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Gesundheitspreis Nordrhein-Westfalen 2016

Schwerpunkt der Ausschreibung

Selbstbestimmung von Patientinnen und Patienten stärken

Hintergrund
Mehr Selbstbestimmung im Gesundheitswesen geht nur mit veränderten Rahmenbedingungen. Mittelpunkt aller Veränderungen müssen die Menschen sein, die Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen. An ihnen richtet sich Versorgung aus. Daher hält die Landesgesundheitskonferenz (LGK) folgende Maßnahmen für besonders geeignet:

  • Selbstbestimmung und Orientierung im Gesundheitswesen verbessern,
  • Kommunikation und Wissensaustausch zwischen Patientinnen und Patienten sowie allen im Gesundheitswesen Tätigen fördern,
  • Patientenbeteiligung stärken,
  • Patientensicherheit erhöhen,
  • Beschwerdemöglichkeiten ausbauen.

In den letzten Jahren hat sich die Rolle der Bürgerinnen und Bürger, Versicherten, Patientinnen und Patienten im Gesundheitssystem verändert. Sie nehmen nicht mehr nur passiv die Hilfe der ärztlichen und pflegerischen Professionen in Anspruch, sondern sie haben sich zu aktiven Partnerinnen und Partnern entwickelt. Gleichwohl sind Menschen in gesundheitlichen Krisensituationen nicht mit souveränen Konsumentinnen und Konsumenten gleichzusetzen. Patientinnen- und Patientenorientierung im Gesundheitswesen braucht eine Haltung aller, die mehr ist als bloße Kundinnen- und Kundenorientierung. Sie muss im Zweifel parteiisch für die Patientinnen und Patienten sein und aktiv Autonomie und Empowerment fördern.

Auch wenn es eine rechtliche Basis für die patientinnen- und patientenorientierte gesundheitliche Versorgung gibt, ergeben sich durch und in unserem vielfältig strukturierten Gesundheitssystem immer wieder Probleme und Unklarheiten. Patientinnen und Patienten beschweren sich, dass sie nicht ausreichend informiert und ernst genommen werden. Kommunikative Fähigkeiten müssen deswegen stärker gefördert werden.

Auch die verbandliche Vertretung von Patientinnen- und Patienteninteressen kann aufgrund finanzieller Begrenzungen nicht alle Prozesse begleiten. Dass es Anlaufstellen wie Ombudspersonen oder Beauftragte für die Belange von Patientinnen und Patienten gibt, ist vielen bislang unbekannt.
Innerhalb der Informationsflut durch Internet und Co gibt es für Patientinnen und Patienten zu wenig Orientierung. Außerdem sind die verfügbaren Informationen nicht für alle Menschen gleichermaßen zugänglich und verwertbar.

Dass selbstbewusste, starke Patientinnen und Patienten, aber auch die organisierte gesundheitliche Selbsthilfe dazu beitragen können, Mängel und Schwachstellen sichtbarer zu machen und damit das Versorgungsangebot weiterzuentwickeln, ist unbestritten. Dabei sind die zum Teil sehr unterschiedlichen Bedürfnisse von Patientinnen und Patienten in den Blick zu nehmen. Die Rahmenbedingungen sind dafür dauerhaft so zu gestalten, dass informierte Entscheidungen und selbstbestimmtes Handeln so einfach wie möglich werden.

Gesundheitspreis 2016 - Preisträger

1. Preis

Projekt: Patientenbegleitung Köln
Projektträger: Caritasverband für die Stadt Köln e. V.
Das Projekt "Patientenbegleitung Köln" unterstützt allein lebende ältere Menschen vor, während und nach einem Krankenhausaufenthalt durch speziell geschulte ehrenamtliche Patientenbegleiterinnen und -begleiter. Diese soziale Begleitung (z. B. Hilfestellung bei Erledigungen des täglichen Bedarfs oder Fahrten zur Nachsorge) reduziert die Ängste der Seniorinnen und Senioren vor einem Kranken-hausaufenthalt und trägt zur Verbesserung der Schnittstellen zwischen den einzelnen Bereichen des Gesundheitssystems bei.

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2. Preis

Projekt: Selbsthilfeakademie NRW
Projektträger: GSP GmbH des Paritätischen NRW
Die Selbsthilfeakademie NRW berät, unterstützt und qualifiziert in der Selbsthilfe tätige Personen. Ziel des Projektes ist die Entwicklung und Umsetzung eines qualitätsgesicherten und bedarfsgerechten Fort- und Weiterbildungsangebotes. Es werden Angebote geschaffen, die den Dialog aller Beteiligten stärken und das gemeinsame Lernen sowie die Vernetzung untereinander fördern (Informationstage, Austauschforen, Expertenworkshops, Online-Foren).

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3. Preis

Projekt: Team der Patientenfürsprecher - unterwegs von Zimmer zu Zimmer
Projektträger: Klinikum Leverkusen gGmbH
Mit dem Projekt "Team Patientenfürsprecher" verfolgt das Klinikum Leverkusen das Ziel, durch den Einsatz von ehrenamtlichen und unabhängigen Patienten-fürsprecherinnen und -fürsprechern die Zufriedenheit ihrer Patientinnen und Patienten zu verbessern. Indem sie aktiv auf die Patientinnen und Patienten zugehen, regelmäßig als feste Ansprechpersonen in den Abteilungen präsent sind und auf Wunsch Anliegen an das Qualitätsmanagment weiterleiten, wird die Hemmschwelle für Beschwerden gesenkt und die Behandlungsqualität verbessert.

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3. Preis

Projekt: Implementierung "Behandlung im Voraus planen" im Palliativnetzwerk der Stiftung "EVK Düsseldorf"
Projektträger: Palliativnetzwerk der Stiftung "EVK Düsseldorf"
Kern des Projektes ist ein Gesprächsangebot für Patientinnen und Patienten des Palliativnetzwerks. Zertifizierte Gesprächsbegleiterinnen und -begleiter unterstützen darin, sich darüber Klarheit zu verschaffen, welche Form der medizinischen Behandlung sie wünschen, wenn sie dies in einer schweren gesundheitlichen Krise nicht mehr selbst äußern können - und wie sie dies, auch zur Entlastung der Angehörigen, unmissverständlich festlegen können. Damit wird die Selbstbestimmung von lebenslimitiert Erkrankten deutlich gestärkt.

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Sonderpreis

Projekt: "Ich kenn mich aus" - Unterrichts- und Schulgestaltung zum Themenfeld Gesundheit unter Berücksichtigung des Aspektes Inklusion
Projektträger: Ärztekammer Nordrhein und AOK Rheinland/Hamburg
Das Grundschulprojekt "Ich kenn mich aus" hat zum Ziel, sozial benachteiligten Kindern in ihren besonderen Lebenssituationen den Zugang zur medizinischen Vorsorge und Versorgung zu erleichtern. Grundschulkindern mit Behinderung oder mit Deutsch als Zweitsprache wird durch die Arbeit mit speziell entwickelten Medien, den Einsatz von Patenärztinnen und -ärzten, Schulungen von Multiplikatorinnen und Multiplikatoren sowie Elterninformationen wird ein erstes Orientierungswissen über Institutionen, Berufsgruppen und Aufgaben im Gesundheitswesen vermittelt. Das Projekt ermutigt, Hilfe früher in Anspruch zu nehmen und hilft Ängste abzubauen.

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Neu aufgenommene Projekte in die Landesinitiative Gesundes Land Nordrhein-Westfalen 2016

Insgesamt 47 Projekte haben sich um die Aufnahme in die Landesinitiative beworben. 16 von ihnen dürfen fortan das Siegel "Beispielhaftes Projekt Landesinitiative Gesundes Land Nordrhein-Westfalen 2016" tragen.

Preisverleihung

Fünf Projekte, die beispielhaft zeigen, wie die Selbstbestimmung von Patientinnen und Patienten gestärkt werden kann, hat Gesundheitsministerin Barbara Steffens am 8. Dezember 2016 mit dem "Gesundheitspreis Nordrhein-Westfalen 2016" ausgezeichnet.