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Bewegung

Regelmäßige Bewegung fördert nachweislich die körperliche und psychische Gesundheit [Titze et al. 2010]. Laut aktueller Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollten sich Erwachsene pro Woche mindestens 2,5 Stunden bei mittlerer Intensität oder 1,25 Stunden bei hoher Intensität (oder einer entsprechenden Kombination aus beidem) bewegen. Dabei sollte die Bewegung auf möglichst viele Tage der Woche verteilt werden. Die ideale Bewegungsdauer liegt bei 5 Stunden (mittlere Intensität) bzw. 2,5 Stunden (hohe Intensität) pro Woche. Dabei ist es unerheblich, ob es sich um Bewegung beim Sport, Hobby, im Beruf oder Haushalt, auf dem Weg zur Schule oder zur Arbeit handelt. Zusätzlich werden mindestens zwei Mal wöchentlich muskelkräftigende Bewegungen sowie für Ältere Gleichgewichtsübungen zur Sturzprophylaxe empfohlen [WHO 2010].

Im NRW-Gesundheitssurvey 2017 wurde erhoben, in welchem Ausmaß Frauen und Männer körperlich aktiv sind. Die Ergebnisse zeigen, dass 27 % der Befragten in ihrer Freizeit völlig inaktiv sind. Weitere 28 % der Befragten sind zwar körperlich aktiv, allerdings weniger als 2,5 Stunden wöchentlich. Damit ist insgesamt gut die Hälfte der Erwachsenen in Nordrhein-Westfalen nicht ausreichend körperlich aktiv in der Freizeit. Betrachtet man allerdings zusätzlich die körperliche Aktivität durch überwiegend körperliche Arbeit, sind es nur knapp 30%, die insgesamt nicht ausreichend körperlich aktiv sind.

Frauen sind in der Altersgruppe der 40- bis 49-Jährigen häufiger in der Freizeit körperlich aktiv als Männer. Eine körperliche Freizeitaktivität von mindestens 2,5 Stunden erreichen Männer in der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre häufiger als Frauen, während in der Altersgruppe 50 bis 59 Jahre mehr Frauen als Männer diesen Grad der Aktivität erreichen (siehe Abbildung 1). Gegenüber den Befragungsergebnissen des Robert Koch-Instituts für Nordrhein-Westfalen im Jahr 2010 [RKI 2012] hat sich der Anteil der ausreichend körperlich aktiven Frauen von 37 % auf 44 % erhöht, bei den Männern lässt sich ein Anstieg von 43 % auf 47 % beobachten.

Gestapelte Säulendiagramme zum Ausmaß der körperlichen Aktivität bei Frauen und Männern verschiedener Altersgruppen in NRW für das Jahr 2017
Abbildung 1: Ausmaß körperlicher Aktivität in der Freizeit, nach Geschlecht und Altersgruppen, Nordrhein-Westfalen, 2017. NRW-Gesundheitssurvey 2017, LZG.NRW

Wie stark Menschen in Nordrhein-Westfalen in der Freizeit körperlich aktiv sind, hängt auch mit dem sozioökonomischen Status zusammen. Je höher der Sozialstatus, desto größer das Ausmaß an körperlicher Aktivität in der Freizeit (siehe Abbildung 2). Berücksichtigt man jedoch zusätzlich die körperliche Aktivität durch überwiegend körperliche Arbeit, ist kein sozialer Gradient mehr erkennbar.

Ringdiagramme zum Ausmaß der körperlichen Aktivität bei Frauen und Männern mit unterschiedlichem Sozialstatus in NRW für das Jahr 2017
Abbildung 2: Ausmaß körperlicher Aktivität in der Freizeit, nach Geschlecht und sozioökonomischen Status, Nordrhein-Westfalen, 2017. NRW-Gesundheitssurvey 2017, LZG.NRW

Für Kinder und Jugendliche empfiehlt die WHO ein tägliches Bewegungspensum von insgesamt mindestens 60 Minuten (idealerweise 90 Minuten moderate bis intensive körperlich Aktivität) [LZG. NRW 2016, WHO 2010]. Körperlich aktive Kinder und Jugendliche profitieren nicht nur in der Adoleszenz von den positiven Effekten der Bewegung auf die physische und psychische Gesundheit. Auch im Erwachsenenalter bestehen diese Effekte oft fort, denn aus aktiven Jugendlichen werden langfristig aktive Erwachsene [Telama 2009, Buksch & Finne 2013]. Allerdings zeigen die Ergebnisse der HBSC-Studie (2013/14) für die 11 bis 15-Jährigen in Deutschland, dass lediglich 12 % der Mädchen und 19 % der Jungen täglich mindestens 60 Minuten aktiv sind und somit die Empfehlungen für eine gesundheitsfördernde körperliche Aktivität erreichen. Mit zunehmendem Alter nimmt die Aktivität immer mehr ab [HBSC 2015]. Insbesondere jugendliche Mädchen mit Migrationsgeschichte scheinen nur in einem geringen Ausmaß in ihrer Freizeit körperlich aktiv zu sein [HBSC 2015].

An Kinder und Jugendliche gerichtete, bewegungsbezogene Interventionen haben in der Vergangenheit häufig zu einer erhöhten Ungleichheit zwischen den Geschlechtern geführt, da Jungen in vielen Fällen deutlich stärker von entsprechenden Maßnahmen profitiert haben als Mädchen [Hofmann et al. 2014], daher sollte hier  - ebenso wie bei ernährungsbezogenen Maßnahmen - auf eine gendersensible Ausrichtung geachtet werden.

NRW-Gesundheitssurvey 2017. Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW).

Buksch J, Finne E: Körperliche Aktivität, Medienkonsum und Ernährungsverhalten im Jugendalter - eine geschlechterspezifische Analyse. In: Kolip P, Klocke A, Melzer W, et al.: Gesundheit und Gesundheitsverhalten im Geschlechtervergleich. Ergebnisse des WHO-Jugendgesundheitssurvey "Health Behaviour in School-aged Children". Weinheim, Basel: Juventa Verlag 2013, S. 77-95.

HBSC-Studienverbund Deutschland (HBSC): Studie Health Behaviour in School-aged Children. Faktenblatt "Körperliche Aktivität bei Kindern und Jugendlichen" (2015), unter: http://hbsc-germany.de/downloads/faktenblatter-national/ (Abruf: Juli 2018).

Hofmann F, Flaschenberger E, Felder-Puig R: Wirkung schulischer Gesundheitsförderung auf soziale Ungleichheit. Prävention und Gesundheitsförderung. 9 (2014), S. 16-21.

Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW) (Hrsg.): Bewegungsempfehlungen (Stand: April 2016), unter: https://www.lzg.nrw.de/_media/pdf/ges_foerd/bewegungsfoerderung/faktenblaetter/bewegungsempfehlungen_faktenblatt_lzg-nrw.pdf  (Abruf: März 2019)

Robert Koch-Institut (RKI) (Hrsg): Daten und Fakten: Ergebnisse der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell 2010. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin: RKI 2012.

Telama R: Tracking of physical activity from childhood to adulthood: a review. Obes Facts. 2 (2009), Nr. 3, S. 187-95.

Titze S, Ring-Dimitriou S, Schober PH, et al.: Österreichische Empfehlungen für gesundheitswirksame Bewegung. Wien: Bundesministerium für Gesundheit, Gesundheit Österreich GmbH, Geschäftsbereich Fonds Gesundes Österreich (Hrsg.).

World Health Organization Regionalbüro Europa (WHO) (Hrsg.): Global Recommendations on Physical Activity for Health. Genf: World Health Organization Regionalbüro Europa 2010.