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Gute Praxis für gesunde Lebenswelten - Digitale Lernwerkstatt zum Good Practice-Kriterium "Setting-Ansatz"

Online-Veranstaltung am 14.09.2021 & 16.09.2021

Veranstalter: Koordinierungsstelle Gesundheitliche Chancengleichheit (KGC) NRW

Moderation: Pia Piotrowski & Johanna Hovemann

Die KGC NRW am Landeszentrum Gesundheit NRW hat im Rahmen der geplanten Veranstaltungsreihe "Gute Praxis für gesunde Lebenswelten" eine erste Lernwerkstatt zum Good Practice-Kriterium "Setting-Ansatz" mit Fokus auf das Handlungsfeld "Seelische Gesundheit" durchgeführt.

Grundlegende Ziele der Veranstaltungsreihe sind:

  • Praktikerinnen und Praktiker für Qualitätsentwicklung und -sicherung in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung anhand der Thematisierung der "Good Practice-Kriterien" des Kooperationsverbunds Gesundheitliche Chancengleichheit zu sensibilisieren,
  • mögliche Ansätze zur Förderung der seelischen Gesundheit in der soziallagenorientierten Gesundheitsförderung vorzustellen sowie
  • Vernetzung und kollegialen Austausch der Teilnehmenden zu fördern.

Die Lernwerkstätten richten sich an kommunale Akteurinnen und Akteure der Gesundheitsförderung und Prävention in NRW, die in der Projektarbeit tätig sind, sowie an solche, die noch keine Berührungspunkte mit der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung haben.

Die erste Lernwerkstatt fand als digitale Veranstaltung in zwei Teilen am 14.09.2021 sowie 16.09.2021 statt. Ziel des ersten Teils bildete die Wissensvermittlung und Verständnisbildung zum Good Practice-Kriterium "Setting-Ansatz" sowie eine Einführung in das Themenfeld der seelischen Gesundheit. Im zweiten Teil wurde das erlernte Wissen aufgegriffen, anhand eines praktischen Impulses gefestigt und reflektiert sowie Raum für den Erfahrungsaustausch untereinander ermöglicht. An der Lernwerkstatt teilgenommen haben Personen aus verschiedenen Settings mit Bezug zum Themenfeld Gesundheitsförderung und Prävention.

Teil I: Let´s get started: Vermittlung von Grundlagenwissen zum Kriterium "Setting-Ansatz", gemeinsame Verständnisbildung und Einführung in das Handlungsfeld "Seelische Gesundheit".

Im ersten Input führte Stephanie Funk (LZG.NRW, Fachgruppe Prävention und Gesundheitsförderung) in das Handlungsfeld "Seelische Gesundheit" ein. Handlungen in diesem Bereich erfolgen in NRW durch Aktivitäten, wie die Landesinitiative Gesundheitsförderung und Prävention mit dem Schwerpunkt Seelische Gesundheit. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge ist Gesundheit ein Status des vollständigen körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nicht allein die Abwesenheit von Krankheiten oder Gebrechen (WHO 1946). Viele Einflussfaktoren auf die Gesundheit liegen somit außerhalb des Gesundheitswesens. Die WHO definiert psychische Gesundheit wie folgt: "Psychische Gesundheit ist ein Zustand des Wohlbefindens, indem eine Person ihre Fähigkeiten ausschöpfen, die normalen Lebensbelastungen bewältigen, produktiv arbeiten und einen Beitrag zu ihrer Gemeinschaft leisten kann." (WHO 2019, S. 1). Die seelische Gesundheit wird beeinflusst durch individuelle Merkmale, soziale Verhältnisse und Umweltfaktoren. Stephanie Funk führte an, dass seelische Gesundheit alle Menschen und nicht nur psychisch erkrankte und/oder belastete Menschen betrifft. Resilienz, Achtsamkeit, Selbstwirksamkeit und vieles mehr können die seelische Gesundheit fördern. Hierbei sind individuelle Bedürfnisse zu beachten und es gilt, präventiv vorzugehen.

Anschließend erfolgte durch Johanna Hovemann und Pia Piotrowski ein Input zu den Good Practice-Kriterien. Diese dienen der Qualitätsentwicklung und als Orientierungsrahmen zur Selbstreflexion in der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung. Sie identifizieren Stärken und Schwächen eines Projekts. Damit ermöglichen die Good Practice-Kriterien eine transparente Vorgehensweise. Grundsätzliches Anliegen des "Setting-Ansatzes" ist es, gesundheitsförderliche Lebensbedingungen zu schaffen, um gesundheitliche Chancenungleichheit vorzubeugen. Pia Piotrowski stellte im Zuge dessen die vier Elemente dieses "Setting-Ansatzes" vor:

  • Schaffung gesundheitsförderlicher Strukturen,
  • Förderung individueller Kompetenzen,
  • Beteiligung sichern und
  • Koordinierung.

Der "Setting-Ansatz" bietet zahlreiche Chancen hinsichtlich der Erreichung benachteiligter Gruppe und vereint die Verhaltens- und Verhältnisprävention. Weitere Informationen finden sich in der vierten, vollständig überarbeiteten Auflage der Broschüre "Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung" des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit, die im Herbst 2021 erschienen ist.

Nach diesem theoretischen Input erfolgten mehrere interaktive Arbeitsaufträge, in denen die Teilnehmenden das neu erlangte Wissen anwenden konnten. Im Anschluss fand eine Reflexion der Prinzipien des "Setting-Ansatzes" bezüglich der individuellen Tätigkeitsfelder der Teilnehmenden und den Herausforderungen, welche die Corona-Pandemie in der settingbezogenen Arbeit mit sich bringen, statt.

Seelische Gesundheit als Handlungsfeld der Gesundheitsförderung?! - Impuls
Stephanie Funk

Begleitpräsentation Veranstaltung "Gute Praxis für gesunde Lebenswelten - Digitale Veranstaltung zum Good Practice-Kriterium Setting-Ansatz"

Landesinitiative Gesundheitsförderung & Prävention Nordrhein-Westfalen

Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit (Hrsg.): Kriterien für gute Praxis der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung des Kooperationsverbundes Gesundheitliche Chancengleichheit 4. Auflage, Stand Juli 2021

Teil II: Von der Praxis für die Praxis: Festigung des Wissens zum Good Practice-Kriterium "Setting-Ansatz" anhand eines praktischen Impulses, Reflexion der eigenen Arbeit und Raum für Erfahrungsaustausch.

Im zweitem Teil der Veranstaltung stellten die Projektverantwortlichen Andrea Soujon und Thomas Schulze ihr durch die Krankenkassen/-verbände gefördertes Projekt "DIE BUNTEN HUNDE - zusammen für seelisch starke Kinder" des SOS Kinderdorfs Lippe und des Kreis Lippe gemeinsam vor. Zielgruppen des Projektes sind Kinder bis 10 Jahre, Eltern, Fachkräfte und die Öffentlichkeit. Die "BUNTEN HUNDE" führen Aktionstage mit Entspannungstrainings und Kinderyoga in Kitas, Fachvorträge zu z. B. Kinderentwicklung und Traumapädagogik und Walking Acts mit den Dr. Clowns auf Marktplätzen durch. Die Projektverantwortlichen berichteten von der Schaffung gesundheitsförderlicher Strukturen im Projekt, die unter anderem durch die Sensibilisierung der Zielgruppe der unter 10-jährigen Kinder und der Pädagoginnen und Pädagogen erreicht wurde. Die Stärkung individueller Kompetenzen und Ressourcen wurde u. a. durch Bewegungs- und Entspannungsangebote, Vorträge sowie mit Erfahrungen von Selbstwirksamkeit ermöglicht. Die Corona-Pandemie stellte eine große Herausforderung für die Projektumsetzung dar. Positiv wurde die Kooperation mit der Steuerungsgruppe angesehen.

Am Ende der Lernwerkstatt erhielten die Teilnehmenden den Raum, ihre eigene Arbeit bezogen auf das Kriterium "Setting-Ansatz" mit Hilfe der Good Practice-Broschüre sowie vorher zugesendeten Arbeitsmaterialien zu reflektieren. Mit einer resümierenden Diskussion wurde die Veranstaltung abgeschlossen.

DIE BUNTEN HUNDE - Zusammen für seelisch starke Kinder


Quellenangaben:
Weltgesundheitsorganisation (WHO) (Hrsg.): Constitution of the World Health Organization. 1946, unter: https://apps.who.int/gb/bd/PDF/bd47/EN/constitution-en.pdf (Abruf: 05.11.2021)

WHO (Hrsg.): Psychische Gesundheit - Faktenblatt. 2019, unter: www.euro.who.int/de/health-topics/noncommunicable-diseases/mental-health/data-and-resources/fact-sheet-mental-health-2019 (Abruf: 14.10.2021).