Monika Mensing
Fachgruppe Grundsatzfragen, Internationale Zusammenarbeit
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Mit dem DYNAmic MOdel for Health Impact Assessment (DYNAMO-HIA) können Gesundheitseffekte und potenzielle Gesundheitsgewinne quantitativ modelliert werden. Das Instrument wurde 2010 durch ein europäisches Forschungskonsortium entwickelt und auf internationaler Ebene erprobt. DYNAMO-HIA wird zum Beispiel eingesetzt, um die gesundheitlichen Folgewirkungen von politischen Strategien und Programmen abzuschätzen. Dabei kann es sich auch um Maßnahmen handeln, die in erster Linie andere als gesundheitliche Belange im Fokus haben (zum Beispiel städtische Bebauung), sich aber dennoch, direkt oder indirekt, auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken (zum Beispiel durch den Wegfall von Grünflächen). Grundlage für die Modellierung mit DYNAMO-HIA sind quantifizierbare Angaben zu den kausalen Wirkungsketten zwischen Intervention, abgeleiteter Expositionsveränderung und resultierenden Gesundheitsfolgen. Dazu werden in der Regel die Ergebnisse epidemiologischer Studien in Form von Ursache-Wirkungs-Funktionen genutzt.
Einen besonderen Aspekt der modellgestützten Effekt-Quantifizierung mit DYNAMO-HIA stellt die Verwendung sogenannter epidemiologischer Übergänge (Transitionen) zwischen den verschiedenen Expositionsgraden und dadurch veränderter relativer Erkrankungsrisiken im Lebenslauf dar. Das Modell berücksichtigt, dass sich das Maß individueller Risiko-Exposition im Laufe des Lebens mit bestimmter Wahrscheinlichkeit immer wieder verändert, also dynamisch verläuft. Somit bewegen sich die modellierten prognostischen Effekte deutlich näher an der Lebensrealität der Bevölkerung, als dies in statischen Modellen oder Trendfortschreibungen der Fall ist.
Die für die Modellierung mit DYNAMO-HIA notwendigen Daten werden für eine Vielzahl von EU-Ländern, darunter auch Deutschland, in Form eines Datenpools mitgeliefert. Für die Simulationen werden alters- und geschlechtsspezifische Daten zu verschiedenen Risikofaktoren (Übergewicht/Adipositas, Tabak- und Alkoholkonsum) und chronischen Erkrankungen (Herzerkrankung, Schlaganfall, COPD, Diabetes mellitus, Brustkrebs, Darmkrebs, Mundkrebs, Lungenkrebs, Speiseröhrenkrebs) zur Verfügung gestellt. Das Instrument kann durch zusätzliche Risikofaktoren oder Erkrankungen erweitert werden und stellt damit ein wertvolles Instrument der Gesundheitsfolgenabschätzung dar.