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Andere Enterobakterien

1. Epidemiologie

Weitere Spezies der Gattung der Enterobakterien, wie Proteus spp., Morganella morganii, Serratia spp. oder Citrobacter spp., führen deutlich seltener zu nosokomialen Infektionen. Serratia spp. gehört mit 2 % bis 4 % der Infektionen zu den häufigeren Erregern der nosokomialen Pneumonie.

Daten zur Epidemiologie antibiotikaresistenter Isolate anderer, seltener nachgewiesener Enterobakterien (z. B. Proteus spp., M. morganii, Serratia spp. oder Citrobacter spp.) sind spärlich. Während für Serratien eine Persistenz einzelner Klone im Krankenhaus beschrieben ist, gibt es keine dringenden Hinweise darauf, dass eine Krankenhaus-assoziierte Verbreitung von Proteus spp., Citrobacter spp. oder M. morganii vorliegt.

2. Risikofaktoren

Hier liegen nur wenige Studiendaten vor. Risikofaktoren sind vor allem vorausgegangene Antibiotikatherapien. Neugeborene sind eine Risikogruppe bei Serratia spp.

3. Übertragung/Infektionsweg

Die Übertragung von anderen Enterobakterien ist eher selten, erfolgt jedoch in der Regel über die Hände des Personals oder Gegenstände aus der direkten Umgebung der Patientin oder des Patienten. Für Serratia spp. sind Neugeborene eine besonders anfällige Population.

4. Präventionsmaßnahmen: Isolierung

Isolierungsmaßnahmen von Patientinnen und Patienten mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen sind grundsätzlich sinnvoll in Abhängigkeit von den stationären Risikobereichen und werden als Einzelzimmer- beziehungsweise Kohortenisolierung durchgeführt.

  • Zur Prävention der Übertragung von anderen Enterobakterien vom 3MRGN-Phänotyp sind die Maßnahmen der Basishygiene in allen Krankenhausbereichen durchzuführen. Darüber hinausgehende Maßnahmen sind in der endemischen Situation nicht erforderlich.
  • Patientinnen und Patienten mit Besiedlung oder Infektion durch andere Enterobakterien vom 4MRGN-Phänotyp sind in allen Krankenhausbereichen zu isolieren.
  • Es ist eine offene Frage, ob in der endemischen Situation Patientinnen und Patienten, die Aufgrund des Verdachtes der Besiedlung, einer nachgewiesenen Besiedlung oder Infektion mit anderen Enterobakterien vom 4MRGN-Phänotyp isoliert werden, durch speziell zugeordnetes Personal gepflegt werden sollen.

5. Präventionsmaßnahmen: Screening

  • Es sind alle Patientinnen und Patienten mit Risiko für eine Besiedelung oder Infektion mit anderen Enterobakterien vom 4MRGN-Phänotyp zu screenen und bis zum Vorliegen der Ergebnisse zu isolieren. Als Risikopatientinnen und Risikopatienten gelten Menschen mit kürzlichem Kontakt zum Gesundheitssystem in Ländern mit endemischem Auftreten und Patientinnen und Patienten, die zu Patientinnen oder Patienten mit Nachweis von anderen Enterobakterien vom 4MRGN-Phänotyp Kontakt hatten, d. h. im gleichen Zimmer gepflegt wurden. Darüber hinaus Patientinnen und Patienten mit einem stationären Krankenhausaufenthalt (> 3 Tage) in den zurückliegenden 12 Monaten in einer Region mit erhöhter 4MRGN-Prävalenz. Alle Früh- und Neugeborenen, die intensivmedizinisch behandelt werden.
  • Es sind Screening-Richtlinien auf Basis der Patientenstruktur festzulegen und regelmäßig auf Basis aktueller Informationen zu aktualisieren.
  • Als Screeningproben sind Rektalabstriche zu wählen. Ergänzung NICU: MRGN-Infektionserreger besiedeln hauptsächlich den Gastrointestinaltrakt, seltener zusätzlich oder ausschließlich die Schleimhaut der oberen Atemwege. Daher sind  ein Analabstrich und ein Rachenabstrich als Screeningmaterialien geeignet.
  • Screeningablauf in NICUs:
    - wöchentlich (immer am gleichen Wochentag um neu aufgetretene Kolonisationen zeitnah erkennen zu können),
    - gegebenenfalls muss das Intervall des Screenings gekürzt werden,
    - zusätzlich ist ein Screening bei Übernahme von Patientinnen und Patienten aus anderen NICUs oder Intensivabteilungen anderer Fachdisziplinen erforderlich (zum Beispiel Kinderchirurgie, Neurochirurgie, Herzchirurgie).
  • Ein aktives Screening auf andere Enterobakterien vom 3MRGN-Phänotyp in der endemischen Situation zur Prävention der weiteren Verbreitung ist nicht durchzuführen, da es sich nicht als effektiv erwiesen hat. Screening aus anderen Gründen, z. B. als Grundlage für kalkulierte empirische Antibiotika-Therapien in der Neonatologie, bleibt davon unberührt.

6. Sanierung

Sanierungsmaßnahmen für MRGN sind derzeit nicht evaluiert und können daher nicht als Bestandteil von Kontrollprogrammen für MRGN empfohlen werden.

Quellen:

Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen. Empfehlung der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch-Institut (RKI). Erschienen im Bundesgesundheitsblatt 10 (2012), S. 1311-1354.

Ergänzung zu den "Hygienemaßnahmen bei Infektionen oder Besiedlung mit multiresistenten gramnegativen Stäbchen" (2012) im Rahmen der Anpassung an die epidemiologische Situation. Epidemiologisches Bulletin 21 (2014), S. 183-184.

Praktische Umsetzung sowie krankenhaushygienische und infektionspräventive Konsequenzen des mikrobiellen Kolonisationsscreenings bei intensivmedizinisch behandelten Früh- und Neugeborenen. Epidemiologisches Bulletin 42 (2013), S. 421-436.