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Die häufigsten Diagnosen in der ambulanten Versorgung

In der ambulanten medizinischen Versorgung stehen die weitverbreiteten Herz-Kreislauf-Risikofaktoren Bluthochdruck und erhöhte Blutfettwerte neben Krankheitsbildern mit häufig chronischem Charakter wie Rückenschmerzen oder Diabetes Typ 2 sowie akute Atemwegsinfekte an der Spitze der Behandlungsdiagnosen. Die hier verwendeten Daten der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe umfassen alle ambulanten Behandlungsdiagnosen aller Altersgruppen innerhalb eines Jahres. Die angegebenen Behandlungszahlen lassen daher Rückschlüsse auf die Erkrankungshäufigkeit in der Bevölkerung zu (Mehrfachbehandlungen zu einer Diagnose innerhalb der vier Quartale eines Jahres werden zu einem Behandlungsfall zusammengefasst). Da Privatversicherte (ca. 10 % der Bevölkerung) nicht erfasst werden und nicht jede Erkrankung oder Beschwerde zu einem Arztbesuch führt, wird die Verbreitung einzelner Erkrankungen hierbei möglicherweise zum Teil unterschätzt. Andererseits gibt es Hinweise, dass auch Überkodierungen vorkommen können [IGES 2012].

Bluthochdruck und Rückenschmerzen bilden mit jeweils rund vier Millionen Patientinnen und Patienten die häufigsten Behandlungsdiagnosen (23 % der Gesamtbevölkerung sind von Rückenschmerzen, 26 % von Bluthochdruck betroffen). Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Diabetes Typ 2 finden sich vor allem in der älteren Bevölkerung. Zwischen 50 % und 60 % der mit diesen Diagnosen behandelten Patientinnen und Patienten sind älter als 64 Jahre.

In der Rangliste liegen die Behandlungshäufigkeiten der Frauen höher als die der Männer; dies wird häufig dadurch erklärt, dass Frauen auftretende Symptome stärker beachten und bei Beschwerden eher eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen. Gynäkologische Beschwerdebilder haben einen hohen Anteil an den häufigsten Behandlungsdiagnosen der Frauen, ebenso Depressionen (ICD-10 F32), die sich mittlerweile auf Platz sieben der Rangliste befinden (Behandlungshäufigkeit 13 %, siehe Abbildungen 1 und 2).

Grafik zu den häufigsten Diagnosen in der ambulanten Versorgung bei Frauen
Abbildung 1: Die häufigsten Diagnosen (Behandlungshäufigkeit, ICD-10 Kodierung) in der ambulanten Versorgung, Frauen, Nordrhein-Westfalen, 2015. Kassenärztliche Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe, LZG.NRW
Grafik zu den häufigsten Diagnosen in der ambulanten Versorgung bei Männern
Abbildung 2: Die häufigsten Diagnosen (Behandlungshäufigkeit, ICD-10 Kodierung) in der ambulanten Versorgung, Männer, Nordrhein-Westfalen, 2015. Kassenärztliche Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe, LZG.NRW

Drei der häufigsten ambulanten Behandlungsdiagnosen haben in den letzten zehn Jahren (2006 bis 2015) deutlich zugenommen: Bluthochdruck (plus 16 %), Depressive Episode (plus 41 %) und Diabetes Typ 2 (plus 30 %). Die Prozentangaben beziehen sich hier jeweils auf den Anstieg der altersstandardisierten Behandlungshäufigkeit. Bei jeder der drei Diagnosen liegen die Steigerungsraten der Männer höher als die der Frauen; bei der Depressiven Episode fällt der Anstieg mit plus 64 % sogar doppelt so hoch aus wie bei den Frauen (plus 32 %). Allerdings ist die Zahl der betroffenen Frauen (1,2 Millionen) weiterhin deutlich größer als die der Männer (564.000) - insofern zeichnet sich bei der Steigerung der Diagnosezahl bei Männern auch gegebenenfalls ein gewisser "Nachholeffekt" ab.

Fortschreibung des Bevölkerungsstandes. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Statistik der ambulanten Behandlungsdiagnosen. KV Nordrhein und KV Westfalen-Lippe.

IGES Institut GmbH (IGES) (Hrsg.): Bewertung der Kodierqualität von vertragsärztlichen Diagnosen. Eine Studie im Auftrag des GKV-Spitzenverbands in Kooperation mit der Barmer GEK. Berlin: IGES 2012.