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Suizid

Im Jahr 2015 starben in Nordrhein-Westfalen 1.472 Menschen durch Suizid (397 Frauen und 1.075 Männer). Damit liegt die Zahl der Suizide dreimal so hoch wie die der Verkehrstoten (482 Fälle). Männer sind besonders gefährdet - ihr Anteil an den Suiziden beträgt rund 75 %. Die Zahl der Suizidversuche ist schätzungsweise etwa zehnmal so hoch wie die der vollendeten Suizide, hier liegt der Frauenanteil über dem der Männer [RKI 2006, Schrijvers et al. 2012].

Trenddiagramm zur Sterblichkeit durch Suizid bei Frauen und Männern in NRW und im bundesweiten Vergleich für den Zeitraum 2006 bis 2015
Abbildung 1: Sterblichkeit (altersstandardisiert) durch Suizid (ICD-10: X60-X84) je 100.000 Einw., Nordrhein-Westfalen und bundesweit, 2006‒2015. gbe-bund, LZG.NRW
Säulendiagramm zur Altersverteilung von Suiziden bei Frauen und Männern in NRW für das Jahr 2015
Abbildung 2: Suizidrate, nach Alter und Geschlecht, Nordrhein-Westfalen, 2015. IT.NRW, Indikator 3.88: LZG.NRW

Die Suizidrate in Nordrhein-Westfalen liegt im Jahr 2015 deutlich niedriger als in den Jahren zuvor, etwa 20 % niedriger im Vergleich zu 2014 und etwa 15 % niedriger im Vergleich zur mittleren Rate der Jahre 2006 bis 2014. Im Bundesvergleich weist Nordrhein-Westfalen seit vielen Jahren eine der niedrigsten Suizidraten aller Bundesländer auf (siehe Abbildung 1).

Gesundheitsindikator 3.88: Gestorbene infolge vorsätzlicher Selbstbeschädigung (Suizidsterbefälle) nach Alter und Geschlecht, NRW

Die regionale Verteilung der Suizidmortalität in Nordrhein-Westfalen zeigt keine erkennbaren Verteilungsmuster und variiert erheblich von Jahr zu Jahr.

Suizide sind in bestimmten Bevölkerungsgruppen relativ gesehen besonders häufig. Bei unter 30-jährigen Männern stellen Selbsttötungen die zweithäufigste Todesursache nach Unfällen dar [RKI 2015].

Suchtkranke haben ein deutlich erhöhtes Suizidrisiko. Nach verschiedenen Studien leiden zwischen 19 % und 63 % aller Suizidopfer an einer Abhängigkeitserkrankung. Weitere psychische Erkrankungen, allen voran die Depression, können ebenfalls das Suizidrisiko erhöhen oder einen zusätzlichen Einflussfaktor neben Suchterkrankungen darstellen. Insgesamt gehen 40 % bis 70 % aller Suizide auf eine Depression zurück [RKI 2006].

Auffällig ist die hohe Suizidrate im Rentenalter, die sich vor allem bei Männern zeigt (siehe Abbildung 2). Im Jahr 2015 waren 33 % aller Männer und 37 % aller Frauen, die in Nordrhein-Westfalen durch Suizid starben, 65 Jahre und älter, während der Bevölkerungsanteil dieser Gruppe nur bei 18 % bzw. 23 % lag.

Vor allem wenn bereits eine psychische Beeinträchtigung vorliegt, können chronische Krankheiten, körperliche Funktionseinschränkungen, chronische Schmerzen oder soziale Isolation das Suizidrisiko im Alter erhöhen [Van Orden & Conwell 2011]. Da das Suizidrisiko mit dem Alter deutlich ansteigt, könnte es im Zuge des demografischen Wandels zu einem Anstieg der Anzahl an Suizidfällen kommen.

Fortschreibung des Bevölkerungsstandes. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Todesursachenstatistik. Gesundheitsberichterstattung des Bundes (gbe-bund), Statistisches Bundesamt.

Todesursachenstatistik. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Statistik der Straßenverkehrsunfälle. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

Robert Koch-Institut (RKI) (Hrsg.): Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin: Robert Koch-Institut 2006.

Robert Koch-Institut (RKI) (Hrsg.): Gesundheit in Deutschland. Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin: Robert Koch-Institut 2015.

Schrijvers DL, Bollen J, Sabbe BG: The gender paradox in suicidal behavior and its impact on the suicidal process. Journal of Affective Disorders. 138 (2012), Nr. 1-2, S. 19-26.

Van Orden K, Conwell Y:  Suicides in late life. Current Psychiatry Reports. 13 (2011), Nr. 3, S. 234-241.