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Vorzeitige und vermeidbare Sterblichkeit

Die positive Entwicklung der allgemeinen Lebenserwartung ist vor allem auf den Rückgang der vorzeitigen Sterblichkeit zurückzuführen. Unter der vorzeitigen Sterblichkeit werden im Allgemeinen diejenigen Todesfälle zusammengefasst, bei denen die Person vor dem Erreichen des 65. Lebensjahres verstirbt. 2015 trifft dies in Nordrhein-Westfalen auf 11.812 Frauen und 19.867 Männer zu. Das entspricht rund 11 % aller Sterbefälle bei den Frauen und rund 20 % aller Sterbefälle bei den Männern. Damit erweist sich die vorzeitige Sterblichkeit nach wie vor als ein besonderes Problem der männlichen Bevölkerung. Innerhalb des 10-Jahres-Zeitraums von 2006 bis 2015 stagnierte die vorzeitige Sterblichkeit bei beiden Geschlechtern.

Ein Teil der vorzeitigen Todesfälle gilt für bestimmte Diagnosen und Altersgruppen als vermeidbar (siehe Abbildung 1). Beispielsweise können Verkehrsunfälle oder Krankheiten wie Leberzirrhose und Lungenkrebs durch primärpräventive Maßnahmen in ihrem Ausmaß verringert werden. Zudem können viele Krankheiten, wie zum Beispiel verschiedene weitere Krebsarten oder Herz-Kreislauf-Krankheiten, durch verhältnisorientierte Gesundheitsförderung, evidenzbasierte Früherkennung, adäquate medizinische Behandlung und den konsequenten Ausbau der Gesundheitskompetenz in der Bevölkerung (zum Beispiel durch Schulung von Patientinnen und Patienten) in ihrem Verlauf so beeinflusst werden, dass ein früher Tod vermieden wird.

Balkendiagramm der vermeidbaren Sterbefälle für ausgewählte Diagnosen und Altersgruppen bei Frauen und Männern in NRW für das Jahr 2015
Abbildung 1: Vermeidbare Sterbefälle (altersstandardisiert) für ausgewählte Diagnosen (ICD-10 Kodierung) und Altersgruppen je 100.000 Einw. nach Geschlecht, Nordrhein-Westfalen, 2015. IT.NRW, Indikator 3.13: LZG.NRW

Ein Blick auf ausgewählte vermeidbare Todesursachen lässt unterschiedliche Trends erkennen. Die altersstandardisierte Sterberate aufgrund von Ischämischen Herzkrankheiten bei 35- bis 64-Jährigen ist zwischen 2006 und 2015 um 41 % zurückgegangen (Frauen 43 %, Männer 40 %). Beim Lungenkrebs ist bei Männern zwischen 15 und 64 Jahren ebenfalls ein deutlicher Rückgang der Sterblichkeit um 20 % zu beobachten, dem steht jedoch bei Frauen dieser Altersgruppe eine Zunahme der Sterberate um 4 % gegenüber (die absolute Zahl dieser Sterbefälle ist bei ihnen sogar um 22 % von 1.154 auf 1.405 angestiegen).

Gesundheitsindikator 3.13: Vermeidbare Sterbefälle, ausgewählte Diagnosen, Geschlecht, NRW

Detaillierte Analysen solcher Trends können dazu beitragen, präventive Anstrengungen gezielt einzusetzen, um ihren gesundheitlichen Nutzen für die Bevölkerung zu optimieren. So fällt auf, dass viele der hier genannten führenden Todesursachen der "Vermeidbaren Sterblichkeit" regional gehäuft auftreten. Dies gilt neben den Ruhrgebietsstädten auch für andere Regionen, die vor allem durch räumliche Verdichtung, (alt-)industrielle Strukturen und weitere soziodemographische Belastungen geprägt sind. Deutliche Beispiele dieser regionalen Verteilungsmuster liefern die Sterbefälle an Durchblutungsstörungen des Herzens (Ischämische Herzkrankheit) und Lebererkrankungen, in erster Linie Leberzirrhose (siehe Abbildungen 2 und 3).

NRW-Kreiskarte zur Sterblichkeit an Ischämischer Herzkrankheit  bei den 35- bis 64-Jährigen, Mittelwert aus 2011 bis 2015
Abbildung 2: Sterblichkeit (indirekte Altersstandardisierung (SMR)) an Ischämischer Herzkrankheit (ICD-10: I20-I25) bei 35- bis 64-Jährigen, Nordrhein-Westfalen, 2011/2015 (5-Jahres-Mittelwert). IT.NRW, Indikator 3.14: LZG.NRW
NRW-Kreiskarte zur Sterblichkeit an Leberkrankheiten bei den 15- bis 74-Jährigen, Mittelwert aus 2011 bis 2015
Abbildung 3: Sterblichkeit (indirekte Altersstandardisierung (SMR)) an Krankheiten der Leber (ICD-10: K70-K77) bei 15- bis 74-Jährigen, Nordrhein-Westfalen, 2011/2015 (5-Jahres-Mittelwert). IT.NRW, Indikator 3.14: LZG.NRW

Fortschreibung des Bevölkerungsstandes. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Todesursachenstatistik. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).