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Enterobacter spp.

1. Epidemiologie

Enterobacter spp. sind in Deutschland für 6,5 % aller nosokomialen Infektionen auf Intensivstationen verantwortlich. Enterobacter spp. verursachen insbesondere Pneumonien, Septikämien, Wund- und Harnwegsinfektionen und bei Neugeborenen auch Meningitiden. Erst in den letzten Jahrzehnten wurden Enterobacter spp. vor allem als Verursacher nosokomialer Infektionen wahrgenommen.

Bisherige Erkenntnisse sprechen für vorwiegend endogene Infektionen mit individuellen Stämmen des E. cloacae Komplexes und einem nicht mit dem Krankenhaus assoziierten Verbreitungsweg. Trotz der großen Heterogenität von Enterobacter spp. kann die Ausbreitung jedoch im Rahmen von Ausbrüchen auch klonal erfolgen, d. h. eine Weiterverbreitung ist bei Lücken im Hygieneregime möglich.

2. Risikofaktoren

Risikofaktoren sind unter anderem:

  • längere Krankenhausaufenthalte (insbesondere auf Intensivstationen),
  • Schwere der Grunderkrankung,
  • Malignome,
  • Verbrennungswunden,
  • Frühgeburtlichkeit,
  • Neugeborene,
  • Erkrankungen des Gastrointestinaltraktes,
  • invasive Zugänge/Katheter.

Eine vorausgegangene Antibiotikatherapie erhöht das Risiko für 3MRGN Enterobacter ssp., Aufenthalte in Endemiegebieten erhöhen das Risiko für 4MRGN Enterobacter spp.

3. Übertragung/Infektionsweg

Die Übertragung von Enterobacter spp. ist eher selten, erfolgt jedoch in der Regel über die Hände des Personals oder Gegenstände aus der direkten Umgebung der Patientin oder des Patienten.

4. Präventionsmaßnahmen: Isolierung

Isolierungsmaßnahmen von Patientinnen und Patienten mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen sind grundsätzlich sinnvoll in Abhängigkeit von den stationären Risikobereichen und werden als Einzelzimmer- beziehungsweise Kohortenisolierung durchgeführt.

Zur Prävention der Übertragung von 3MRGN Enterobacter spp. sind die Maßnahmen der Basishygiene in allen Krankenhausbereichen durchzuführen. Darüber hinausgehende Maßnahmen sind in der endemischen Situation nicht erforderlich.

  • Patientinnen und Patienten mit Besiedlung oder Infektion durch 4MRGN Enterobacter spp. in allen Krankenhausbereichen isolieren.
  • Es ist eine offene Frage, ob in der endemischen Situation Patientinnen und Patienten, die aufgrund des Verdachtes der Besiedlung, einer nachgewiesenen Besiedlung oder Infektion mit 4MRGN Enterobacter spp. isoliert werden, durch speziell zugeordnetes Personal gepflegt werden sollen.

5. Präventionsmaßnahmen: Screening

  • Es sind alle Patientinnen und Patienten mit Risiko für eine Besiedlung oder Infektion mit 4MRGN Enterobacter spp. zu screenen und bis zum Vorliegen der Ergebnisse zu isolieren. Als Risikopatientinnen und Risikopatienten  gelten Menschen mit kürzlichem Kontakt zum Gesundheitssystem in Ländern mit endemischem Auftreten und Patientinnen und Patienten, die zu 4MRGN Enterobacter spp.-positiven Patientinnen und Patienten Kontakt hatten, d. h. im gleichen Zimmer gepflegt wurden. Darüber hinaus Patientinnen und Patienten mit einem stationären Krankenhausaufenthalt (> 3 Tage) in den zurückliegenden 12 Monaten in einer Region mit erhöhter 4MRGN-Prävalenz. Alle Früh- und Neugeborenen, die intensivmedizinisch behandelt werden.
  • Es sind Screening-Richtlinien auf Basis der Patientenstruktur festzulegen und regelmäßig auf Basis aktueller Informationen zu aktualisieren.
  • Als Screeningproben sind Rektalabstriche zu wählen. Ergänzung NICU: MRGN-Infektionserreger besiedeln hauptsächlich den Gastrointestinaltrakt, seltener zusätzlich oder ausschließlich die Schleimhaut der oberen Atemwege. Daher sind  ein Analabstrich und ein Rachenabstrich als Screeningmaterialien geeignet.
  • Screeningablauf in NICUs:
    - wöchentlich (immer am gleichen Wochentag um neu aufgetretene Kolonisationen zeitnah erkennen zu können),
    - gegebenenfalls muss das Intervall des Screenings gekürzt werden,
    - zusätzlich ist ein Screening bei Übernahme von Patientinnen und Patienten aus anderen NICUs oder Intensivabteilungen anderer Fachdisziplinen erforderlich (zum Beispiel Kinderchirurgie, Neurochirurgie, Herzchirurgie).
  • Ein aktives Screening auf 3MRGN Enterobacter spp. in der endemischen Situation zur Prävention der weiteren Verbreitung ist nicht durchzuführen, da es sich nicht als effektiv erwiesen hat. Screening aus anderen Gründen, zum Beispiel als Grundlage für kalkulierte empirische Antibiotika-Therapien in der Neonatologie, bleibt davon unberührt.

6. Sanierung

Sanierungsmaßnahmen für MRGN sind derzeit nicht evaluiert und können daher nicht als Bestandteil von Kontrollprogrammen für MRGN empfohlen werden.

Quellen:

Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Erschienen im Bundesgesundheitsblatt 10 (2012), S. 1311-1354.

Ergänzung zu den "Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen" (2012) im Rahmen der Anpassung an die epidemiologische Situation. Epidemiologisches Bulletin 21 (2014), S. 183-184.

Praktische Umsetzung sowie krankenhaushygienische und infektionspräventive Konsequenzen des mikrobiellen Kolonisationsscreenings bei intensivmedizinisch behandelten Früh- und Neugeborenen. Epidemiologisches Bulletin 42 (2013), S. 421-436.