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Alkoholkonsum

Gestapelte Säulendiagramme zum Alkoholkonsum von Frauen und Männern mit unterschiedlichem Sozialstatus in NRW für das Jahr 2017
Abbildung 1: Alkoholkonsum von Frauen und Männern, nach Geschlecht und sozioökonomischem Status, Nordrhein-Westfalen, 2017. NRW-Gesundheitssurvey 2017 (n = 1.916), LZG.NRW (eigene Berechnung)

Der Konsum alkoholischer Getränke der über 14-Jährigen ist in den vergangenen Jahren in Deutschland stetig gesunken. Während 2006 der Pro-Kopf-Konsum an reinem Alkohol noch bei 12,5 Litern lag, sank dieser Verbrauch bis zum Jahr 2015 auf 11,4 Liter.

Im NRW-Gesundheitssurvey 2017 wurde ein Frequenz-Mengen-Test (AUDIT-C) durchgeführt, anhand dessen Befragte den Gruppen Nie-Trinker, moderate Alkoholkonsumenten und Risikokonsumenten zugeordnet werden können. Der moderate Alkoholkonsum ist demnach bei Frauen (50 %) und Männern (54 %) nahezu vergleichbar. Bei jeder fünften Frau und jedem vierten Mann liegt ein riskanter Alkoholkonsum vor (siehe Abbildung 1). Der Grenzwert für risikoarmen Konsum liegt laut BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung) für Frauen bei 12 g Alkohol pro Tag (entspricht 0,1 l Wein oder 0,25 l Bier) und für Männer bei 24 g Alkohol pro Tag. Auffällig ist der höhere Alkoholkonsum bei Frauen und Männern mit hohem sozioökonomischen Status (siehe Abbildung 1).

Gesundheitsindikator 4.07: Alkoholkonsum nach Alter, Sozialstatus und Geschlecht, Survey, NRW

Regelmäßiges Rauschtrinken, definiert als der Konsum von mindestens sechs alkoholischen Getränken bei einer Gelegenheit mindestens einmal pro Monat, kommt vor allem bei Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen vor. In Nordrhein-Westfalen ist regelmäßiges Rauschtrinken unter den 18 bis 29-Jährigen mit 24 % am stärksten ausgeprägt und liegt in den Altersgruppen ab 30 Jahren zwischen 12 und 16 % (siehe Abbildung 2).

Gestapeltes Säulendiagramm zur Häufigkeit des  Rauschtrinkens in verschiedenen Altersgruppen in NRW für das Jahr 2017
Abbildung 2: Rauschtrinken in der erwachsenen Bevölkerung, nach Altersgruppen, Nordrhein-Westfalen, 2017. NRW-Gesundheitssurvey 2017 (n = 1.996), LZG.NRW (eigene Berechnung)

Unter Jugendlichen in Deutschland im Alter von 11 bis 13 Jahren ist regelmäßiges Rauschtrinken mit einer Rate von 0,6 % noch selten. Bei den 14- bis 17-Jährigen liegt dieser Anteil allerdings bei 20 % [Lampert et al. 2014].

In der Vergangenheit konnte ein deutlicher Anstieg von Krankenhausfällen durch Alkoholexzesse im Kindes- und Jugendalter beobachtet werden, seit 2012 scheint jedoch ein leichter Abwärtstrend zu bestehen. Dieser Verlauf zeigt sich nicht nur in Nordrhein-Westfalen, sondern auch bundesweit [Rabenberg et al. 2016]. Besonders stark ist diese Entwicklung bei den 15- bis 19-jährigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ausgeprägt (siehe Abbildung 3).
In Nordrhein-Westfalen wurden 2015 unter den 10- bis 14-Jährigen 2,2-mal so viel Mädchen wie Jungen aufgrund von Alkoholintoxikationen in ein Krankenhaus eingeliefert. In der Altersgruppe von 15 bis 19 Jahren ist das Geschlechterverhältnis umgekehrt, in dieser Altersgruppe sind Jungen 1,4-mal so häufig betroffen wie Mädchen. In der Altersgruppe 20 bis 24 Jahre sind stationäre Einweisungen seltener, betreffen aber auch hier junge Männer fast doppelt so häufig wie junge Frauen.

Trenddiagramm zu Krankenhauseinweisungen aufgrund akuter Alkoholintoxikation bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in NRW, 2006 bis 2015
Abbildung 3 Krankenhausfälle aufgrund akuter Alkoholintoxikation (ICD-10: F10.0) je 100.000 Einw., Altersgruppen 10 bis 14, 15 bis 19 und 20 bis 24 Jahre, Nordrhein-Westfalen, 2006-2015. gbe-bund, LZG.NRW

Im Rahmen eines bundesweiten Präventionsprojekts (HaLT), das auch in NRW durchgeführt wird, wurden exemplarisch in Bayern stationär behandelte jugendliche Schülerinnen und Schüler mit Jugendlichen aus der Allgemeinbevölkerung verglichen, um konsumrelevante Unterschiede zu identifizieren [Kraus et al. 2013]. Dabei stellte sich heraus, dass ins Krankenhaus eingewiesene Jugendliche Alkohol hauptsächlich im öffentlichen Raum und gemeinsam im Freundeskreis konsumiert haben. Jungen hatten in der Regel eine höhere Schulbildung als Mädchen. Mädchen berichteten häufiger als Jungen, zum Alkoholkonsum gedrängt worden zu sein. Im Vergleich zur gleichaltrigen Allgemeinbevölkerung konsumierten die ins Krankenhaus eingewiesenen Jugendlichen seltener Alkohol, tranken dann jedoch größere Mengen. Eine Befragung dieser Jugendlichen zeigte, dass die Mehrheit unauffällig ist und im Alltag einen eher unproblematischen Umgang mit Alkohol hat. Dennoch konnte unter ihnen auch eine kleinere Subpopulation mit erhöhtem Risikopotenzial für eine erneute stationäre Aufnahme identifiziert werden, für die spezielle Hilfeangebote notwendig erscheinen [Kraus et al. 2013].

Krankenhausstatistik. Gesundheitsberichterstattung des Bundes (gbe-bund), Statistisches Bundesamt.

NRW-Gesundheitssurvey 2017. Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW).

Verbrauchssteuerstatistik. Gesundheitsberichterstattung des Bundes (gbe-bund), Statistisches Bundesamt.

Kraus L, Hannemann TV, Pabst A, et al.: Stationäre Behandlung von Jugendlichen mit akuter Alkoholintoxikation: Die Spitze des Eisbergs? Gesundheitswesen. 75 (2013), Nr. 7, S. 456-464.

Lampert T, Kuntz B, KiGGS Study Group: Tabak- und Alkoholkonsum bei 11- bis 17-jährigen Jugendlichen: Ergebnisse der KiGGS-Studie - Erste Folgebefragung (KiGGS Welle 1). Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 57 (2014), Nr. 7, S. 830-839.

Rabenberg M, Rommel A, Saß AC: Alkoholvergiftungen mit stationärer Behandlung. Journal of Health Monitoring. 1 (2016), Nr. 1, S. 22-28.