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Säuglingssterblichkeit

Grafik zur Säuglingssterblichkeit in NRW und bundesweit, von 2006 bis 2015
Abbildung 1: Säuglingssterblichkeit je 1.000 Lebendgeborene, Nordrhein-Westfalen und bundesweit, 2006-2015. gbe-bund, LZG.NRW

Im Jahr 2015 starben in Nordrhein-Westfalen insgesamt 651 Kinder vor Vollendung des ersten Lebensjahres. Nachdem die Säuglingssterblichkeit im Jahr 2012 einen historischen Tiefstand von 3,8 gestorbenen Säuglingen je 1.000 Lebendgeborene erreicht hatte, ist sie in den letzten Jahren schrittweise wieder angestiegen (auf 4,1 ‰ im Jahr 2015, siehe Abbildung 1). Diese Entwicklung ist auf einen Anstieg der Säuglingssterblichkeit in der ausländischen Bevölkerung (Personen ohne deutsche Staatsangehörigkeit) zurückzuführen. Die Säuglingssterblichkeitsrate war in dieser Bevölkerungsgruppe nach hohen Werten im letzten Jahrzehnt in den Jahren 2011 bis 2013 nahezu auf das Niveau der Bevölkerung mit deutscher Staatsangehörigkeit gesunken. Seitdem steigt diese Rate in der ausländischen Bevölkerung wieder deutlich an und erreicht 2015 den Wert von 6,6 verstorbenen Säuglingen je 1.000 Lebendgeborene (siehe Abbildung 2). Dieser Anstieg dürfte zu einem erheblichen Teil mit der aktuellen Zuwanderung aus Krisengebieten und den vielfältigen Risiken, die Mutter und Kind unter diesen Bedingungen belasten, zusammenhängen.

Grafische Darstellung der Säuglingssterblichkeit bei Deutschen und Nichtdeutschen von 2001 bis 2015
Abbildung 2: Säuglingssterblichkeit je 1.000 Lebendgeborene nach Nationalität, Nordrhein-Westfalen, 2001-2015. IT.NRW, LZG.NRW

Differenziert nach Geschlecht ist die Säuglingssterblichkeit bei den männlichen Säuglingen mit 4,2 ‰ nach wie vor höher als bei den weiblichen (3,9 ‰), allerdings nähern sich die Werte in den letzten Jahren einander an. Rund 60 % der Säuglingssterbefälle (378) ereigneten sich innerhalb von sechs Tagen nach der Geburt, die übrigen im weiteren Verlauf des ersten Jahres.

Gesundheitsindikator 3.53: Säuglingssterbefälle (Neonatal- u. Postneonatalsterblichk.), NRW, Trend

Ein erneuter Anstieg der Säuglingssterblichkeit ist ebenfalls auf der Ebene des Bundes und der Länder zu beobachten. Bei neun der sechzehn Länder liegt die Rate im Jahr 2015 über der des Vorjahres. Hinter dem Stadtstaat Bremen (4,5 ‰) verzeichnet Nordrhein-Westfalen die zweithöchste Rate aller Bundesländer (siehe Abbildung 1).

In den Städten und Kreisen in Nordrhein-Westfalen ist der Tod eines Säuglings mittlerweile ein seltenes Ereignis geworden. In knapp der Hälfte der Verwaltungsbezirke waren es 2015 jeweils weniger als zehn Sterbefälle. Deshalb müssen mehrere Jahreswerte einer Stadt oder eines Kreises für eine Betrachtung kleinräumiger, regionaler Unterschiede zusammengefasst werden, um zufällige Schwankungen auszugleichen. Die regionale Verteilung der Säuglingssterblichkeit zeigt erhebliche Unterschiede zwischen den Kreisen und kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens. Aktuell (3-Jahres-Mittelwert 2013 bis 2015) liegt sie zwischen 1,6 ‰ in Euskirchen und 7,8 ‰ in Hagen (siehe Abbildung 3). 56 % der Verwaltungsbezirke verzeichnen einen Anstieg der Säuglingssterblichkeit zwischen den 3-Jahres-Werten 2012/2014 und 2013/2015.

Grafik zur Säuglingssterblichkeit in den Kreisen und Städten in NRW
Abbildung 3: Säuglingssterblichkeit je 1.000 Lebendgeborene, Nordrhein-Westfalen, 2013/2015 (3-Jahres-Mittelwert). IT.NRW, Indikator 3.54: LZG.NRW

Gesundheitsindikator 3.54: Säuglingssterblichkeit, NRW, Kreise, 3-Jahres-Mittelwerte

Totgeborene werden bei der Berechnung der Säuglingssterblichkeit nicht mitgezählt, da hierbei definitionsgemäß nur lebend entbundene Säuglinge berücksichtigt werden. Der Trend der letzten Jahre bezüglich der Totgeburten ist weitgehend identisch mit den Entwicklungen, die für die Säuglingssterblichkeit beschrieben wurden: Die Rate in der ausländischen Bevölkerung lag 2015 bei 8,1 Totgeborenen je 1.000 Geburten und damit deutlich höher als in der deutschen Bevölkerung (3,6 je 1.000). Bei schwangeren Frauen, die erst kürzlich aus Krisenregionen nach Deutschland gekommen sind, kann der Schwangerschaftsverlauf durch somatische und psychische Risikofaktoren (Fehl- und Mangelernährung, Infektionskrankheiten, körperliche und/oder psychische Traumatisierung) belastet sein. Darüber hinaus kann der Zugang zum Versorgungssystem aus verschiedenen Gründen erschwert sein (MGEPA 2013). Dies erklärt den erneuten Anstieg der Totgeborenenrate der ausländischen Bevölkerung im Jahr 2015 nach rückläufigen Zahlen zwischen 2011 und 2014 (2014: 7,2 ‰ entsprechend 104 Fällen, 2015: 8,1 ‰ entsprechend 136 Fällen).

Gesundheitsindikator 3.53_1: Säuglingssterbefälle (Neonatal- u. Postneonatalsterblichk.), NRW, Kreise

Gesundheitsindikator 3.54_1: Säuglingssterblichkeit, Geschlecht, NRW, Kreise, 3-Jahres-Mittelwert

Gesundheitsindikator 3.55: Perinatale Sterbefälle, NRW, Trend

Statistik der natürlichen Bevölkerungsbewegung. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen (MGEPA) (Hrsg.): Schwangerschaft und Geburt in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf: MGEPA 2013.