infektionen auch bei Säugetieren, vor allem bei Pferden oder Katzen, möglich.

Infektionsweg

  • Übertragung durch Stechmücken (Vektor).
  • Übertragung auch zum Beispiel bei Organtransplantation, Bluttransfusion, während einer Schwangerschaft auf das ungeborene Kind möglich.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
2-14 Tage.

Klinische Symptome

  • Infektionen verlaufen weitgehend klinisch unauffällig.
  • Bei ca. 20 % unauffällig oder mit grippeähnlichen Symptomen (u. a. Fieber, Schüttelfrost).
  • Bei etwa der Hälfte blasses, masernartiges Exanthem (Verlauf von leicht bis schwer).
  • Heilt in der Regel komplikationslos aus.

Maßnahmen bei Krankheit
Symptomatische Behandlung, gegebenenfalls intensivmedizinische Betreuung.

Prävention
Mückenschutz, Vektorkontrolle.

Weitere Informationen
WHO: West Nile virus (englischsprachig)
Centers for Disease Control and Prevention (CDC): West Nile virus (englischsprachig)
RKI: Falldefinitionen
ECDC: Weekly updates: 2020 West Nile virus transmission season (englischsprachig)

Erreger
Viren vier verschiedener Virengruppen (Arena-, Bunya-, Filo- und Flaviviren)

Vorkommen
Prinzipiell weltweites Vorkommen, häufig in Afrika, Teilen Nord-, Süd- und Mittelamerikas, in Gebieten des Mittleren Ostens, Asiens,  der Karibik und Osteuropas.

Reservoir
Unter anderem Nagetiere, Fledermäuse, Affen.

Infektionsweg
Übertragungswege bei VHF:

  • indirekte Übertragung von Tier (unter anderem Affe, Nagetiere, Fledermäuse) auf Mensch durch Stechmücken, Zecken etc., zum Beispiel Gelbfieber, Rift-Valley-Fieber, Krim-Kongo-Fieber;
  • direkte Übertragung von Tier auf Mensch durch Tierkadaver, Schlachtung oder Kontakt mit tierischen Ausscheidungen, zum Beispiel Krim-Kongo-Fieber, Lassa-Fieber, Rift-Valley-Fieber, Hanta-Virus Erkrankung und bei weiteren seltenen VHF;
  • indirekte Übertragung von Mensch zu Mensch durch unter anderem Mücken, Zecken, zum Beispiel Gelbfieber, Dengue-Fieber, Chikungunya-Fieber, Krim-Kongo-Fieber;
  • direkte Übertragung von Mensch zu Mensch über Blut oder andere Körperflüssigkeiten, zum Beispiel Ebola-Fieber, Marburg-Fieber, Lassa-Fieber und bei weiteren seltenen VHF.

Übertragung durch Stechmücken, Zecken, Nagetiere (Vektoren).

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
Je nach Erreger 3-21 Tage.

Klinische Symptome

  • Im Anfangsstadium oft unspezifische Symptome wie plötzlich auftretendes hohes Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen, Erschöpfung.
  • Je nach Krankheitsverlauf und Erreger kann es zu unterschiedlich stark ausgeprägten Blutungen kommen.

Maßnahmen bei Krankheit

  • Erregerspezifische, symptomatische Therapie, eventuell intensivmedizinische Behandlung.
  • Isolierung und Behandlung in speziellem Behandlungszentrum bei Möglichkeit der Mensch-zu-Mensch-Übertragung, Kontaktpersonenmanagement.

Weitere (gesetzliche) Bestimmung
Nach Abklingen der klinischen Symptome und wenn keine Ansteckungsfähigkeit mehr besteht kann eine Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen sowie eine Aufhebung eines Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot nach Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten, Expertinnen und Experten und dem Gesundheitsamt gemäß § 34 IfSG erfolgen.

Weitere Informationen
RKI: Virale hämorrhagische Fieber
RKI: Falldefinitionen

Erreger
Ebolavirus

Vorkommen
Demokratische Republik Kongo, Republik Kongo, Südsudan, Uganda, Gabun, Guinea, Sierra Leone, Liberia.

Reservoir
Flughunde werden vermutet.

Infektionsweg

  • Übertragung durch Kontakt mit oder Verzehr von infizierten Tieren (zum Beispiel durch Wildjagd, Verzehr und Zubereitung von Wildtierprodukten, sogenanntes "Bushmeat").
  • Übertragung bei direktem Kontakt mit Blut, Körpersekreten oder Organen von Menschen oder Tieren, die an Ebola erkrankt oder verstorben sind.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
2-21 Tage, meist 8-9 Tage.

Klinische Symptome
Plötzlicher Beginn mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen, Bindehautentzündung, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, manchmal juckender Ausschlag. Ab dem 5. bis 7. Krankheitstag treten bei den meisten Erkrankten Schleimhautblutungen (u. a. aus dem Gastrointestinal- und Genitaltrakt) auf, dazu auch akutes Nierenversagen oder Zeichen einer Hirnhautentzündung möglich.

Maßnahmen bei Krankheit

  • Erregerspezifische, symptomatische Therapie, eventuell intensivmedizinische Behandlung.
  • Isolierung und Behandlung in speziellem Behandlungszentrum, Kontaktpersonenmanagement.

Prävention
Kein Impfstoff verfügbar, Expositionsprophylaxe, striktes Einhalten von Hygienemaßnahmen bei Versorgung erkrankter Personen.

Weitere (gesetzliche) Bestimmung
Nach Abklingen der klinischen Symptome und wenn keine Ansteckungsfähigkeit mehr besteht kann eine Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen sowie zur Aufhebung eines Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot nach Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten, Expertinnen und Experten und dem Gesundheitsamt gemäß § 34 IfSG erfolgen.

Weitere Informationen
RKI: Rahmenkonzept Ebolafieber
WHO: Ebola virus disease (englischsprachig)
RKI: Falldefinitionen

Erreger
Lassavirus

Vorkommen
Endemisch in Westafrika, unter anderem Sierra Leone, Elfenbeinküste, Guinea, Liberia, Nigeria und Zentralafrikanische Republik.

Reservoir
Chronisch infizierte Nagetiere (Mastomys natalensis).

Infektionsweg

  • Übertragung auf den Menschen über Kot, Urin und Blut infizierter Nagetiere, meist durch kontaminierte Lebensmittel, über die Atemwege (aufgewirbelter kontaminierter Staub) oder durch kleine Hautverletzungen.
  • Übertragung von Mensch zu Mensch möglich, durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten, bei engem Krankenkontakt auch aerogen möglich, sexueller Kontakt, diaplazentare Übertragung.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
3-21 Tage.

Klinische Symptome

  • Unauffällige oder leichte Verläufe sind häufig.
  • Beginnt mit Fieber, unspezifischen grippeähnlichen und gastrointestinalen Beschwerden, Kopfschmerzen, Bindehautentzündung, Muskelschmerzen und Husten, es kann zum Auftreten einer Pharyngitis kommen, gelegentlich wird ein makulopapulöses Exanthem beobachtet.
  • Bei schweren Verläufen kann es zu Schwellungen der Augenlider und des Gesichts, Zeichen einer Blutungsneigung (Schleimhautblutungen), Pleura- und Perikardergüsse, neurologischen Symptomen, niedrigem Blutdruck sowie verlangsamtem Herzschlag kommen, hämorrhagische Manifestationen in unterschiedlichem Ausmaß möglich.

Maßnahmen bei Krankheit

  • Erregerspezifische, symptomatische Therapie, eventuell intensivmedizinische und antivirale Behandlung mit Ribavirin.
  • Isolierung und Behandlung in speziellem Behandlungszentrum, Kontaktpersonenmanagement.

Prävention
Expositionsprophylaxe (Nagetiere und deren Exkremente), kein Impfstoff verfügbar.

Weitere (gesetzliche) Bestimmung
Nach Abklingen der klinischen Symptome und wenn keine Ansteckungsfähigkeit mehr besteht kann eine Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen sowie eine Aufhebung eines Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot nach Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten, Expertinnen und Experten und dem Gesundheitsamt gemäß § 34 IfSG erfolgen.

Weitere Informationen
RKI: Lassafieber
WHO: Lassa fever (englischsprachig)
RKI: Falldefinitionen

Erreger
Krim-Kongo-Virus

Vorkommen
Asien, Türkei, Afrika, Europa (unter anderem Albanien, Bulgarien, Kosovo, Griechenland, Türkei).

Reservoir
Pflanzenfresser, Vögel und Nagetiere; für den Menschen sind domestizierte Tiere wie z. B. Kühe, Schafe, Ziegen und Kamele von besonderer Bedeutung.

Infektionsweg

  • Übertragung hauptsächlich durch Zecken.
  • Übertragung durch Kontakt zu Fleisch oder Blut infizierter Tiere.
  • Übertragung von Mensch zu Mensch vor allem nach Kontakt zu Blut infizierter Personen möglich.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
1-12 Tage.

Klinische Symptome

  • Plötzlicher Beginn mit Fieber, Bradykardie, Schüttelfrost, Augen-, Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen, ausgeprägtem Krankheitsgefühl, Verwirrtheit, Aggressivität, Stimmungsschwankungen, thorakale und abdominale Petechien, Magen-Darm-Beschwerden.
  • Bei ca. 20% der Erkrankten ab dem 3.-5. Tag hämorrhagischer Verlauf in unterschiedlich starker Ausprägung.
  • Letalität bei 2-50%.

Maßnahmen bei Krankheit

  • Symptomatische Therapie, eventuell intensivmedizinische Behandlung.
  • Isolierung und Behandlung in speziellem Behandlungszentrum, Kontaktpersonenmanagement.

Prävention

  • Schutz vor Zecken, Vektorkontrolle.
  • Kontakt zu erkrankten Personen meiden.

Weitere (gesetzliche) Bestimmung
Nach Abklingen der klinischen Symptome und wenn keine Ansteckungsfähigkeit mehr besteht kann eine Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen sowie eine Aufhebung eines Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot nach Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten, Expertinnen und Experten und dem Gesundheitsamt gemäß § 34 IfSG erfolgen.

Weitere Informationen
RKI: Krim-Kongo Hämorrhagisches Fieber (CCHF)
WHO: Crimean-Congo haemorrhagic fever (englischsprachig)
RKI: Falldefinitionen

Erreger
Chikungunyavirus

Vorkommen
In wärmeren Regionen: Süd- Südostasien, arabische Halbinsel, Inseln im Indischen Ozean, auf den Karibischen Inseln und zunehmend auch in Südeuropa und Südamerika.

Reservoir
Warmblüter (Nagetiere, Primaten und andere).

Infektionsweg
Übertragung durch Stechmücken.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Nein

Inkubationszeit
Ca. 3-12 Tage, meist 7-9 Tage.

Klinische Symptome
Plötzlich einsetzendes hohes Fieber, Kopf-, Gelenk- und Muskelschmerzen (Gelenkschmerzen treten meist bilateral auf, Gelenke sind geschwollen und berührungsempfindlich), Konjunktivitis, teilweise Auftreten eines Exanthems, nicht selten Auftreten von Petechien.

Ausgeprägte hämorrhagische Verläufe sind selten.

Maßnahmen bei Krankheit
Symptomatische Therapie, evtl. intensivmedizinische Behandlung.

Prävention

  • Schutz vor Mückenstichen, Vektorkontrolle.
  • Beseitigung von Mückenbrutstätten in Endemiegebieten.

Weitere Informationen
RKI: Chikungunya-Fieber
WHO: Chikungunya (englischsprachig)
RKI: Falldefinitionen
Westfälisches Ärzteblatt 08/2014: "Chikungunya in Amerika - bald auch in Europa?"

Erreger
Marburgvirus

Vorkommen
Afrika: Angola, Demokratische Republik Kongo, Uganda.

Reservoir
Flughunde werden vermutet.

Infektionsweg
Übertragung bei direktem, ungeschütztem Kontakt mit Blut, Körpersekreten oder Organen von Menschen oder Tieren, die an Marburgvirus erkrankt oder verstorben sind.

Übertragung von Mensch zu Mensch
Ja

Inkubationszeit
2-21 Tage.

Klinische Symptome
Plötzlicher Beginn mit unspezifischen Symptomen wie Fieber, Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen, Bindehautentzündung, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall, manchmal juckender Ausschlag. Ab dem 5. bis 7. Krankheitstag treten bei den meisten Erkrankten Schleimhautblutungen (unter anderem aus dem Gastrointestinal- und Genitaltrakt) auf, dazu auch akutes Nierenversagen oder Zeichen einer Hirnhautentzündung möglich.

Maßnahmen bei Krankheit

  • Erregerspezifische, symptomatische Therapie, eventuell intensivmedizinische Behandlung.
  • Isolierung und Behandlung in speziellem Behandlungszentrum, Kontaktpersonenmanagement.

Prävention
Kein Impfstoff verfügbar, Expositionsprophylaxe, striktes Einhalten von Hygienemaßnahmen bei Versorgung erkrankter Personen.

Weitere (gesetzliche) Bestimmung
Nach Abklingen der klinischen Symptome und wenn keine Ansteckungsfähigkeit mehr besteht kann eine Wiederzulassung zu Gemeinschaftseinrichtungen sowie zur Aufhebung eines Tätigkeits- und Beschäftigungsverbot nach Abstimmung mit Ärztinnen und Ärzten, Expertinnen und Experten und dem Gesundheitsamt gemäß § 34 IfSG erfolgen.

Weitere Informationen
RKI: Marburgvirus-Infektionen
WHO: Marburg virus disease (englischsprachig)
WHO: Übersicht der Risikogebiete (englischsprachig)
RKI: Falldefinitionen