Hauptinhaltsbereich

Alkoholabhängigkeit

Auf der Grundlage der Daten aus dem NRW-Gesundheitssurvey 2017 liegt bei jeder fünften Frau und jedem vierten Mann ein riskanter Alkoholkonsum vor (siehe auch Factsheet Alkoholkonsum).

Unter den ärztlich ambulant behandelten Personen mit einer Psychischen oder Verhaltensstörung aufgrund von Alkohol sind nach Daten der Kassenärztlichen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe Männer mit einem Bevölkerungsanteil von 1,5 % mehr als doppelt so häufig betroffen wie Frauen (0,6 %). Auf einem insgesamt niedrigeren Niveau kann dieser Geschlechterunterschied auch bei den stationären Behandlungen beobachtet werden. Hier ist es 2015 zu einer stationären Behandlungshäufigkeit von 0,6 % bei den Männern und 0,2 % bei den Frauen gekommen. 2,7 % aller Krankenhausbehandlungen von Männern in Nordrhein-Westfalen sind im Jahr 2015 auf die Diagnosen Alkoholabhängigkeit und Alkoholische Leberkrankheit zurückzuführen, insgesamt wurden rund 22.500 Frauen und 58.000 Männer aufgrund dieser Diagnosen stationär behandelt.

Die ambulant wie stationär ärztlich behandelten Suchtkranken befinden sich überwiegend im mittleren Lebensalter. Auch Daten der ambulanten Suchthilfe in Nordrhein-Westfalen zeigen, dass Patientinnen und Patienten, die wegen einer alkoholbedingten Suchterkrankung im ambulanten Suchthilfesystem betreut werden, im Mittel 46,4 Jahre alt sind, wobei die Frauen durchschnittlich über zwei Jahre älter sind als die Männer (48 bzw. 45,6 Jahre). Drei bis vier von zehn Personen dieser Patientengruppe sind nicht erwerbstätig (Männer 43 %, Frauen 32 %). Alkoholabhängige Frauen leben seltener allein und häufiger mit Kindern zusammen als alkoholabhängige Männer [MAGS 2018].

Die regionale Verteilung von alkoholbedingten Störungen variiert in Abhängigkeit von der Sozialstruktur unterschiedlicher regionaler Cluster in Nordrhein-Westfalen [Oslislo et al. 2013]. Die Unterschiede werden anhand einer Boxplot-Grafik dargestellt (siehe Abbildung 1). Die zugrundeliegende Cluster-Analyse anhand von Indikatoren zur wirtschaftlichen, sozialen und demografischen Lage hat zu Gruppen von Kreisen mit ähnlicher Struktur geführt. Die Kurzbezeichnungen heben jeweils typische Merkmale der einzelnen Cluster hervor.

Boxplot-Grafik zur Spannweite der ambulanten Behandlungshäufigkeit aufgrund Alkoholabhängigkeit für 6 verschiedene NRW-Kreiscluster für das Jahr 2015
Abbildung 1: Ambulante Behandlungshäufigkeit von Psychischen und Verhaltensstörungen durch Alkohol (ICD-10: F10) je 100.000 Einw., nach NRW-Clusterregionen, Nordrhein-Westfalen, 2015. KV Nordrhein u. Westfalen-Lippe, LZG.NRW

Die farbigen Boxen für verschiedene Gebietscluster entsprechen jeweils dem Bereich, in dem die mittleren 50 % der Werte für die jeweils einbezogenen Kreise und kreisfreien Städte liegen. Die äußeren Begrenzungsstriche markieren die Extremwerte für den jeweiligen Cluster. Die Abbildung verdeutlicht, dass in Kreisen und kreisfreien Städten Nordrhein-Westfalens mit hoher Bevölkerungsdichte, geringem verfügbaren Einkommen und überdurchschnittlichem Arbeitslosenanteil ("Arme Städte und Kreise im strukturellen Wandel") die ambulante Behandlungshäufigkeit alkoholbedingter Störungen am höchsten ist. Zugleich gibt es aber auch eine breite Streuung zwischen den einzelnen Kreisen und kreisfreien Städten. Auch in den "wohlhabenden, schrumpfenden und alternden Städten und suburbanen Regionen" zeigt sich eine verhältnismäßig hohe Behandlungshäufigkeit alkoholbedingter Störungen.

Ambulante Behandlungen aufgrund alkoholbedingter psychischer Störungen haben in den letzten Jahren in Nordrhein-Westfalen in der Altersgruppe ab 65 Jahren stärker zugenommen als für alle Altersgruppen insgesamt. Während zwischen 2006 und 2015 im ambulanten Bereich der Anteil behandelter Patientinnen und Patienten um 17 % angestiegen ist, stiegen Behandlungen der 65-Jährigen und Älteren um 39 % an (siehe Abbildung 2). Auch in der ambulanten Sucht- und Drogenhilfe in Nordrhein-Westfalen ist der Anteil der Betreuten in der Altersgruppe ab 55 Jahren im Zeitraum von 2006 bis 2016 von 17 % auf 29 % gestiegen [MAGS 2018]. Stationär lässt sich ein anderer Trend beobachten; hier nimmt der Anteil der Behandlungen von alkoholbedingten psychischen Störungen für alle Altersgruppen mit 15,4 % stärker zu als für die Altersgruppe 65 plus (11,8 %) (siehe Abbildung 2). Der Anteil der behandelten Frauen in der Altersgruppe 65 Jahre und älter steigt ambulant seit 2006 stärker an als der Anteil der gleichaltrigen behandelten Männer. Insgesamt werden jedoch auch in dieser Altersgruppe Frauen seltener aufgrund einer alkoholbedingten Störung behandelt als gleichaltrige Männer (siehe Abbildung 2).

Trenddiagramm zur ambulanten Behandlungshäufigkeit und zu Krankenhausfällen aufgrund Alkoholabhängigkeit in NRW für den Zeitraum 2006 bis 2015
Abbildung 2: Amb. Behandlungshäufigkeit u. Krankenhausfälle je 100.000 Einw., Psychische u. Verhaltensstörungen durch Alkohol (ICD-10: F10) (altersstand.), nach Geschlecht u. Alter, NRW, 2006-2015. KV Nordrhein u. Westfalen-Lippe, IT.NRW, LZG.NRW

Fortschreibung des Bevölkerungsstandes. Landesbetrieb Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

NRW-Gesundheitssurvey 2017. Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW).

Statistik der ambulanten Behandlungsdiagnosen. KV Nordrhein und KV Westfalen-Lippe.
Krankenhausstatistik.

Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) (Hrsg.): Monitoring der ambulanten Sucht- und Drogenhilfe in Nordrhein-Westfalen 2016. Schwerpunktthema "Altersspezifische Aspekte". Düsseldorf: MAGS 2018.

Oslislo S, Annuss R, Borrmann B: Regionale Cluster auf der Basis von Sozialstrukturdaten für die Kreise und kreisfreien Städte in NRW. Bielefeld: Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen 2013.