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06.01.2015

Gefährliche Nebenwirkungen bei Appetitzüglern

Der Nutzen von Appetitzüglern wird kontrovers diskutiert. Loben die einen den Nutzen der Mittel, berichten andere von der eher geringen Wirkung. Aber eines steht fest: Durch die Einnahme von Appetitzüglern kommt es häufig zu dramatischen Nebenwirkungen und schwerwiegenden Folgen. Über Nutzen und Risiken berichtet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in seiner neuesten Ausgabe „Bulletin zur Arzneimittelsicherheit“ (www.bfarm.de). Wie die Anwender von Medikamenten zur Arzneimittelsicherheit beitragen können, soll im Folgenden ebenfalls gezeigt werden.

Nutzen und Risiken von Appetitzüglern

Appetitzügler sind Arzneimittel, die bei Übergewicht eingesetzt werden. Sie unterdrücken Appetit und Hungergefühl und vermindern so die Nahrungsaufnahme. Schließlich kommt es durch diesen Effekt zu einer Reduktion des Körpergewichts.
Es gibt verschiedene Arten von Appetitzüglern mit unterschiedlichen Angriffspunkten und Wirkweisen im Körper. Eine wichtige Gruppe stellen die amphetaminhaltigen, zentral – also im Gehirn – wirksamen Schlankheitsmittel dar. Diese Substanzen wirken, indem der Energieverbrauch gesteigert und das Hungergefühl unterdrückt wird.
Üblicherweise kommt es nur zu einer geringen Gewichtsabnahme von 5-10% des Ausgangsgewichtes.
Daher erreichen nur wenige Patientinnen und Patienten durch den Gebrauch von Appetitzüglern ihr Wunsch- oder Idealgewicht. Überwiegend kehren die Patientinnen und Patienten nach Beendigung der medikamentösen Therapie wieder zum Ausgangsgewicht zurück. Schwerwiegende Nebenwirkungen treten aber dennoch auf.
Derzeit sind in Deutschland nur noch zwei amphetaminhaltige Wirkstoffe zur Gewichtsreduktion verkehrsfähig: Amfepramon (Regenon®, Tenuate®) und Cathin (Alvalin®).
Viele weitere amphetaminhaltige Wirkstoffe wurden aufgrund gravierender Nebenwirkungen vom Markt genommen: neben Lungenfibrose (krankhafte Veränderung des Lungengewebes mit Vernarbungen), Bluthochdruck und Herzrasen, kam es auch zu Herzinfarkt und Schlaganfall. Durch die Einnahme von Aminorex (einem nicht mehr zugelassenen Appetitzügler) kam es bei vielen Anwendern zu pulmonaler Hypertonie (Anstieg des Blutdrucks im Lungenkreislauf) und einer Reihe von Todesfällen. 2009 wurde ein Wirkstoff zur Behandlung übergewichtiger Diabetiker zurückgerufen, der zu Herzklappenschäden führte.
In den USA werden dennoch seit ca. 2 Jahren wieder vermehrt Appetitzügler zugelassen. Neuerdings gehen die pharmazeutischen Unternehmer davon aus, dass die Mittel über einen längeren Zeitraum eingenommen werden müssen, um dauerhaft Gewicht zu reduzieren. Ob dies wirklich der Schlüssel zum Erfolg ist, muss noch durch Studien belegt werden.


Jede und jeder kann zur Arzneimittelsicherheit beitragen!

Nicht nur durch Studien, sondern auch durch die Meldungen von Patientinnen und Patienten über beobachtete Nebenwirkungen, wird die Sicherheit der Arzneimitteltherapie erhöht.
Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn ruft daher auf, alle Nebenwirkungen, die im Zusammenhang mit der Einnahme von Arzneimitteln vermutet werden, zu melden. Betroffene können auftretende unerwünschte Ereignisse mit dem behandelnden Arzt oder der betreuenden Apotheke besprechen. Diese leiten die Informationen dann an die Behörde weiter.

Verbraucherinnen und Verbraucher können beobachtete Nebenwirkungen aber auch bequem von zu Hause aus auf der Internetseite des BfArM melden: http://www.bfarm.de/DE/Arzneimittel/Pharmakovigilanz/RisikenMelden/NW-MeldungVerbr/_node.html. Dabei sollten alle erforderlichen Angaben eingegeben werden.

Sicherheitsbedenken bei der Einnahme von Appetitzüglern finden Sie auch auf der Seite des Landeszentrums Gesundheit zur Verbraucheraufklärung über Arzneimittel. https://www.lzg.gc.nrw.de/themen/Gesundheit_schuetzen/verbraucher/aufklaer/index.html


Achtung vor Angeboten aus dem Internet

Insbesondere vor dubiosen „Abführ- oder Reinigungstees“ sowie „Schlankheitspillen auf natürlicher oder pflanzlicher Basis“ aus dem Internet muss ausdrücklich gewarnt werden. Diese Produkte sind oft illegal mit amphetaminhaltigen Arzneistoffen versehen. Lassen Sie sich daher vor der Einnahme von Appetitzüglern von Ihrer Apotheke oder Ihrem Hausarzt beraten und über mögliche Nebenwirkungen aufklären. Oft hilft schon eine Ernährungsumstellung und ausreichende Bewegung, um das Gewicht, ganz ohne Tabletten und schlimme Folgen, zu reduzieren. Dies ist gesund und macht außerdem noch Spaß.