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Rückenschmerzen

Beschwerden aufgrund von Rückenschmerzen (ICD-10: M54) stellen die häufigste Schmerzerkrankung im Erwachsenenalter dar und belegen - nach dem Bluthochdruck - Rang zwei unter den häufigsten Diagnosen in der ambulanten Versorgung. Die ambulanten Behandlungszahlen sind zwischen 2008 und 2017 um rund 8 % angestiegen.

In Nordrhein-Westfalen wurden 2017 rund vier Millionen Behandlungsfälle aufgrund von Rückenschmerzen registriert, 31 % der Frauen und 25 % der Männer im Alter ab 20 Jahren waren deshalb ein- oder mehrmals in ärztlicher Behandlung. Während die Behandlungshäufigkeit von Rückenschmerzen bei Erwachsenen zunächst von einer Altersgruppe zur nächsten zunimmt, wird ab etwa 55 Jahren ein Plateau erreicht und in den höchsten Altersgruppen sinkt die Behandlungshäufigkeit sogar wieder (siehe Abbildung 1).

Grafik zur ambulanten Behandlungshäufigkeit von Rückenschmerzen in Prozent der Bevölkerung nach Alter und Geschlecht
Abbildung 1: Ambulante Behandlungshäufigkeit von Rückenschmerzen (ICD-10: M54) in Prozent der Bevölkerung nach Alter und Geschlecht, Nordrhein-Westfalen, 2017. Kassenärztliche Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe, LZG.NRW

Akute Rückenschmerzen nehmen in der Regel einen günstigen Verlauf. In etwa 80 bis 90 % der Fälle klingen sie binnen 14 Tagen spontan wieder ab. Problematisch sind diejenigen Fälle, die mit einer relevanten Funktionseinschränkung einhergehen und über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben oder häufig wiederkehren. Hier kommt es darauf an, Anzeichen einer drohenden Chronifizierung frühzeitig zu erkennen und mit einer angemessenen Behandlung sowie sekundärpräventiven Maßnahmen zu beginnen. Diesbezüglich hat es einen Paradigmenwechsel gegeben, der sich in der "Nationalen VersorgungsLeitlinie (NVL) Nicht-spezifischer Kreuzschmerz" niedergeschlagen hat. Kurz gefasst geht es darum, eine zurückhaltende Diagnostik, die Beachtung psychosozialer Risikofaktoren, Bewegung statt Bettruhe sowie einen gezielten Schmerzmitteleinsatz umzusetzen. Bei chronischen Schmerzen sollen kombinierte (multimodale) Behandlungsverfahren (ggf. inklusive Psychotherapie) zum Einsatz kommen [Bundesärztekammer et al. 2017].

Grafik zu Krankenhausbehandlungen aufgrund von Rückenschmerzen in Nordrhein-Westfalen und bundesweit, 2008-2017
Abbildung 2: Krankenhausbehandlungen aufgrund von Rückenschmerzen (ICD-10: M54) je 100.000 Einw. (altersstandardisiert), Nordrhein-Westfalen und bundesweit, 2008-2017. gbe-bund, LZG.NRW

Obwohl Rückenschmerzen (ICD-10: M54) gegenüber anderen Krankheiten der Wirbelsäule eine unspezifische Diagnose darstellen, führen sie nicht selten zu Krankenhausbehandlungen. Im Jahr 2017 wurden rund 54.000 Personen (32.510 Frauen und 21.811 Männer) wegen dieser Diagnose stationär behandelt.  Bundesweit wurden 5,9 % der Frauen und 6,5 % der Männer, die aufgrund von Rückenschmerzen in ein Krankenhaus eingewiesen wurden, operiert [Raspe 2012]. Der Faktencheck Rücken der Bertelsmann Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass ein hoher Anteil der Krankenhausbehandlungen wegen Rückenschmerzen auf diagnostische Leistungen im Bereich der bildgebenden Verfahren zurückzuführen ist und mit Liegezeiten zwischen einem und drei Tagen einhergeht. Viele dieser Behandlungen könnten auch ambulant erfolgen [Bertelsmann Stiftung 2017].

Auffällig ist der deutliche Anstieg der stationären Behandlungen bis zum Jahr 2014, der sowohl in Nordrhein-Westfalen als auch auf Bundesebene zu sehen ist, wobei die Fallzahlen in Nordrhein-Westfalen durchgängig über dem Bundesdurchschnitt lagen (siehe Abbildung 2). Die altersstandardisierte Behandlungsrate hat in Nordrhein-Westfalen zwischen 2008 und 2014 um 65 % zugenommen, seit dem Jahr 2015 ist ein leichter Rückgang zu erkennen.

Ob dieser Rückgang schon auf Verbesserungen in der ambulanten Behandlung durch die neue Versorgungsleitlinie (siehe oben) zurückzuführen ist, müsste in den kommenden Jahren beobachtet werden.

Die regionale Streuung der Krankenhausbehandlungsraten wegen Rückenschmerzen in Nordrhein-Westfalen ist erheblich. Bezogen auf den Wohnort der behandelten Personen liegt die altersstandardisierte Behandlungsrate in dem Verwaltungsbezirk mit dem höchsten Wert (459 Fälle je 100.000 Einw.) fast fünfmal so hoch wie in demjenigen mit dem niedrigsten Wert (104 Fälle je 100.000 Einw.).

Fortschreibung des Bevölkerungsstandes. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Krankenhausstatistik. Gesundheitsberichterstattung des Bundes (gbe-bund), Statistisches Bundesamt.

Krankenhausstatistik. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Statistik der ambulanten Behandlungsdiagnosen. KV Nordrhein und KV Westfalen-Lippe.

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): Faktencheck Rücken. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung 2017.

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), et al. (Hrsg.): Nationale VersorgungsLeitlinie Nichtspezifischer Kreuzschmerz - Langfassung. Berlin: Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin 2017. 2. Auflage, Version 1.

Deutsches Ärzteblatt (Hrsg.): Behandlung von Wirbelsäulenerkrankungen hat sich rasant entwickelt, in: aerzteblatt.de (13.11.2013), unter: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/56566/Behandlung-von-Wirbelsaeulenerkrankungen-hat-sich-rasant-entwickelt (Abruf: Mai 2019).

Raspe H: Rückenschmerzen. Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 53. Berlin: Robert Koch-Institut (Hrsg.) 2012.