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Übergewicht und Adipositas bei Kindern zum Zeitpunkt der Einschulung

Grafik zu Adipositas bei Jungen und Mädchen zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchungen, von 2006 bis 2015
Abbildung 1: Adipositas zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchungen in Prozent, nach Geschlecht, Nordrhein-Westfalen, 2006- 2015. Dokumentation der schulärztlichen Eingangsuntersuchungen, LZG.NRW

Übergewicht und Adipositas gehören zu den meist diskutierten gesundheitlichen Problemen im Kindes- und Jugendalter.

Die Daten der schulärztlichen Untersuchungen des Einschulungsjahrgangs 2015 zeigen für fünf- bis sechsjährige Kinder folgende Verteilung der Gewichtsklassen [Kromeyer-Hauschild et al. 2001]: 8,4 % der Kinder waren deutlich untergewichtig oder untergewichtig. 80,8 % der Kinder hatten das dem Alter entsprechende Normalgewicht. 6,3 % der untersuchten Kinder waren übergewichtig und 4,6 % adipös. Die Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen sind in diesem Alter gering: 6,6 % der Mädchen und 6,0 % der Jungen waren von Übergewicht betroffen. Zusätzliche 4,6 % der Mädchen und 4,5 % der Jungen waren adipös.

Der Anteil an adipösen Kindern erreichte in den Jahren 2004 und 2005 einen Höhepunkt, in den letzten zehn Jahren stagniert die Adipositasrate bei Kindern im Einschulungsalter (siehe Abbildung 1). Diese Entwicklung wird auch durch andere Untersuchungen und durch die Ergebnisse der Schuleingangsuntersuchungen anderer Bundesländer bestätigt [Schienkiewitz et al. 2016]. Aktuell kommt es in Nordrhein-Westfalen zu einer Annäherung der Adipositasraten zwischen Mädchen und Jungen (siehe Abbildung 1).

Gesundheitsindikator 4.09: Body Mass Index, Kinder Schuleingangsuntersuchungen, nach Geschlecht

Gesundheitsindikator 4.09.01: Body Mass Index, Kinder Schuleingangsuntersuchungen, NRW, Trend

Grafik zu Adipositas zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchungen in den Kreisen und Städten Nordrhein-Westfalens im Jahr 2015
Abbildung 2: Adipositas zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchungen, Nordrhein-Westfalen, 2015. Dokumentation der schulärztlichen Eingangsuntersuchungen, LZG.NRW

Die Häufigkeit von Adipositas im Vorschulalter ist in Nordrhein-Westfalen regional sehr unterschiedlich (siehe Abbildung 2). Kinder aus verdichteten Städteregionen, wie dem Ruhrgebiet, sind häufiger von Adipositas betroffen als Kinder aus ländlichen Regionen. Bei kommunalen, kleinräumigen Auswertungen zeigt sich häufig ein ähnliches Bild. Auch hier weisen die verdichteten Quartiere und Stadtviertel zumeist eine erhöhte Rate von Adipositas und Übergewicht bei den Einschulungskindern auf.

Gesundheitsindikator 3.57.02: Adipositas, herabgesetzte Sehschärfe bei Einschulungsuntersuchungen nach Geschlecht und Kreis

Grafik zu Übergewicht und Adipositas bei Kindern mit Blick auf die Bildung der Eltern
Abbildung 3 Übergewicht und Adipositas in Prozent, nach Bildung der Eltern zum Zeitpunkt der Einschulungsuntersuchung, Nordrhein-Westfalen, 2015. Dokumentation der schulärztlichen Eingangsuntersuchungen, LZG.NRW

Analysen der schulärztlichen Untersuchungen zeigen, dass Kinder aus Familien mit einer belastenden Lebenssituation häufiger von Adipositas oder Übergewicht betroffen sind als andere Kinder. Insbesondere bei Kindern, die stark adipös sind, entsteht häufig für die betroffenen Kinder selbst und auch für die gesamte Familie eine weitere psychosoziale Belastung, die die Gesamtsituation der Familie beeinträchtigt [Hartmann & Hilbert 2013]. Anhand der Daten der schulärztlichen Untersuchungen kann gezeigt werden, dass mit steigendem Bildungsstand der Eltern der prozentuale Anteil adipöser und übergewichtiger Kinder sinkt, letztendlich aber Kinder aus allen Bildungsschichten (3-stufiger Bildungsindex nach Jöckel et al. 1997) betroffen sind (siehe Abbildung 3).

Das Auftreten von Übergewicht bei Kindern aus Familien mit niedrigem Bildungsstand war im Jahr 2015 mit 8,6 % doppelt so hoch wie bei Kindern aus Familien mit hohem Bildungsstand (4,3 %). Dieser Unterschied ist in Bezug auf Adipositas noch deutlicher, Kinder aus Familien mit einem niedrigen Bildungsstand waren mit 8,1 % etwa viermal so oft von Adipositas betroffen wie Kinder, die einem Umfeld mit einem hohen Bildungsstand entstammen (2,2 % adipöse Kinder). Die Bildung der Eltern stellt auch für Kinder mit einer familiären Migrationsgeschichte einen Schutzfaktor dar. Insgesamt waren 7,1 % der Kinder mit einer Migrationsgeschichte adipös. Kinder aus Familien mit Migrationsgeschichte und einem hohen Bildungsstand waren demgegenüber mit 4,7 % deutlich seltener adipös.

Dokumentation der schulärztlichen Eingangsuntersuchungen. Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW).

Hartmann AS, Hilbert A: Psychosoziale Folgen von Adipositas im Kindes- und Jugendalter und Strategien zu deren Behandlung. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 56 (2013), S. 532-538.

Jöckel KH, Babitsch B, Bellach BM, et al.: Messung und Quantifizierung soziographischer Merkmale in epidemiologischen Studien. Empfehlungen der Deutschen Arbeitsgemeinschaft Epidemiologie (DAE), der Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), der Deutschen Gesellschaft für Sozialmedizin und Prävention (DGSMP) und der Deutschen Region der Internationalen Biometrischen Gesellschaft. Arbeitsgruppe "Epidemiologische Methoden" in der DAE, der GMDS und der DGSMP (1997).

Kromeyer-Hauschild K, Wabitsch M, Kunze D, et al.: Perzentile für den Body Mass Index für das Kindes- und Jugendalter unter Heranziehung verschiedener deutscher Stichproben. Monatsschrift Kinderheilkunde. 149 (2001), S. 807-818.

Schienkiewitz A, Brettschneider AK, Schaffrath Rosario A, et al.: Übergewicht und Adipositas bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Ergebnisse des bundesweiten Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). Bewegungstherapie und Gesundheitssport. 32 (2016), S. 177-180.