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HIV/AIDS und Syphilis

Grafik zu gemeldeten gesicherten HIV-Neudiagnosen in NRW und bundesweit von 2006 bis 2015
Abbildung 1: Gemeldete gesicherte HIV-Neudiagnosen je 100.000 Einw., Nordrhein-Westfalen und bundesweit, 2006-2015. Robert Koch-Institut, Indikator 3.64: LZG.NRW

In Nordrhein-Westfalen kann man, ebenso wie auf Bundesebene, seit 2012 wieder einen leichten Anstieg der erstmalig diagnostizierten HIV-Infektionen (HIV-Erstdiagnosen bzw. HIV-Neudiagnosen) beobachten, nachdem sich die Infektionsraten in den Vorjahren weitgehend stabilisiert hatten (siehe Abbildung 1). Die Statistik der gesicherten HIV-Erstdiagnosen des Robert Koch-Instituts registriert für 2015 insgesamt 799 HIV-Neudiagnosen in Nordrhein-Westfalen (vgl. 2014: 781 HIV-Neudiagnosen). Der Anteil der Männer an den erstmalig diagnostizierten HIV-Infizierten beträgt knapp 80 %.

Hinsichtlich der von HIV-Neuinfektionen besonders betroffenen Gruppen ergeben sich keine Veränderungen. Die Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), ist mit 421 Personen (53 %) unverändert die am stärksten betroffene Gruppe, gefolgt von 182 Personen (23 %), bei denen heterosexuelle Kontakte als Übertragungsweg angegeben wurden (134 Frauen, 47 Männer). Bei 40 Personen (9 Frauen, 31 Männern) wurde intravenöser Drogengebrauch als wahrscheinlicher Infektionsweg genannt.

Gesundheitsindikator 3.64: HIV-Erstdiagnosen nach Betroffenengruppen, Geschlecht, NRW

Grafik zu gemeldeten gesicherten HIV-Neudiagnosen in Deutschland und den Bundesländern in 2015
Abbildung 2: Gemeldete gesicherte HIV-Neudiagnosen je 100.000 Einw., Deutschland und Bundesländer, 2015. Robert Koch-Institut, LZG.NRW

Die aktuelle epidemiologische Entwicklung der HIV-Neudiagnosen in Nordrhein-Westfalen (Inzidenz: 4,5 je 100.000 Einw.) entspricht weitgehend der Entwicklung in Deutschland insgesamt (Inzidenz ebenfalls 4,5 je 100.000 Einw.). Trotz der Häufung von HIV-Neudiagnosen in großstädtischen Ballungsräumen liegt Nordrhein-Westfalen 2015 im Ländervergleich im Mittelfeld (siehe Abbildung 2).

Die Routinestatistik der HIV-Neudiagnosen erfasst nicht das gesamte Spektrum der HIV-Epidemie, da zum Beispiel die Diagnosestellung oft erst Jahre nach der HIV-Infektion erfolgt. Daher werden vom Robert Koch-Institut regelmäßig Schätzungen zum Verlauf der Epidemie auf der Basis von Modellrechnungen erstellt. Die aktuelle Schätzung auf Bundesebene geht von eher stabilen Neuinfektionszahlen in den letzten Jahren aus [RKI 2017].

Eine nicht behandelte HIV-Infektion kann zu einer AIDS-Erkrankung führen. Dies ist mittlerweile aufgrund der erfolgreichen antiretroviralen Therapie sehr selten der Fall. Der Anteil von Personen, die nach Diagnosestellung eine antiretrovirale Therapie erhalten, liegt im Jahr 2016 bundesweit bei 86 %, rund 93 % dieser Therapien sind erfolgreich. Zusätzlich steht seit einiger Zeit mit der oralen Chemoprophylaxe von HIV-Infektionen (Präexpositions-Prophylaxe) ein wirksames neues Instrument zur Verhinderung von Neuinfektionen zur Verfügung [RKI 2017].

Gesundheitsindikator 3.63: AIDS-Erkrankte nach Betroffenengruppen, Geschlecht, NRW

Grafik zu gemeldeten Syphilis-Neudiagnosen in NRW und bundesweit von 2006 bis 2015
Abbildung 3: Gemeldete Syphilis-Neudiagnosen je 100.000 Einw., Nordrhein-Westfalen und bundesweit, 2006-2015. Robert Koch-Institut, LZG.NRW

Das epidemiologische Verteilungsmuster von HIV-Infektionen in Deutschland ähnelt dem von Syphilisinfektionen. Im Ländervergleich liegt Nordrhein-Westfalen im Jahr 2015 mit einer Rate von 8,0 Neudiagnosen je 100.000 Einw. unter dem Bundesdurchschnitt von 8,2 (siehe Abbildung 3). Die Zahl der Syphilis-Neuinfektionen ist in Nordrhein-Westfalen zwischen 2006 und 2015 um 67 % angestiegen. Dies ist nach Mecklenburg-Vorpommern (45 %) die zweitniedrigste Steigerungsrate aller Bundesländer, der Bundesdurchschnitt liegt bei einem Plus von 116 %. Laut Robert Koch-Institut ist von einer Syphilisinfektion vorrangig die Gruppe der Männer, die Sex mit Männern haben, in Großstädten betroffen. In Berlin beträgt die Rate der gemeldeten Syphilis-Infektionen mit einem Wert von 35,3 Fällen je 100.000 Einw. das Vierfache des Bundesdurchschnitts [RKI 2016].

Aktuelle Präventionsbemühungen müssen deshalb in stärkerem Umfang als bisher Syphilis und die übrigen sexuell übertragbaren Infektionen mit in den Blick nehmen. Weiterhin sollten zielgruppenspezifische Angebote zur möglichst frühzeitigen Diagnose und Behandlung einer Syphilis-Infektion, insbesondere für Männer, die Sex mit Männern haben, gefördert und ausgebaut werden.

Gesundheitsindikator 3.59: Meldepflichtige Infektionserkrankungen, Geschlecht, NRW

Gesundheitsindikator 3.65: Gestorbene infolge von Infektionskrankheiten, Alter, Geschlecht, NRW

SurvStat@RKI 2.0, Meldedaten gemäß IfSG. Robert Koch-Institut.

Robert Koch-Institut (Hrsg.) (RKI): Weiterer verstärkter Anstieg von Syphilis-Infektionen bei Männern, die Sex mit Männern haben. Berlin: Epidemiologisches Bulletin. 50 (2016), S. 547-560.

Robert Koch-Institut (RKI): Schätzung der Zahl der HIV-Neuinfektionen und der Gesamtzahl von Menschen mit HIV in Deutschland. Epidemiologisches Bulletin. 47 (2017), S. 531-545.