Hauptinhaltsbereich

Frühgeburten und untergewichtige Neugeborene

Wenn Kinder zu früh, das heißt vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche, auf die Welt kommen, haben sie durch eine inzwischen hoch entwickelte medizinische Versorgung schon ab der 24. Schwangerschaftswoche gute Überlebenschancen. Dennoch treten häufig Anpassungsprobleme auf und das Risiko für Entwicklungsverzögerungen, Verhaltensauffälligkeiten und weitere Gesundheitsprobleme ist in Abhängigkeit von der Schwangerschaftsdauer und weiteren Risikofaktoren erhöht. Zu den prognostisch ungünstigen Faktoren gehören zum Beispiel Infektionen in der Schwangerschaft sowie Hirnblutungen und Langzeitbeatmung bei den Frühgeborenen. Günstige familiäre Verhältnisse können jedoch in vielen Fällen gesundheitliche Probleme der ersten Lebenswochen und anfängliche Entwicklungsverzögerungen im Verlauf der Kindheit ausgleichen [Esser et al. 2005]. Wenn ein Verdacht auf familiäre Risiken besteht, ist deshalb für diese Gruppe von Eltern der Hinweis auf Angebote der Frühen Hilfen besonders bedeutsam.

2016 kamen in den nordrhein-westfälischen Geburtskliniken 15.588 Kinder zu früh zur Welt. Bei 0,7 % der Neugeborenen lag die Schwangerschaftsdauer unter 28 Wochen, bei 0,9 % zwischen 28 und 32 Wochen und bei 7,5 % zwischen 32 und 37 Wochen. Die Gesamtrate der Frühgeborenen lag somit bei 9,1 % und damit auf dem Niveau der Vorjahre. Unter den Frühgeborenen sind Mehrlinge überproportional vertreten. Bei Einlingen lag die Frühgeburtenrate im Jahr 2016 bei 7,1 %, Mehrlinge kamen zu 59,6 % vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche zur Welt [qs-nrw 2017].

Grafik zu Lebendgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 2.500 g von 2008 bis 2016
Abbildung 1: Lebendgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 2.500 g je 1.000 Lebendgeborene, Nordrhein-Westfalen, 2008-2016. IT.NRW und Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus gGmbH (InEK), LZG.NRW

Die Schwangerschaftsdauer korreliert erwartungsgemäß stark mit dem Geburtsgewicht, aber auch Kinder, die termingerecht geboren werden, können bei der Geburt untergewichtig sein. Die definitorisch festgelegte Grenze liegt hier bei 2.500 g. Rund vier Fünftel (82,2 %) der Neugeborenen hatten 2016 ein Geburtsgewicht zwischen 2.500 und 4.000 g. Jedes zehnte Neugeborene hatte ein Geburtsgewicht von mindestens 4000 g [qs-nrw 2017].

Der Anteil der untergewichtigen Neugeborenen lag 2016 bei 7,1 % der stationär entbundenen Lebendgeborenen. Eine Trendbeobachtung auf der Ebene der Kreise und kreisfreien Städte ist aktuell nur eingeschränkt möglich, da sich die Datengrundlage zur Beurteilung des Geburtsgewichts seit 2014 geändert hat. Bis Ende 2013 basierten die Informationen zum Geburtsgewicht auf der Bevölkerungsstatistik, danach wurden Daten zum Geburtsgewicht im Rahmen der Bevölkerungsstatistik nicht mehr erfasst. Seit 2014 nutzt das LZG.NRW deshalb Daten der DRG-Statistik, die jedoch (wie die Berichte der Geschäftsstelle Qualitätssicherung, qs-nrw) als Grundlage nur Daten zu stationär entbundenen Lebendgeborenen beinhaltet. Neugeborene, die nicht im Rahmen eines Klinikaufenthalts geboren wurden, sind hier nicht erfasst. Der räumliche Bezug in dieser Statistik ist der Wohnort, nicht der Entbindungsort.
In den vergangenen drei Jahren zeigt die DRG-Statistik eine leicht abnehmende Tendenz der stationär entbundenen Neugeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 2.500 g (siehe Abbildung 1). Innerhalb von NRW sind deutliche regionale Unterschiede zu erkennen (siehe Abbildung 2).

Ergebnisse einer Studie zu gesundheitlichen Auswirkungen von Luftverschmutzung in städtischen Regionen Europas konnten zeigen, dass mit der Konzentration von Luftschadstoffen (insbesondere bezogen auf den Feinstaubgehalt) das Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht ansteigt [Pedersen et al. 2013]. Verbesserungen der Luftqualität können somit ebenso wie die Reduktion weiterer, beeinflussbarer Risikofaktoren (wie zum Beispiel Infektionen, Rauchen, Fehlernährung und Stressbelastung in der Schwangerschaft) zu besseren Startchancen für Neugeborene führen.

Gesundheitsindikator 3.50: Lebendgeborene nach Geburtsgewicht, NRW, Trend
Gesundheitsindikator 3.51: Stationär entbundene Neugeborene nach Geburtsgewicht

Grafik zu Lebendgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 2.500 g in 2016 in den Kreisen und Städten in NRW
Abbildung 2: Lebendgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 2.500 g je 1000 stationär entbundene Lebendgeborene, Nordrhein-Westfalen, 2016. Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus gGmbH (InEK), LZG.NRW

Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik). Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus gGmbH (InEK).

Jahresauswertung 2016 Geburtshilfe. Geschäftsstelle QS-Nordrhein-Westfalen.

Esser G, Ballaschk K, Laucht M, et al.: Determinanten sozialer Fertigkeiten von Kindern. Ergebnisse einer prospektiven Längsschnittstudie. Kinderärztliche Praxis. 77 (2005), Sonderheft Frühe Gesundheit und Prävention, S. 42-47.

Geschäftsstelle Qualitätssicherung Nordrhein-Westfalen (qs-nrw) (Hrsg.): Jahresauswertung 2016. Geburtshilfe. Münster, Düsseldorf: Geschäftsstelle Qualitätssicherung Nordrhein-Westfalen 2017.

Pedersen M, Giorgis-Allemand L, Bernard C, et al: Ambient air pollution and low birthweight: a European cohort study (ESCAPE). Lancet Respir Med. 1 (2013), Nr. 9, S. 695-704.