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Escherichia coli (E. coli)

1. Epidemiologie

Escherichia coli (E. coli) ist weltweit einer der häufigsten Erreger von Infektionen des Urogenital- und Gastrointestinaltrakts. In den vergangenen Jahren hat die Antibiotikaresistenz bei E. coli erheblich zugenommen. ß-Laktamasen vorwiegend vom Typ CTX-M erfahren inzwischen eine weitere Verbreitung in E. coli sowohl im ambulanten Bereich als auch im Krankenhaus.

Die Verbreitung antibiotikaresistenter E. coli erfolgt im hohen Maße außerhalb von Heimen und Einrichtungen, die Patientinnen und Patienten stationär oder ambulant betreuen.

2. Risikofaktoren

Risikofaktoren sind unter anderem:

  • vorangegangene Antibiotikatherapie,
  • Immunsuppression nach Organtransplantation,
  • langer Krankenhausaufenthalt,
  • Fremdkörper (wie z. B. Dauerkatheter),
  • 3 MRGN,
  • Konsum kontaminierter Nahrungsmittel bei Auslandsreisen in Hochendemiegebiete (z. B. Indien),
  • 4 MRGN,
  • Verzehr von Mahlzeiten außerhalb des eigenen Haushalts.

Risikofaktoren für eine erhöhte Inzidenz:

  • Überbelegung für die Allgemeinstation,
  • Langzeitaufenthalt auf Intensivstationen.

3. Übertragung/Infektionsweg

Die Übertragung von MRGN E. coli erfolgt in erster Linie durch Kontakt mit Lebensmitteln oder MRGN E.coli- Trägern bei Nichteinhaltung von Basishygienemaßnahmen.

4. Präventionsmaßnahmen: Isolierung

Isolierungsmaßnahmen von Patientinnen und Patienten mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen sind grundsätzlich sinnvoll in Abhängigkeit von den stationären Risikobereichen und werden als Einzelzimmer- beziehungsweise Kohortenisolierung durchgeführt.

Der Nutzen einer Unterbringung in Einzelzimmern lässt sich für 3MRGN E. coli in der Endemiesituation nicht generell belegen. In Ausbruch-Situationen war die Einzelzimmerunterbringung in Kombination mit weiteren Maßnahmen effektiv:

  • Patientinnen und Patienten mit Besiedlung oder Infektion durch 3MRGN E. coli in Risikobereichen, Patientinnen und Patienten mit Besiedelung oder Infektion durch 4MRGN E. coli in allen Krankenhausbereichen isolieren.
  • Risikobereiche sind nach individueller Risikoabwägung, z. B. auf Basis des Patientengutes und baulich-struktureller Gegebenheiten, festzulegen, wobei Intensivstationen, inklusive der Neonatologie und hämatologisch-onkologische Stationen, als Bereiche mit besonders gefährdeten Patientinnen und Patienten gelten.
  • Es ist eine offene Frage, ob in der endemischen Situation Patientinnen und Patienten, die aufgrund des Verdachtes der Besiedelung, einer nachgewiesenen Besiedelung oder Infektion mit 4MRGN E. coli isoliert werden, durch speziell zugeordnetes Personal gepflegt werden sollen.

5. Präventionsmaßnahmen: Screening

  • Es sind alle Patientinnen und Patienten mit Risiko für eine Besiedlung oder Infektion mit 4MRGN E. coli zu screenen und bis zum Vorliegen der Ergebnisse zu isolieren. Als Risikopatient gelten Patientinnen und Patienten mit kürzlichem Kontakt zum Gesundheitssystem in Ländern mit endemischem Auftreten sowie Patientinnen und Patienten, die zu 4MRGN E. coli-positiven Patienten Kontakt hatten, d. h. im gleichen Zimmer gepflegt wurden. Darüber hinaus Patientinnen und Patienten mit einem stationären Krankenhausaufenthalt (> 3 Tage) in den zurückliegenden 12 Monaten in einer Region mit erhöhter 4MRGN-Prävalenz. Alle Früh- und Neugeborenen, die intensivmedizinisch behandelt werden.
  • Es sind Screening-Richtlinien auf Basis der Patientenstruktur festzulegen und regelmäßig auf Basis aktueller Informationen zu aktualisieren.
  • Als Screeningproben sind Rektalabstriche und gegebenenfalls zusätzlich Urin und chronische Wunden zu wählen. Ergänzung NICU: MRGN-Infektionserreger besiedeln hauptsächlich den Gastrointestinaltrakt, seltener zusätzlich oder ausschließlich die Schleimhaut der oberen Atemwege. Daher sind ein Analabstrich und ein Rachenabstrich als Screeningmaterialien geeignet.
  • Screeningablauf in NICUs:
    - wöchentlich (immer am gleichen Wochentag, um neu aufgetretene Kolonisationen zeitnah erkennen zu können),
    - gegebenenfalls muss das Intervall des Screenings gekürzt werden,
    - zusätzlich ist ein Screening bei Übernahme von Patientinnen und Patienten aus anderen NICUs oder Intensivabteilungen anderer Fachdisziplinen erforderlich (zum Beispiel Kinderchirurgie, Neurochirurgie, Herzchirurgie).
  • Ein aktives Screening auf 3MRGN E. coli in der endemischen Situation zur Prävention der weiteren Verbreitung ist nicht durchzuführen, da es sich nicht als effektiv erwiesen hat. Screening aus anderen Gründen, z. B. als Grundlage für kalkulierte empirische Antibiotika-Therapien in der Neonatologie, bleibt davon unberührt.

6. Sanierung

Sanierungsmaßnahmen für E. coli sind derzeit nicht evaluiert und können daher nicht als Bestandteil von Kontrollprogrammen für MRGN empfohlen werden.

Quellen:

Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Erschienen im Bundesgesundheitsblatt 10 (2012), S. 1311-1354.

Ergänzung zu den "Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen" (2012) im Rahmen der Anpassung an die epidemiologische Situation. Epidemiologisches Bulletin 21 (2014), S. 183-184.

Praktische Umsetzung sowie krankenhaushygienische und infektionspräventive Konsequenzen des mikrobiellen Kolonisationsscreenings bei intensivmedizinisch behandelten Früh- und Neugeborenen. Epidemiologisches Bulletin 42 (2013), S. 421-436.