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Rauchen

Rauchen führt zu verschiedenen schwerwiegenden Erkrankungen, insbesondere zu Bronchial- und Lungenkrebs, kardiovaskulären Erkrankungen und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD). Nach Bluthochdruck ist Rauchen weltweit der zweitwichtigste Risikofaktor für vorzeitige Sterblichkeit und den Verlust an gesunden Lebensjahren [GBD 2017 Risk Factor Collaborators 2018].

Jugendliche und Erwachsene rauchen immer seltener

In den Jahren seit 2001 ist eine deutliche Absenkung der Rauchquote unter Jugendlichen zu verzeichnen. Sie lag im Jahr 2018 bundesweit bei 8,3 % bei den 12 bis 17-jährigen Mädchen und bei 9,1 % bei den gleichaltrigen Jungen [Orth & Merkel 2019]. Nach den Befunden der zweiten Welle der KiGGS-Studie (Erhebungszeitraum 2014-2016) rauchen 7,4 % der 11- bis 17-jährigen Mädchen und 7,0 % der gleichaltrigen Jungen in Deutschland zumindest gelegentlich. In der Basiserhebung (2003-2006) waren es noch jeweils über 20 % [Zeiher et al. 2018].

Auch in der erwachsenen Bevölkerung Nordrhein-Westfalens lässt sich der Rückgang des Rauchens mit Zahlen belegen. Im NRW-Gesundheitssurvey 2019 (siehe Methodische Erläuterungen) geben 17,4 % der Frauen und 16,5 % der Männer an, täglich zu rauchen. Im Jahr 2009 waren es noch 21 % beziehungsweise 26 %. Dieser Rückgang ist auch innerhalb der verschiedenen Statusgruppen - mit Ausnahme der Frauen mit niedrigem sozioökonomischen Status - sichtbar. Die Reduktion ist bei Männern mit mittlerem und hohem sozioökonomischem Status am deutlichsten ausgeprägt.

Inwiefern der Gebrauch von E-Zigaretten oder Tabakerhitzern eine weniger gesundheitsgefährdende Alternative zum herkömmlichen Tabakrauchen darstellt und inwiefern E-Zigaretten und Tabakerhitzer bestehende Tabakkontrollmaßnahmen unterstützen oder ihnen entgegenwirken, wird kontrovers diskutiert [Fairchild et al 2019; National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine 2018]. Im Jahr 2017 konsumierten in Deutschland 1,9 % der Bevölkerung im Alter ab 14 Jahren E-Zigaretten (2,8 % der 14- bis 17-Jährigen), und 9,8 % haben diese jemals konsumiert (16,4 % der 14- bis 17-Jährigen). Drei Viertel der Konsumentinnen und Konsumenten rauchen gleichzeitig Tabak [Kotz & Kastaun 2018].

Unter den Erwachsenen rauchen Männer und Frauen mit hohem sozioökonomischen Status am seltensten

Die Daten des NRW-Gesundheitssurvey zeigen für das Jahr 2019 statusgruppenspezifische Unterschiede. Der Anteil der Raucherinnen und Raucher ist in der Gruppe mit hohem sozioökonomischen Status bei Männern wie Frauen am geringsten (siehe Abbildung 1). Bei beiden Geschlechtern ist ein sozialer Gradient erkennbar, er ist bei den Männern noch etwas deutlicher ausgeprägt.

Ringdiagramme zum Rauchstatus bei Frauen und Männern mit unterschiedlichem Sozialstatus in NRW für das Jahr 2019
Abbildung 1: Rauchstatus, nach Geschlecht und sozioökonomischem Status, Nordrhein-Westfalen, 2019. NRW-Gesundheitssurvey 2019 (n = 1.985, 2.000), Indikator 4.01: LZG.NRW (eigene Berechnung)

Politische Maßnahmen zur Reduktion des Tabakkonsums

Wie die Zahlen verdeutlichen gab es Erfolge bei den Bemühungen, den Tabakkonsum als Verursacher zahlreicher schwerwiegender Erkrankungen zu reduzieren. Davon profitieren nicht zuletzt auch nichtrauchende Mitmenschen, deren Erkrankungsrisiken durch Passivrauchen ebenfalls abgenommen haben.

Zu den wesentlichen tabakbezogenen Public Health Maßnahmen gehören:

  • regelmäßige Erhöhungen der Tabaksteuer als wirksamste Maßnahme zur Reduzierung der Rauchquote [Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) 2014],
  • Heraufsetzung und Kontrolle der Altersgrenze für den Erwerb von Tabakprodukten und
  • verschiedene Aufklärungskampagnen, unter anderem Warnhinweise auf Zigarettenpackungen,
  • Werbeverbote
  • und gesetzlicher Nichtraucherschutz des Bundes und der Länder.

In Nordrhein-Westfalen trat am 1. Mai 2013 ein neues Nichtraucherschutzgesetz in Kraft. Durch dieses Gesetz ist das Rauchen unter anderem in Gaststätten, Festzelten, geschlossenen Sportstadien und auf Spielplätzen verboten. Vorherige Ausnahmeregelungen für Schulgelände, Raucherräume und Raucherclubs wurden aufgehoben. Trotz uneinheitlicher Gesetzgebung und verschiedener Ausnahmeregelungen konnte bereits nach Einführung der Nichtraucherschutzgesetze in den einzelnen Bundesländern (zwischen August 2007 und Juli 2008) eine Reduktion der Krankenhauseinweisungen aufgrund von Herzinfarkt oder Angina Pectoris für Deutschland festgestellt werden [Sargent et al. 2012]. Diese Befunde werden auch durch internationale systematische Übersichtsarbeiten bestätigt [Frazer et al. 2016; Jones et al. 2014]. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass der Einfluss von Rauchverboten steigt, je umfassender diese Verbote sind [Sargent et al. 2012; Jones et al. 2014]. Seit Anfang 2021 gelten in Deutschland durch Änderungen im Tabakerzeugnisgesetz (TabakerzG) deutlich stärkere Werbeeinschränkungen für Tabakerzeugnisse als bisher.

Die Umsetzung internationaler Standards effektiver Tabakkontrollpolitik kann anhand der Tobacco Control Scale nachverfolgt werden.

Tobacco Control Scale

Versuche mit dem Rauchen aufzuhören können von ärztlicher Seite unterstützt werden

Innerhalb eines Jahres versucht ungefähr ein Fünftel der Raucherinnen und Raucher das Rauchen aufzugeben. Ein langfristiger Rauchstopp gelingt in etwa 5 % dieser Fälle. Ein Grund für diese geringe Erfolgsquote ist, dass häufig keine Unterstützung in Anspruch genommen wird und - falls doch - dabei nur selten eine evidenzbasierte Methode zur Entwöhnung genutzt wird [Kotz et al. 2020]. In der aktuell gültigen S3-Leitlinie "Screening, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums" werden als evidenzbasierte Methoden ärztliche Kurzberatung, telefonische Beratung oder verhaltenstherapeutische Einzel- oder Gruppentherapien empfohlen. Ergänzend sollen gegebenenfalls Nikotinersatzpräparate oder spezifische Wirkstoffe zum Einsatz kommen [Batra und Mann 2015]. Die Verbesserung der Versorgung mit effektiven, qualitätsgesicherten Entwöhnungsangeboten und die Erhöhung der Inanspruchnahme sind ein Teilziel des nationalen Gesundheitsziels "Tabakkonsum reduzieren".

NRW-Gesundheitssurvey 2009, 2019. Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG.NRW).

NRW-Gesundheitssurvey
Der NRW-Gesundheitssurvey ist ein fester Bestandteil der Gesundheitsberichterstattung des Landes. Das Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) führt jährlich eine repräsentative telefonische Bevölkerungsbefragung (deutschsprachig) der Erwachsenen in Nordrhein-Westfalen durch. Im Rahmen der Befragung wird beispielsweise das Vorhandensein verschiedener Erkrankungen und Beschwerden, die gesundheitliche Zufriedenheit und Lebensqualität sowie das Gesundheitsverhalten und die Inanspruchnahme medizinischer Leistungen in Nordrhein-Westfalen erfragt. Durch die gleichzeitige Erhebung soziodemografischer Merkmale der Befragten kann die gesundheitliche Lage nach Alter, Geschlecht und sozioökonomischem Status ausgewertet werden.

Informationen zum Konzept und der Methodik des NRW-Gesundheitssurveys

Batra A, Mann K: S3-Leitlinie Screening, Diagnostik und Behandlung des schädlichen und abhängigen Tabakkonsums. AWMF-Register Nr. 076-006. Düsseldorf: Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) 2015.

Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) (Hrsg.): Tabaksteuererhöhungen und Rauchverhalten in Deutschland. Aus der Wissenschaft - für die Politik. Heidelberg: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ) 2014.

Fairchild AL, Bayer R, Lee JS: The e-cigarette debate: What counts as evidence? American Journal of Public Health. 109 (2019), Nr. 7, S. 1000-1006.

Frazer K, Callinan JE, McHugh J, et al.: Legislative smoking bans for reducing harms from secondhand smoke exposure, smoking prevalence and tobacco consumption. Cochrane Database of Systematic Reviews. 2 (2016), S. CD005992.

GBD 2017 Risk Factor Collaborators: Global, regional, and national comparative risk assessment of 84 behavioural, environmental and occupational, and metabolic risks or clusters of risks for 195 countries and territories, 1990-2017: a systematic analysis for the Global Burden of Disease Study 2017. Lancet. 392 (2018), Nr. 10159, S. 1923-1994.

Jones MR, Barnoya J, Stranges S, et al.: Cardiovascular events following smoke-free legislations: An updated systematic review and meta-analysis. Current Environmental Health Reports. 1 (2014), Nr. 3, S. 239-249.

Kotz D, Batra A, Kastaun S: Rauchstoppversuche und genutzte Entwöhnungsmethoden. Eine deutschlandweite repräsentative Befragung anhand sozioökonomischer Merkmale in 19 Wellen von 2016-2019 (DEBRA-Studie). Deutsches Ärzteblatt International. 117 (2020), S. 7-13.

Kotz D, Kastaun S: E-Zigaretten und Tabakerhitzer: repräsentative Daten zu Konsumverhalten und assoziierten Faktoren in der deutschen Bevölkerung (die DEBRA-Studie). Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 61 (2018), Nr. 11, S. 1407-1414.

National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine: Public health consequences of e-cigarettes. Washington, DC: National Academies Press 2018.

Orth B, Merkel C: Rauchen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland. Ergebnisse des Alkoholsurveys 2018 und Trends. Köln: Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.) 2019.

Sargent JD, Demidenko E, Malenka DJ, et al.: Smoking restrictions and hospitalization for acute coronary events in Germany. Clinical Research in Cardiology. 101 (2012), Nr. 3, S. 227-235.

Schaller K, Mons U: Tabakprävention in Deutschland und international. Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 61 (2018), Nr. 11, S. 1429-1438.

Zeiher J, Lange C, Starker A, et al.: Tabak- und Alkoholkonsum bei 11- bis 17-Jährigen in Deutschland - Querschnittergebnisse aus KiGGS Welle 2 und Trends. Journal of Health Monitoring. 3 (2018), Nr. 2, S. 23-44.